Ganz viel positive Energie im Gepäck - Hermann ist Deutsch-Lehrer in Kamerun und war jetzt bei der Jugendkirche zu Gast

Erstellt am 08.08.2019

Von Thomas Brüggestraße

Soest. H e r m a n n. Er trägt ein schneeweißes Buchstabenbändchen mit seinem Vornamen am  Handgelenk. Ob das normal ist, dass ein Afrikaner einen alten deutschen Vornamen trägt? „Na klar“, grinst Guy Hermann Kwaya: Der französische Vorname ist eigentlich sein erster, aber er hat sich für „Hermann“ als Rufnamen entschieden.

„Mein Heimatland ist Kamerun, das war mal deutsch“, erzählt er beim Treffen im Stadtpark: Es ist gerade Ferienparty, und die Soester Jugendkirche strickt mit der „Hugo“-Band und dem neuen Chor „AmaSing“ mit am Unterhaltungsfaden für die Kids, die „Katerfrei“-Bar haben sie auch mitgebracht, eine „Candy-Bar“ ebenso.

Vier Wochen lang war Hermann jetzt in Deutschland, und er nimmt ganz, ganz viel positive Energie und jede Menge schöne Erinnerungen mit nach Hause. Dort ist er Deutsch-Lehrer und ehrenamtlich für die Kirche tätig:  Die evangelische Gemeinde „Mont des Oliviers“ in Ngaoundéré, der Hauptstadt der Region Adamaua, sie zählt ungefähr 900 Mitglieder, und wenn sie dort den Herrn feiern, dann geht es stundenlang munter die Kirchenbänke rauf und runter. „Fast alle kommen regelmäßig zum Gottesdienst“, erzählt Hermann. „Bei Euch nicht?“ Er lacht verschmitzt und erzählt, wie viel Spaß der liebe Gott den Menschen daheim so macht.

„So geht Begegnung“, findet Hermann. Und: Dem guten Martin Luther hätte das wohl genau so gut gefallen, ebenso wie der Kirchentag in Dortmund vor wenigen Wochen. Da ist Hermann zuerst gewesen, hat Bühnen-Programm mit organisiert. „Spannend“, sagt er: „Viele fröhliche Leute, viele schöne Begegnungen, und alles war so friedlich, niemand hat Stress gemacht. Einfach schön!“ Und dann der offizielle Jugend-Kirchen-Gottesdienst, den die Soester ausrichten durften: „Lass mal Gott machen!“ Hermann hat’s ganz toll gefallen: „Richtig schön. Und total überfüllt…“

Leiterin Petra Englert und die Ehrenamtliche Annalena Kleineberg von der Soester Jugendkirche hatten Hermann abwechselnd in Erwitte und in Hattropholsen zu Gast – beide haben ihn bei einem Besuch in Kamerun vor vier Jahren kennengelernt und sofort ins Herz geschlossen, weil er so viel zu erzählen, die Leute mit Charme und Lebensfreude zu begeistern weiß.

In Berlin war Hermann auch für eine kurze Stippvisite – nicht alles hat er besichtigen können, weil die Zeit doch ein wenig knapp war. „Auf der Spree bin ich gefahren mit einem Schiff, die Gedächtniskirche habe ich gesehen, auch dieses KaDeWe, dieses große Kaufzentrum.“ Was ihn noch begeistert habe? Hermann grinst: „Currywurst, na klar. Und Berliner Bier, das originale. Eisbein. Und Berliner Weiße.“ Himbeer muss es sein, dann ist Hermann hin und weg.

In Soest hat er zwei Stunden an der Christian-Rohlfs-Realschule mit Schülern über Kamerun gesprochen. Im „Hugo“-Gottesdienst hat er gepredigt: Über Zachäus aus dem Lukas-Evangelium und die Verbrecher am Kreuz links und rechts von Jesus und die Frage, was Glaube für sie bedeutet, wie er sie verändert hat. Was alle daraus lernen können.

„Veränderung geht nur, wenn man genau versteht, was Glaube bedeutet“, findet Hermann. „Das ist ein ganz wichtiger Punkt. Die Schächer am Kreuz haben es verstanden in ihren letzten Stunden: Jemand ist da!“ Für ihn ist da auch ein Bogen zum Kirchentagsmotto: „Was für ein Vertrauen!“ 

Im Hintergrund spielt jetzt die Hugo-Band. Hermann singt mit am Tisch: „An Deinem Segen ist mir mehr gelegen…“ Die Musik gefällt auch vielen Kids auf der Wiese. Seit drei Jahren gibt es diese Ferien-Party jetzt, und die Soester sind mit der Jugendkirche seit zwei Jahren dabei.

Was Hermann mitnimmt nach  Ngaoundéré? „Neue Erkenntnisse für den Deutschunterricht“, schmunzelt der: „Ich war voll überrascht, was es hier in Deutschland gibt: Pralinen mit Alkohol, Frauen die Taxi fahren – Tankstellen ohne Service, also ohne einen, der für Dich tankt, die Scheibe putzt vorm Abfahren und der Zeit für ein Schwätzchen hat…“

 Wie seine letzte Woche in Deutschland war? Hermann: „Konfirmanden-Unterricht am Möhnesee, eine Weltreise in vier Stunden im Klimahaus in Bremerhaven, ein Besuch in Münster auf Burg Fischering – alte Gebäude faszinieren mich. Dort habe ich den Rest unserer Reisegruppe wieder getroffen. Den Superintendenten will ich noch treffen.“

 Von Düsseldorf aus geht es über Istanbul zurück nach Afrika. In sieben Jahren muss Hermann aber allerallerspätestens wieder hier sein, findet Petra Englert: „Mein Papa Uli wird dann 80, und der hat den Hermann sofort ins Herz geschlossen…!“ Ja, er werde sie alle hier vermissen, sagt Hermann. „Und die Gummibärchen.“ 

In Kamerun arbeitet Hermann Kwaya als Deutschlehrer und engagiert sich ehrenamtlich in der Kirche. Fotos: Thomas Brüggestraße

Hermann mit seinem Buchstabenbändchen. Vier Wochen lang war Hermann Gast bei Annalena Kleineberg und Petra Englert von der Jugendkirche.