Toleranter Ort mit über 100 Nationen - Ökumenischer Gottesdienst spiegelt Werden, Werte und Wünsche der Gemeinde

Erstellt am 28.08.2019

Mehr Besucher als erwartet erlebten unter freiem Himmel einen eindrucksvollen ökumenischen Gottesdienst auf dem Gelände des Wickeder Bauhofs. Pfr. Ernst Pallmann war für die Evangelische Kirchengemeinde aktiv. Foto: Andrea Schulte

Wickede. Die Bürger der Gemeinde haben allen Grund, zum 50-jährigen Bestehen ihres Heimatortes zuversichtlich in die Zukunft zu schau en. Das war eine Erkenntnis des ökumenischen Gottesdienstes auf dem kommunalen Bauhof. Erstmals gestaltete die heimische Politik den Gottesdienst, bei dem das Werden der neuen Gemeinde seit 1969 beleuchtet wurde.

Fünf Ortsteile waren damals am grünen Tisch aus den angrenzenden Gebieten herausgeschnitten und zum Konstrukt „Wickede (Ruhr)" zusammengesetzt worden. Mit großen Puzzlestücken vollzogen die Ortsvorsteher das beim Gottesdienst nach, stellten in launigen Worten jeweils ihr Dorf vor. Viele unter schiedliche, gute Eigenschaften der Ortsteile klangen an, „die doch eigentlich ganz gut zusammenpassen“, bilanzierte Bürgermeister  Dr. Martin Michalzik.

Unter dem vier Meter großen Kreuz aus Baustellenbaken, das von den Bauhofkollegen Wolfgang Schüpstuhl und Rolf lhme geschaffen worden war, trugen Mitglieder des Rates Gedanken zur Gemeinde vor.

Dass politische Unterschiede nicht nur trennen, sondern aus verschiedenen Perspektiven Entscheidungen für die Zukunft der Gemeinde ergeben, erläuterte Grünen-Sprecher Lothar Kemmerzell. SPD- Fraktionschef Engelbett Gurka beleuchtete, dass ein solcher Gottesdienst vor 50 Jahren kaum möglich gewesen wäre, man aber heute „ganz gelassen miteinander" feiere.

SPD-Fraktionsmitglied und Kulturausschuss-Vorsitzender  Norbert Spieth erinnerte an Veränderungen in fünf Jahrzehnten. Wo ehedem noch Feldfrüchte wuchsen, haben jetzt Familien ihre Häuser gebaut. „Im Ortskern wurden früher schwere Bandstahlrollen mit Güterzügen transportiert. Jetzt rollen dort die Einkaufswagen. Und unsere Supermärkte sind so groß wie früher die Fabrikhallen.“

CDU-Vorsitzender Thomas Fabri: „Heute bietet Wickede mehr als 4.500 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze". Murat Güneser von den Grünen betonte: „So bunt und international wie heute war die Einwohnerschaft 1969 bei weitem nicht. Heute leben Menschen aus über 100 Nation in unserer kleinen Gemeinde.“

CDU-Ratsfrau Helen Kramer:„ Wir haben Grund, heute dankbar zu sein: Für Frieden und Sicherheit, für die Möglichkeiten, die der Reichtum unseres Landes uns bietet, die Zukunft gut zu gestalten und Fehler der Vergangenheit anzupacken."
 „Was schätze ich an Wickede (Ruhr)?"  Hierzu, wie zur Frage nach Zukunftswünschen vor Ort konnten alle Gottesdienstbesucher Karten ausfüllen. „Offenheit und Toleranz", wurde als Wunsch aber auch als Wert genannt, der kleine Leon möchte genügend Kindergattenplätze für alle. Auch von Dankbarkeit für den „schön gestalteten Ortskern und das schöne Freibad" war zu lesen, ebenso wie dafür, dass Wickede ein Ort ist, an dem Menschen verschiedener Religionen friedlich zusammenkommen können.

Die religiöse Vielfalt fasste der Bürgermeister in Zahlen: Von fünf Wickedern sind drei katholisch, einer evangelisch und einer Angehöriger einer anderen Religion. Als Beispiel trug der Imam des europäisch-anatolischen Kulturvereins zwei Verse aus dem Koran vor. Murat Güneser von der europäisch-alevitischen Religionsgemeinschaft verdeutlichte, dass Werte wie Solidarität und Toleranz, Wissen und Bildung einen hohen Stellenwert in der Gemeinschaft einnehmen, in deren Mittelpunkt das Göttliche im Menschen und damit nicht zuletzt der Mensch selbst stehe.

Mit Fürbitten, Glaubensbekenntnis und „Vater unser"' endete ein außergewöhnlicher Gottesdienst, der die Teilnehmer in einer bisher nicht bekannten Form zusammenbrachte. Beifall gab es für die Musik von David Schmeiser und der Band „Planless“.  
Nachdruck mit freundlicher Genehmigung des Werler Anzeigers