„Altes wird vergehen, Neues darf werden“ - Entwidmung der Lukas-Kirche nach 70 Jahren

Erstellt am 28.06.2019

Von Kathrin Koppe-Bäumer

Sundern. „Danke, Gott, für die Räume, die du uns schaffst;  für diese Kirche, wo wir uns erinnern an Hoch-Zeiten und Tief-Punkte, an die Menschen, die heute nicht mehr neben uns sitzen, aber bei dir sind. Altes wird vergehen. Neues darf werden. Wir bitten dich, Herr, erbarme dich“. So betete Superintendent Dieter Tometten im Gottesdienst anlässlich der Entwidmung der Lukaskirche. Die Bänke und Stühle der ursprünglichen von Otto Bartning nach dem Krieg entworfenen Diaspora-Kapelle waren bis auf den letzten Platz besetzt. Aktuelle Gemeindeglieder waren gekommen, aber auch solche, die in der Kirche konfirmiert worden sind und extra zu diesem Anlass gekommen waren. Als geladene Gäste begrüßte Pfarrer Martin Vogt neben dem Superintendenten Sunderns Bürgermeister Ralph Brodel, Katharina Grothe, die 1. Beigeordnete der Stadt Sundern, und Ortsvorsteher Hans-Jürgen Schauerte, dazu vom Pastoralverbund  Barbara Fisch und als Vertreter der Nachbargemeinden Wolfgang Faber, Vorsitzender des Presbyteriums in Neheim, sowie Architekt Lars Krug.
Wenn eine Kirchengemeinde sich von der Kirche verabschiedet, in der fast 70 Jahre gebetet und gesungen wurde, wo Kinder getauft, Jugendliche konfirmiert und Paare getraut wurden, wo festliche Gottesdienste zu Ostern und zu Weihnachten gefeiert worden sind und kleine und große Anlässe vor Gott gebracht wurden, da hilft es, wenn viele da sind, sich gegenseitig trösten, und darauf setzen, dass Gott den Abschiedsweg mitgeht.
Dass Gott seine Menschen nicht im Stich lässt und harte Zeiten mit ihnen aushält, zog sich als roter Faden durch den Gottesdienst. Die Lieder, von Gemeinde und von einem Frauenprojektchor unter Leitung der Organistin Irene Richter gesungen, strömten Dankbarkeit und Zuversicht aus. In der Predigt legte Martin Vogt das Segenslied „Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott“ aus. Er erinnerte an die Zeiten, als die kleine Lukaskirche, die  - am Rand der Hauptstraße gelegen - leicht übersehen wird, zeichenhaft stand für die kleine Schar der Protestanten nach dem Krieg. Damals lebten Protestanten und Katholiken noch weit getrennt voneinander. Ganz anderes sei es jetzt, hob der Pfarrer hervor, und erinnerte an den großen ökumenischen Gottesdienst auf der Seebühne an Pfingstmontag. Dies und auch die Tatsache, dass während Abriss und Neubau die evangelischen Gottesdienste und Veranstaltungen in der Christkönigkirche und in katholischen Gemeinderäumen stattfinden können, stehe für den wunderbaren Weg, den die Konfessionen auf einander zu gegangen seien. „Wir haben viel Grund zur Dankbarkeit dafür, dass wir so selbstverständlich die Gastfreundschaft der katholischen Kirchengemeinde in Anspruch nehmen dürfen“.
Bevor die Gemeinde auf diesem Weg weitergehen könne, gelte es Abschied zu nehmen von der Lukaskirche und den Erinnerungen der Gemeinde und der einzelnen Menschen. Vogt forderte alle auf, Bilder an persönliche Erlebnisse „heute aus der Kirche mitzunehmen“. Er sei dankbar, dass die Bibel „uns nichts vormacht“. Sie erzähle von schweren Lebensstrecken, die einzelne und Gruppen gerne überspringen wollten. Aber gerade für solche Situationen sage sie zu: „Du musst nicht allein damit zurechtkommen. Es sind nicht nur Menschen da, die dir helfen. Sondern du darfst sicher sein, Gott ist für dich da.“ Gott wende der Gemeinde und jedem einzelnen sein Gesicht zu – voll Wärme und Licht. „Mit diesem liebevollen Blick begleitet  Gott uns durch diese Zeit“.
Mit freundlichen Worten und Blicken lud Pfarrrein Gabriela Hirsch zum Abendmahl ein. In fünf großen Runden vor dem Altar empfingen die Menschen dankbar diese Wegzehrung auf dem Abschiedsweg.  Danach verlas der  Superintendent die Entwidmungsurkunde. Mitglieder des Presbyterium, der Küster und die Leiterin des Kindergartens, sowie die Sekretärinnen des Gemeindebüros kamen nach vorne und nahmen das Altarkreuz, die Osterkerze, die Taufschale, die Paramente, die Altarkerzen, die Blumen und das Abendmahlsgeschirr in Empfang. Mit der Bitte an Gott: „Bleib in unserer Mitte, geh mit uns“, trugen sie sie aus der Kirche. Die sichtlich betroffene Gemeinde folgte nach draußen. Hier beschloss Martin Vogt mit dem Segen den Gottesdienst. Herzhafte Schnittchen und süßer Kuchen ermunterten zum Bleiben, zum Reden und zum Wiedersehen. Wer wollte, konnte sich von der leeren Kirche verabschieden.