Dieses Klavier verleiht Petri Flügel Finanzierung des neuen Instruments ist ein weiterer Kraftakt für den rührigen Förderverein

Erstellt am 28.10.2019

Von Thomas Brüggestraße

SOEST. Mit dem Stimmhammer geht es an die letzten Feinheiten: Das Werkzeug dreht die sogenannten Stimmwirbel im Stimmstock, gibt den schwingenden Saiten den richtigen Ton. Mit Filz überzogene Holzhämmer schlagen die Saiten an, sobald jemand die Klaviertasten drückt und damit die Hämmer über eine ausgeklügelte Mechanik in Bewegung setzt. Das Nachjustieren ist Feinarbeit für geübte Hände und Ohren, ein Kitzeln an der Seele des Instruments, an der Persönlichkeit. 

Der Yamaha-Flügel, den Gernot Gottschling da in die passende Stimmung für Sankt Petri bringt, er scheint sich auf Anhieb in Soests "Alder Kerk" wohlzufühlen: Kantorin Annette Elisabeth Arnsmeier greift fix ein paar satte Akkorde, leitet über in eine gefällige Melodie: „Klingt gut", finden alle, die dabeistehen, und sie loben Gottschlings Arbeit.

Der Klavierbaumeister aus Hiddingsel bei Dülmen ist zufrieden: Bald 100 Stunden hat er hineingesteckt in die Generalüberholung des Flügels. „Erste Hand und ein Glücksfall", sagt Gottschling: „Den habe ich von einem Senior angekauft und dann komplett überholt."

Erst kam die Mechanik dran: „Das ist filigranste Arbeit, und auch nach mehr als dreißig Jahren Erfahrung ist jedes Instrument eine ganz neue Herausforderung", sagt der Klavierbaumeister. „Sind die Saiten gut gespannt? Arbeiten die Hämmer, hakt nichts, sitzt der Filz, lässt sich der Klang durch kleine Änderungen noch verbessern?" Nichts hat er ausgetauscht an der Mechanik: „Das ist alles durchreguliert, kein einziges Neuteil ist eingebaut worden."

Der Lack glänzt auch wieder in sattem Schwarz. Gottschling: „Speziellen Klavierlack braucht es. Der alte Lack wird ganz fein abgeschliffen, dann wird ausgebessert und wieder neu lackiert und auspoliert. Jetzt strahlt der Flügel wieder wie neu!"

15860 Euro hat der Förderverein der Petri-Kantorei auf den Tisch gelegt und den Flügel der evangelischen Kirchengemeinde Sankt Petri und Pauli geschenkt. Das Geld oder zumindest ein Teil davon soll über Benefiz-Konzerte wieder hereinkommen. „Wir mussten einfach zugreifen, wir wollten bei diesem Prachtstück die gute Gelegenheit einfach nicht verpassen", so freute sich jetzt Vorsitzende Angelika Rohde beim Vorstellungstermin in Sankt Petri.

Rohde und ihr Stellvertreter Michael Vogelsänger unterstreichen gemeinsam mit Kantorin Annette Elisabeth Arnsmeier: „Für die Kirchenmusik an Sankt Petri eröffnet das Instrument vielfältige neue Möglichkeiten in Gottesdiensten, in Hörzeiten, bei Konzerten." Erste Gelegenheit zur ausführlichen Hörprobe war Ende September, da trat der Gospel-Chor „Magnificats" zu einem Mitsing-Konzert in Sankt Petri auf.

Arnsmeier: „Am Nikolaustag im nächsten Jahr, da planen wir eine Aufführung der Kantate 'Saint Nicolas'." Ein wirklich schönes Werk sei das, von Benjamin Britten, für Tenor-Solo, einen Chor, für Kinderstimmen, für Schlagwerk, Orgel und vierhändiges Klavierspiel. Der Flügel werde in besonderer Weise zur Geltung kommen, ebenso beim nächsten der traditionellen Bach-Konzerte. Das soll es am 21. März 2020 geben, und es sei geplant als Benefiz-Konzert für den Flügel.

Angelika Rohde: „Damit der Freundeskreis der Kantorei weiterhin auch seinen anderen Aufgaben im gewohnten Umfang nachkommen kann, wollen wir das Geld für die Vorfinanzierung über Spenden wieder hereinholen." Die 'Magnificats' und Kantorin Annette Elisabeth Arnsmeier hätten schon viel Geld gegeben, hinzugekommen sei eine Reihe von weiteren Spenden, für die der Förderverein der Kantorei sehr dankbar sei:

Die erste Hälfte sei damit geschafft. Rohdes Aufruf: „Die zweite Hälfte zusammen zu bekommen, das ist erfahrungsgemäß immer der schwierigere Teil der Aufgabe. Deshalb unsere herzlich Bitte: Spenden Sie bitte weiter, unterstützen Sie damit die kirchenmusikalische Arbeit in der Petri-Pauli-Gemeinde!"

Spenden sind erbeten auf das Konto mit der Internationalen Kontonummer (IBAN) DE15 4145 0075 0000 0081 69 bei der Sparkasse Soest mit dem Verwendungszweck „Flügel für St. Petri".

Klavierbaumeister Gernot Gottschling hat den Flügel komplett überarbeitet und eingestimmt. Fotos: Thomas Brüggestraße

Kantorin Annette Elisabeth Arnsmeier (vorne) und dahinter von links nach rechts die Pfarrer Bernd Heiner Röger und Christian Casdorff, Michael Vogelsänger und Angelika Rohde vom Förderverein der Petri-Kantorei, Chorleiterin Bettina Casdorff.