Begegnungsreiche 25 Jahre - Die evangelische Gemeinde feiert den Geburtstag ihres Gemeindezentrums

Erstellt am 03.07.2019

Von Klaus Bunte

Werl – Begegnungen sind es, die die vergangenen 25 Jahre in der Paul-Gerhardt-Straße 15a prägten. Ganz viele hat es am 30. Juni wieder gegeben: Da hat die die Evangelische Gemeinde den 25. Geburtstag ihres „Hauses der Begegnung“ gefeiert.

Vor 25 Jahren war Pfarrer Christoph Lichterfeld hier zwar noch nicht tätig. Er hat gut die Hälfte dieser Zeit miterlebt, die zweite Hälfte natürlich. Doch nach 13 Jahren kennt er sich auch mit den zwölf Jahren zuvor gut aus.

„Bis 1966 hatte die Gemeinde die Johanneskirche“, erzählt er rückblickend. Das Gebäude an der Steinerstraße wurde später profaniert und ist heute italienisches Restaurant. Abgelöst wurde es von der Pauluskirche. Sie beherbergte zwar im Anbau einen Versammlungsraum, den sogenannten „Alten Presbyter-Raum, wo dem Namen entsprechend das Presbyterium tagte, zusätzlich nutzte die Gemeinde Räume in der benachbarten Paul-Gerhardt-Schule für ihren Konfirmanden-Unterricht, auch in der Kirche trafen sich einzelne Gruppen. „Aber es war doch absehbar, dass durch die Einheit von Kirche und Kindergarten auch ein zentrales Gemeindehaus hierher sollte“, so Lichterfeld. „So beschloss das Presbyterium die Planung und den Bau.“

1994 wurde der Grundstein gelegt. Der aufwendige Stein zeigt verschiedene Szenen der Begegnung mit Kindern, alten oder einsamen Menschen und Fremden. Noch im selben Jahr konnte der Neubau bezogen werden.

Hier hatte die Gemeinde deutlich mehr Platz und konnte mehr Angebote einrichten, wie die Mutter-Kind-Gruppen, und die Jugend breitete sich im Untergeschoss aus. Außerdem wird das Haus vermietet für Feiern, die im Kontext der Kirche stehen, vornehmlich bei Beerdigungen. Großen Wert hatte man bei der Planung darauf gelegt, dass das Hus flexibel genutzt werden konnte. Durch variable Wände, die beiseite geschoben werden können, lässt sich das Erdgeschoss in eine einzige große Halle verwandeln.

Offenbar hat die Gemeinde auch bei der Wahl des Architekten und der ausführenden Unternehmen eine gute Wahl bewiesen (oder einfach ganz besonders viel guten Segen von „ganz oben“ bekommen), denn abgesehen von Einbruchsschäden oder den Folgen eines Starkregens, nach dem der Keller in 2008 unter Wasser stand, wurden bislang keinerlei Sanierungsarbeiten fällig. „Doch den Wasserschaden haben wir genutzt, um kräftig auszumisten“, gewinnt Lichterfeld selbst einem solchen Vorfall noch eine positive Seite ab.

Eine große Herausforderung waren die Sanierung und Erweiterung des Kindergartens – 2013 wurde das Haus der Begegnung für eineinhalb Jahre zum Kindergarten, das übrige Gemeindeleben siedelte in die Kirche um.

„Hier begegnen sich auch Menschen, die sich sonst vermutlich nicht so begegnen würden“, führt Lichterfeld aus, „weniger in den gefügten Gruppen als vielmehr in der frühkindlichen Erziehung und im Musikgarten.“

Begegnungen ganz anderer Art brachte die sogenannte Flüchtlingskrise. Lichterfeld: „Hier treffen Menschen, die Schutz suchen, auf Menschen, die ihnen Schutz geben können. Und es macht mich auch ein wenig stolz, dass sie zu uns kommen – das zeigt ja, dass sie von uns etwas erwarten. Und wir können es uns ja auch leisten.“

Zweimal wurde das Haus für ein Kirchenasyl zu Verfügung gestellt. Einmal lebte fast ein Jahr lang ein Flüchtling im Kaminzimmer, einmal eine Mutter mit ihren beiden Kindern. Bei Menschen, die Kirchenasyl genießen, sei das Bundesamt für Migration angehalten, sich noch einmal näher mit dem Fall auseinanderzusetzen und könne die Flüchtlinge nicht einfach nach dem Dubliner Abkommen in das Land abschieben, in dem sie ihren Erstantrag stellten. Die Konfession spiele für die Gemeinde keine Rolle: „Das ist in dem Fall absolut zweitrangig“, so Lichterfeld, „wir gewähren Asyl ohne Ansehen des Geschlechts, der Religion und der Person.