Handarbeit auf dem Dach Gottes

Erstellt am 12.09.2019

Von Hans-Albert Limbrock

SOEST. Wenn man sein Haus renovieren will, dann braucht man vor allem eins: Handwerker, die was von ihrem Fach verstehen; die auch einmal improvisieren können, wenn es nicht so rundläuft und die immer eine Lösung parat haben, falls es Probleme gibt. Das alles wird auch bei der Renovierung einer Kirche verlangt. Nur sind die möglichen Probleme hier ungleich größer und die Anzahl der Betriebe, die sich mit Kirchen-Renovierungen auskennen, ist in der Regel überschaubar.

Umso glücklicher ist Dirk Pieper, der Architekt des Evangelischen Kirchenkreises Soest-Arnsberg, dass für die Hohnekirche einmal mehr absolute Fachleute verpflichtet werden konnten: „Ohne solche Leute und ihr handwerkliches Können ist solch ein Projekt nicht zu realisieren.“

Aktuell läuft der 2. Bauabschnitt der mehrere Jahre umfassenden Sanierung. Dabei wird das Dach des seitlichen Kirchenschiffs mit Blei eingedeckt. Die Technik, die hierbei zur Anwendung kommt, ist uraltes Handwerk und wird nur noch von wenigen Betrieben beherrscht. Der Betrieb Prange aus Brilon ist einer der wenigen in der Region, die solche Arbeiten ausführen können.

„Das wird noch alles mit der Hand gemacht. Ohne Einsatz von Maschinen“, erklärt  Klempnermeister Frank Henke. „Das ist eine Technik wie vor zweihundert Jahren.“ Jede der Bleiplatten – auf den Quadratmeter kommen fast dreißig Kilo – wird mit einem speziellen Treibhammer bearbeitet. Das erfordert Kraft, Geschick und Geduld. Und die Bereitschaft, bei Wind und Wetter in luftiger Höhe zu arbeiten. Ein echter Knochenjob.

Vielleicht liegt es auch daran, dass Unternehmen wie Prange, deren Auftragsbücher randvoll sind, zunehmend Probleme haben, Nachwuchs zu finden. Henke: „Wir lassen uns in dieser Beziehung wirklich schon eine Menge einfallen, aber es wird von Jahr zu Jahr schwerer, gute Leute zu finden.“

Das weiß auch Markus Sandner. Der Architekt aus Bad Godesberg betreut mit seinem Architekturbüro die „Baustelle Hohnekirche“: „Das ist ein generelles Problem im Handwerk. Der Fachkräftemangel zieht sich durch alle Bereiche.“

Ein echter Fachmann ist auch Metallbaumeister Norbert Finke aus Arnsberg. Der Restaurator kümmert sich an der Hohne um das schadhafte Metall: „Austauschen wäre oft einfacher. Aber unser Anspruch ist es, das historische Material so gut wie möglich zu erhalten.“ Das erfordert Fingerspitzengefühl und eine umfassende Kenntnis über die unterschiedlichen Materialien. Finke: „Jedes Stück ist anders.“

Für Roland Mitzlaff ist St. Maria zur Höhe fast schon so etwas wie ein zweites Wohnzimmer, zumindest aber eine Dauerbaustelle, denn seit dem Beginn der Restaurierung des über 800 Jahre alten Gebäudes ist der heimische Steinmetzbetrieb von seinem Chef Markus Madeia dort aktiv. Mitzlaff und seine Kollegen wissen daher, dass sie äußerst behutsam zu Werke gehen müssen, denn was man beim Stein einmal abgehauen hat – das bleibt in der Regel abgehauen. Deshalb muss jeder Schlag mit Hammer und Meißel mit fast schon chirurgischer Präzision ausgeführt werden. „Einfach draus losschlagen – das geht nicht“, weiß der Steinmetz.

So eine Kirchenrestaurierung bringt bisweilen auch reichlich Skurriles ans Tageslicht. In diesem Fall ganz konkret die Hinterlassenschaften der gurrenden Gäste, die sich gerne im Kirchengebälk aufhalten. Zehn Tonnen Taubenkot mussten aus dem Gewölbe geschafft werden.  „Das waren zwei volle Container“, weiß Dirk Pieper zu berichten.

Läuft alles nach Plan, kann der zweite Bauabschnitt noch vor Weihnachten abgeschlossen werden. Zu Ende ist die Renovierung der Hohnekirche dann noch lange nicht. Der dritte Bauabschnitt wartet bereits, dann steht die Südseite an. Damit soll im kommenden Jahr begonnen werden.

Baubesprechung in luftiger Höhe: Frank Henke von der Briloner Firma Prange mit den Architekten Markus Sandner und Dirk Pieper. Fotos: Hans-Albert Limbrock

Frank Henke ist Klempnermeister und weiß natürlich wie man das Blei „treiben“ muss.

Spezialist für alles, was aus Metall ist: Restaurator Norbert Finke.

Für ihn ist die Hohnekirche so etwas wie eine Dauerbaustelle: Steinmetz Roland Mitzlaff.