Ich habe Lust auf einfach mal machen

Erstellt am 07.07.2023

Larissa Hachmann-Figen feiert mit bewegendem Gottesdienst ihre Ordination in Neheim

Im Kreise von Amtskolleginnen und -kollegen sowie ihrer Familie ist Larissa Hachmann-Figgen in der Neheimer Christuskirche ordiniert und damit für ihren lebenslangen Dienst in der evangelischen Kirche verpflichtet worden. Fotos: Frank Albrecht

Von Frank Albrecht

Neheim. Freude, Tränen – Lob und Dank sowie viel Applaus, das waren die wohldosierten Zutaten für den Festgottesdienst zur Ordination von Larissa Hachmann-Figgen in der Evangelischen Kirchengemeinde Neheim. Eine Besonderheit, wie Hausherr Pfarrer Dr. Udo Arnoldi in der Begrüßung der Gäste feststellte. „Das hat es in Neheim 32 Jahre lang nicht gegeben“, sagte Dr. Arnoldi. Umso mehr eiun Grund, den Festakt in der gut gefüllten Christuskirche in würdigem Rahmen zu feiern. Neben der Familie, Amtskolleginnen und -kollegen sowie den stellvertretenden Bürgermeistern der Stadt Arnsberg nahm auch die Gemeinde teil.

Superintendent Dr. Manuel Schilling nutzte seine Ordinationsansprache auch dazu, um der Gemeinde die Bedeutung des Aktes zu erklären. Die Ordination, so Dr. Schilling, bedeute die Aufnahme von Larissa Hachmann-Figgen als Pfarrerin auf Lebenszeit in die Evangelische Kirche von Westfalen. Und er äußerte seine Gedanken zu dem von der Ordinierten gewählten Spruch aus dem Buch Mose – „Ich will dich segnen, und du selbst sollst ein Segen sein!“. Dabei lobte der Superintendent, dass sie mit der Ökumene bereits gut vertraut sei und dies durch eine familiäre Prägung erfahren habe. „Larissa ist ein Geschenk und wird von Gott reich beschenkt“, so Schilling. Als Ordinierte habe sie die Aufgabe, die Gnade Gottes weiterzugeben. Aber nicht nur das: Im Prozess eines Wandels in der Kirche spiele sie eine besondere Rolle.

Im Kreise von Pfarrerinnen und Pfarrern Evangelischer Kirchengemeinden wurde Larissa Hachmann-Figgen schließlich an den Altar gebeten, um dort ihr Versprechen zur Ordination abzulegen. Noch einmal wurde sie auf ihre künftigen Aufgaben als Pfarrerin in der Evangelischen Kirche von Westfalen verpflichtet. „Bist du bereit für die Aufgaben?“, fragte Schilling. Und auf das erwartete „Ja“ der Gefragten und die damit vollzogene offizielle Aufnahme brach lauter Applaus in der Kirche aus. Die Frage an die Gemeinde, ob sie bereit sei, Larissa Hachmann-Figgen in der Aufgabe anzunehmen und zu unterstützen, war im Beifall der Anwesenden nur noch Formsache.

Ihre erste Predigt als frisch ordinierte Pfarrerin hielt Larissa Hachmann-Figgen von der Kanzel. Noch einmal rückte dabei der Apostel Paulus in den Mittelpunkt. „Ich habe mich auch selbst schon gefragt: Warum tust du dir das an?“, fragte die frisch Ordinierte. Ein großes Arbeitspensum als Pfarrerin, verbunden mit Einfluss auf Lebens- und Arbeitszeit… Dann aber stellte Larissa Hachmann-Figgen ihre Antwort auf die Fragen vor. „Ich habe keinen Bock mehr auf Kleinmachen und auf Bedenkenträger“, sprach sie zur Gemeinde und ihren Gästen gewandt. Vielmehr habe sie Lust auf einfach mal machen und die Bereitschaft, aus Fehlern zu lernen. Bestenfalls im Rahmen der Ökumene, wo sie als Christin anpacken und sich einsetzen könne.

In ihrer Predigt zum Ordinationsvers nutzte die Theologin die Chance, der Gemeinde schon mal einen Einblick in ihr Verständnis von Kirche und eine Ausblick auf ihre Arbeit als Pfarrerin einer Gemeinde zu geben. Und auch wenn sich schon viele Menschen für ihre Ziele einsetzen: „Ich will reden, statt zu schweigen und gegen Rassismus, Transfeindlichkeit und Homophobie antreten“, so Hachmann-Figgen. Die Kirche solle aus sich herausgehen und nach außen wirken. „Gott findet immer neue Wege“, so die junge Pfarrerin. So wie Paulus nicht alle Menschen erreicht habe, werde auch sie es nicht schaffen – aber auf der anderen Seite gebe es auch eine Zuwendung zur Kirche. Sie wolle den ersten Schritt machen und die Menschen dazu einladen.

Besonderer Zugang zu Kindern

Und wieder spendete die Gemeinde Applaus, ein hörbares Zeichen, dass vielen die besondere Predigt gefallen hatte. Nach dem Abendmahl, das nach Vorbereitung von Larissa Hachmann-Figgen durch die Reihen der Kirche gereicht wurde, folgten die Grußworte. „Die letzte Ordination in Neheim war vor 32 Jahren“, erklärte Pfarrer Dr. Arnoldi, der auch die Glückwünsche vom Presbyterium der Gemeinde überbrachte. So sei Larissa Hachmann-Figgen bereits als „großes Glück“ angekündigt worden. Seit dem 14. Mai in der Neheimer Gemeinde, habe sie mit ihrer Art und Weise einen besonderen Zugang zu den Kindern und Jugendlichen in Neheim entwickelt. „Du bist eine gut ausgebildete und hochmotivierte Pfarrerin“, lobte Dr. Arnoldi, „ich wünsche dir ein Leben lang Kraft für deine Aufgaben!“

Aus der Vikariatsgemeinde Warstein überbrachte Pfarrer Uwe Müller die Grüße von vielen Wegbegleitern. Und er erinnerte an einige Anekdoten aus der Vikariatszeit und die von Larissa Hachmann-Figgen vorbereiteten außergewöhnlichen Gottesdienste in einer Salzgrotte oder im Autokino. „Für Larissa war keine Herausforderung zu groß“, lobte Müller. Die Kirche tue gut daran, einer so jungen Pfarrerin Zukunft zu geben.

„Liebe Larissa, Tochter!“, eröffnete der stolze Vater Rudolf Figgen in seinem Grußwort. „Das ist ein Tag voller Freude und Stolz“, so Figgen weiter. Schon als kleines Mädchen habe Larissa immer allen helfen wollen, und auch wenn vor Jahren noch eine gewisse Skepsis bei den Eltern überwogen habe: „Heute wissen wir, du hast die richtige Entscheidung getroffen“, auch wenn sich seine Tochter für einen Weg entschieden habe, der nicht immer einfach sein werde.

Mit Worten des Danks vor allem für die Musik, das Küsterteam sowie an alle beruflichen Weggefährten, Freunde und an ihre Familie leitete Pfarrerin Larissa Hachmann-Figgen in den zweiten Teil der Ordinationsfeier ein: Im und am Gemeindehaus waren alle Gäste zu einer Zusammenkunft bei Speisen und Getränken eingeladen, bei der der festliche Akt noch weiter gefeiert wurde.

 

Larissa Hachmann-Figgen bei ihrer ersten Predigt nach der Ordination von der Kanzel in der Christuskirche.

Feierlicher Akt: Vor der Gemeinde wird die Pfarrerin Larissa Hachmann-Figgen durch Superintendent Dr. Manuel Schilling für ihren Dienst in der Evangelischen Gemeinde verpflichtet.

Große Freude: Pfarrer Dr. Udo Arnoldi und Larissa Hachmann-Figgen aus der Evangelischen Kirchengemeinde in Neheim.