„Ich möchte noch viele Menschen erreichen“

Erstellt am 01.03.2024

Pfarrerin Karin Neumann-Arnoldi feiert 25-jähriges Ordinationsjubiläum mit viel Frohsinn

Im Rahmen des feierlichen Gottesdienstes zum 25-jährigen Ordinationsjubiläum von Karin Neumann-Arnoldi erhielt sie den Segen von Freunden, Bekannten und Weggefährten – wie hier Superintendent Dr. Manuel Schilling.

 

Von Frank Albrecht

Meschede. Mit 34 Jahren wurde Karin Neumann-Arnoldi zur Pfarrerin ordiniert, in diesen Tagen konnte die heute 59-Jährige ihr 25-jähriges Ordinationsjubiläum feiern. Und sie tat es auch, wo sie es am liebsten mag – an ihrem Dienstort Meschede mit vielen Menschen aus der Gemeinde sowie ihr wichtigen Weggefährt:innen. Gemeinsam mit Superintendent Dr. Manual Schilling und ihrem Teamkollegen von der Evangelischen Kirchengemeinde Meschede, Pfarrer Hans-Jürgen Bäumer, fand der Gottesdienst im Rahmen der Winterkirche im Gemeindezentrum statt.

Dass sie die Bibel in Gänze schon im Alter von 16 Jahren verschlungen hat, ist eine der Grundlagen, die sie auf dem Weg in das Pfarramt der Evangelischen Kirche geführt hat. „Die Texte aus der Bibel haben mich inspiriert, ich wollte mich mehr damit beschäftigen und habe deshalb das Theologiestudium gewählt“, erzählte Pfarrerin Neumann-Arnoldi über ihre theologischen Anfänge. Und sie tun es noch heute: Gerade in der Vorbereitung der Gottesdienste schätze sie die intensive Auseinandersetzung mit den Bibeltexten, etwas, das ihr schon während der Studien sehr gefallen hat. Reden über Gott und die Welt, das konnte Karin Neumann-Arnoldi während ihres Studiums in Münster und München. Der Wunsch, die Kirche zu verändern, sei aber nicht die Motivation für Studium und die spätere Arbeit gewesen, erinnerte sie sich.

Vor der Gemeinde, ihrer Familie und Freunden betonte die Pfarrerin im Jubiläums-Gottesdienst in Meschede, dass die Vorbereitungen auf diese Predigt noch aufregender war als sonst. Gerne hätte sie von ihren Lieblingsstellen zur nachwachsenden Saat in der Bibel erzählt, zum Start der Passionszeit war es aber die Versuchung Jesu, über die sie vor dem voll besetzten Gemeindesaal sprach. Sie berichtete von den Versuchungen, die ihr selber begegnen – Schokolade, Badewanne und ein ausgedehnter Mittagsschlaf mit offenem Ende – und vor allem den Lakritzschnecken. „Ich denke, so wird wohl das Paradies aussehen“, lachte sie mit der Gemeinde.

Vertrauen hat auch ihren Weg bis nach Meschede geprägt. Nach zwei Studien – dem der Theologie und dem der Musik – leistete sie ihr Vikariat in Bochum-Hiltrop und hat dort auch ihren späteren Ehemann, Dr. Udo Arnoldi, Pfarrer in der Evangelischen Kirchengemeinde Neheim, kennengelernt. Ein Jahr nach ihrem Entsendungsgottesdienst in Dortmund-Bövinghausen fand die Ordination statt. Mit der Bewerbung ihres Mannes auf eine freie Pfarrstelle im Sauerland ist sie nach Neheim gekommen. Dem Ruhrgebiet und ihrer Aufgabe in Dortmund blieb sie aber lange noch treu. „Vier Jahre lang bin ich von Neheim aus dorthin gependelt“, erinnert sich Neumann-Arnoldi, „und ich wäre gerne dort geblieben!“ Das Ehepaar hat heute drei erwachsene Kinder, die längst ihren eigenen Weg gehen.

 

Entlastung durch Glauben

Im Jahre 2005 führte sie der so genannte Entsendungsdienst nach Arnsberg. „Ohne eigene Pfarramtsstelle habe ich mich um Projekte gekümmert“, beschreibt sie. Neben dem Schwerpunkt „Offene Kirche“ seien es vor allem die Schulgottesdienste gewesen, die ihr besonderen Spaß machten und heute noch machen. Mit 200 Kindern beim Gottesdienst in den Dialog zu treten, das sei schon etwas Besonderes. Und überhaupt… „Gottesdienste geben mir stets viel zurück“, sagt die Pfarrerin. Neben der besagten Auseinandersetzung mit den Texten ist es vor allem der Kontakt zu den Menschen, der ihr am Herzen liegt. „Ich habe gerne mit Menschen zu tun. Das ist unsere größte Stärke, zu den Menschen zu gehen“, ist sie tief überzeugt.

Viele Lieder wurden im Jubiläumsgottesdienst gesungen, und zum Abschluss des Gottesdienstes würdigte Superintendent Dr. Manuel Schilling das Wirken der Jubilarin passend mit einem Wort aus der Bibel. Und er sprach von der grenzüberschreitenden Kraft Gottes, die auch die Arbeit von Karin Neumann-Arnoldi geprägt habe. Dem Dank des Superintendenten folgte der Applaus der gesamten Gemeinde. „Eine halbe Stelle als Pfarrerin und drei Kinder – du bist an allen Herausforderungen weiter gewachsen“, lobte Dr. Schilling. „So erlebe ich dich!“ Der Superintendent zählte vor der Gemeinde die Schwerpunkte ihrer kirchlichen Arbeit noch einmal auf – Ökumene, Schulgottesdienste, Frauenarbeit, Friedhofsdienst… „Du hast von Gott die Kraft dazu bekommen“, so Schilling. Aber, so mahnte der Superintendent auch, die Situation in der Kirche habe sich geändert und beeinflusse die Arbeit deutlich.

 

Von Änderungen und schwierigen Zeiten weiß auch Karin Neumann-Arnoldi zu berichten. Damals, 1990, seien noch genügend Pfarrer:innen für die Gemeinde verfügbar gewesen – auf eine Stelle bewarben sich zwanzig Menschen. Und die Wartezeit für ein Vikariat habe bis zu vier Jahren betragen können. Nach 25 Jahren im Amt hat sich das geändert: Zwei Kirchen seien in Meschede geschlossen worden, die Christuskirche mit der Evangelischen Kapelle in Freienohl der verbliebene Orte für Gottesdienste. Die Arbeit in der Gemeinde wird nicht weniger: Gottesdienste in Kitas, Schulen oder Senioreneinrichtungen bleiben. Dazu kommen viele Beratungsprozesse über die Organisation der Gemeinde in Zukunft. „Der Raum für kreatives Nachdenken darf dabei nicht zu kurz kommen“, sagt sie. Ja, in 25 Jahren hat sie auch mal Zweifel an Gott gehabt, aber es sei wichtig damit offen umzugehen. Und wieder mal die Bibeltexte würden ihr dabei helfen und sie persönlich stärken.

Ihre Ziele für die nächsten Jahre? Schließlich dürfe sie mit 67 Jahren in den Ruhestand gehen… „Ich hatte in den 25 Jahren viele schöne Begegnungen mit Menschen, großartige Kollegen und vor allem auch Musik. Ob am Klavier, der Orgel oder am Schlagzeug – hier fühle sie sich wohl. Für die Zukunft müssten die Ziele gar nicht so groß sein, sagt die Pfarrerin. Menschen für die Mitarbeit in der Gemeinde zu gewinnen oder in Gruppen für die Gestaltung von Gottesdiensten zu gewinnen, sei auf jeden Fall eines davon. Dass Menschen dazu auch Gott in gewissen Lebenssituationen erfahren oder erleben müssen, davon ist sie überzeugt. „Glauben kann auch Entlastung sein und sagt mir: ich bin gut, ich bin etwas wert“, so Karin Neumann-Arnoldi, „denn schließlich, liegt das Wesentliche in meinem Leben nicht in meiner Hand!“

 

Hereinspaziert! Die Jubilarin Karin Neumann-Arnoldi pflegt ein offenes Miteinander mit der Gemeinde an der Christuskirche in Meschede. Fotos: Frank Albrecht

Superintendent Dr. Manuel Schilling und Amtskollege Hans-Jürgen Bäumer (re.) gratulieren Karin Neumann-Arnoldi zum 25-jährigen Ordinationsjubiläum im Rahmen eines Gottesdienstes mit der Gemeinde.