„Man lässt keine Menschen ertrinken“ - Kirchenkreis Soest-Arnsberg startet auf der Sommersynode Suche nach einem Nachfolger von Superintendent Dieter Tometten

Erstellt am 08.07.2019

Von Hans-Albert Limbrock

Soest-Arnsberg. Menschen in Not zu helfen gehört quasi zur DNA der Evangelischen Kirche. Auch deshalb wird in ihren Reihen die Diskussion um das Retten von Flüchtlingen im Mittelmeer intensiv und mit einem Höchstmaß an Empathie geführt. Bei der Sommersynode in der Fachhochschule Soest, der ersten nach der im Januar erfolgten Vereinigung der Kirchenkreise Soest und Arnsberg, nahm das Thema denn auch breiten Raum ein.

Zu den zeitgleich stattfindenden Protesten in zahlreichen Städten der Aktion „Seebrücke“ wurde mit einer Schweigeminute und dem gemeinsam gesungenen Lied „We shall overcome“ eine bewegende Solidaritätsbotschaft der  Synode ausgesandt. „Man lässt keine Menschen ertrinken. Punkt“, formulierte Superintendent Dieter Tometten in seinem Jahresbericht.

Darin nahm er auch zum Kirchenasyl Stellung. Derzeit befinden sich acht Menschen im Kirchenkreis Soest-Arnsberg im kirchlichen Schutz. Tometten: „Kirchenasyl ist ein Notangebot an unseren Staat. Es bietet dem Staat an, der von ihm nicht mehr gewährleisteten Menschlichkeit doch eine faire Chance zu geben. Es ist ein Akt christlichen Gewissens, der sehr sorgsam und ernsthaft zu würdigen und zu schützen ist. Mit dem Gewissen spielt man nicht.“

Einen kritischen Blick richtete Tometten auf den hohen Bestand an historischen Kirchengebäuden, der besonders die Kirchengemeinden im Altkreis Soest vor große Herausforderungen stellt: „Kirchengebäude müssen Mittel zum Zweck bleiben, nicht alle Mittel verschlingender Zweck.“

Der Superintendent fordert daher ein Umdenken in der Gebäudeverwaltung: „Es ist Zeit, über ein landeskirchenweites Gebäudemanagement nachzudenken. Wir sollten darüber nachdenken, ob die Gebäude einer Fachverwaltung übergeben werden können, die sich darauf versteht und die sich hoffentlich mit zunehmender Erfahrung geschickt und kompetent verbessern kann.“

Ein halbes Jahr nach der Vereinigung und nach dem zuvor erfolgten, langen Vereinigungsprozess sieht Tometten den neuen Kirchenkreis auf einem guten Weg: „Dass es holpern würde mindestens im ersten Jahr, war klar. Dass Fehler unterlaufen, dass nachgebessert werden muss, dass Irritationen entstehen, dass sich der Erfolg noch gar nicht zeigen will, dass es nicht nur Verbesserungen gibt, sondern auch Verluste – das gehört nicht nur zu den Binsenweisheiten der Veränderung.“

Gleichzeitig aber lobte Tometten die Kirchengemeinden für ihr Verständnis, ihre Improvisationsbereitschaft und ihren Mut: „Das hat den Weg ganz klar sehr erleichtert.“

Die Vereinigung der Kreiskirchenämter Iserlohn-Lüdenscheid mit Soest-Arnsberg rückte Verwaltungsleiter Bernd Göbert in den Mittelpunkt seines Jahresberichtes. Hierbei räumte er ein, dass es auch nach anderthalb Jahren immer noch eine Vielzahl von Problemen gebe, unter denen besonders auch die Kirchengemeinden leiden: „Zufriedenstellend ist anders. Ich kann Ihnen versichern, dass nicht nur bei Ihnen eine große Unzufriedenheit herrscht.“

Als Ursache für die oft langen Bearbeitungszeiten und bisweilen  auftretenden Kommunikationsschwierigkeiten führte Göbert eine ganze Reihe von Problemen an, so seien technische Lösungen eingekauft worden, die sich in der Praxis als nicht optimal erwiesen hätten. Zudem sei die Vereinigung der Kirchenkreise Soest und Arnsberg aus Verwaltungssicht ungleich komplexer gewesen, als man das zunächst erwartet habe: „Das hat uns vor zeitaufwändige Herausforderungen gestellt.“

Der Verwaltungsleiter des Kreiskirchenamtes Sauerland-Hellweg bat die Kirchengemeinden daher um Verständnis, dass noch nicht alles glatt laufe und versicherte, „dass wir intensiv und unaufhörlich an einer stetigen Verbesserung arbeiten. Auch wenn der Weg steinig und schwer ist, bin ich nach wie vor davon überzeugt, dass er richtig ist.“

Aus den Reihen der Kirchengemeinden wurde das Angebot gemacht, mit ehrenamtlichen Helfern bei den rückständigen Buchungen zu helfen, um diesen Stau möglichst zeitnah aufzulösen.

Mit dieser Sommersynode, an der 155 Pfarrerinnen und Pfarrer, Delegierte, Mitarbeiter und Gäste teilnahmen, begibt sich nun auch Dieter Tometten auf die Zielgerade seines beruflichen Lebens. Nach acht Jahren als Superintendent wird er sich zum Juni kommenden Jahres in den Ruhestand verabschieden.

Da neben dem Kirchenkreis Soest-Arnsberg auch die Nachbarkreise Hamm und Unna auf der Suche nach einem neuen Superintendenten oder einer Superintendentin sind, befinde man sich in einem echten Wettbewerb, erklärte Christoph Peters, Vorsitzender des Nominierungsausschusses: „Das Headhunting hat begonnen.“.

Mit der Veröffentlichung der Stellenausschreibung begebe man sich nun in die aktive Phase der Suche. Gesucht wird, so heißt es in der Ausschreibung, „eine theologisch profilierte Persönlichkeit mit ausgewiesener Leitungskompetenz, die mit Freude an Konzept und Identität des jungen Kirchenkreises gestalterisch mitwirkt, Kirche neu denkt und in allem nach Gottes Weg fragt.“ Und noch etwas ist dem Nominierungsausschuss wichtig: „Sie begeistern durch ihre Kreativität und Leidenschaft für eine Kirche der Zukunft.“

Bis Ende September läuft nun die Bewerbungsfrist. Am 10. Januar 2020 sollen sich dann zwei oder drei Bewerberinnen oder Bewerber vorstellen. Am 18. Januar wird auf einer Sondersynode gewählt. Peters: „Erste Namen sind uns schon zugetragen worden.“