Region 8 singt mit im Riesenchor

Erstellt am 24.06.2019

Erfahrungen von Kathrin Koppe-Bäumer

Dortmund. Geprobt hatten wir in Brilon mit einem kleinen Projektchor. 15 Mitglieder waren wir, über die Hälfte davon in der Altstimme, einige Jugendliche sangen Sopran und der einzige Mann Bass. Da ich es nicht zu allen Proben schaffte, war die CD mit der Altstimme meine wichtigste Lehrmeisterin. Auf meinen täglichen Autofahrten durchs Sauerland  begleitete sie mich. Gewohnt bin ich das Singen nach Noten und mit Textheft. Nur der CD folgen, die Melodien zunächst mitsummen und dann nach und nach die Texte laut mitsingen können, das war für mich ein neuer Weg. Doch kurz vor der Generalprobe konnte ich fast alle Stücke mit der CD singen.

Schon bei der Hauptprobe im Mai in der Hagener Stadthalle breitete sich ein riesiger Klang aus. Die Mitglieder unseres Projektchores saßen verstreut, aber doch geborgen in der großen Menge. Ich konnte darauf vertrauen, dass viele andere die Stücke gut kannten und die Einsätze stimmten. War ich unsicher, konnte ich schweigen, wenn ich mir sicher war, stimmte ich kräftig ein. Festen Halt gab mir der Dirigent, der die Alt-Stimmen leitete. Unbestechlich gab er Takt und Rhythmus vor, zeigte genau, wann die Explosiv-und Zischlaute abgesprochen werden mussten, markierte bei den langen Tönen die Wechsel. Mit ihm Blickkontakt zu halten, das machte sicher.

Vertrauen konnte ich der Organisation der „Creativen Kirche“, die für die Veranstaltung zuständig war. Ein Moderator führte durch alle Proben. Er hatte alles im Blick, selbst dass wir in der stickigen Westfalenhalle bei der Generalprobe regelmäßig zur (Wasser-) Flasche griffen. Auch für Hilfe bei medizinischen Notfällen war gesorgt.

Trotz des dichten Programms blieb die Stimmung durchgehend  freundlich. „Viel Spaß“, wünschte der Chefdirigent, bevor er den Taktstock hob.  Nach jedem Stück hob unser Alt-Dirigent  den Daumen in die Höhe und signalisierte: „Gut gemacht“, obwohl es wackelige Einsätze und auch ein paar schiefe Töne gegeben hatte. Alle sollten ihr Bestes geben, doch wir wurden nicht von Perfektionismus verunsichert. 
Egal mit welcher Stimmung wir gekommen waren, federleicht oder zentnerschwer, in  Balance oder aus dem Lot – in diesen großen Chor konnten alle sich einbringen und miterleben, wie der Pfarrer Martin Luther King seinen Traum von der Freiheit für alle umsetzte, tiefe Krisen durchlebte und von Gottes Geist getröstet seinen Traum weitergab an seine Frau, an Freiheits-und Friedensbewegte und an die Musiker auf der Bühne und in den Chorrängen, die am Ende überzeugend vortrugen:   „Gott bricht aus Bergen der Verzweiflung  Steine der Hoffnung uns heraus. Ja, wir vertrauen der Verheißung, bauen der Gerechtigkeit ein Haus“.