Kraft tanken und besonderen Spirit erleben

Erstellt am 13.07.2023

Ein Erlebnisbericht vom 38. Deutschen evangelischen Kirchentag aus dem Kirchenkreis Soest-Arnsberg

Friedliche und ausgelassene Stimmung sowie „Musik überall“ machten den Kirchentag zu einem einzigartigen Erlebnis.

Von Julie Riede

Soest-Arnsberg. Der Kirchentag 2023 ist passé. Über 100.000 Menschen haben die Veranstaltungen des Kirchentages besucht. Die Veranstalter zogen eine positive Bilanz. „Die Stimmung war gelöst, die Herzen offen und der Verstand klar“, so das Fazit von Kirchentagspräsident Thomas de Maiziere bei der anschließenden Pressekonferenz im Nürnberger Rathaus.

Auch aus dem Evangelischen Kirchenkreis Soest-Arnsberg strömten kirchliche Mitarbeiterinnen und Gemeindemitglieder Richtung Nürnberg, um das Motto zu leben: „jetzt ist die Zeit“. Wir haben einmal nachgefragt, warum sich ein Besuch lohnt – und warum er „süchtig machen“ kann.

Pfarrerin Kristina Ziemssen aus Geseke und Kirchmeisterin Stefanie Lappe hatten sich mitsamt familiärem Anhang nach Nürnberg aufgemacht. Im Interview berichten sie von ihren Eindrücken.

Wie war der Spirit?

„Beeindruckend. In Nürnberg war die Größe der Stadt für die Präsenz des Kirchentages entscheidend. Die ganze Stadt war voller grüner Schals. Man hatte wirklich den Eindruck: Ganz Nürnberg war Kirchentag. 100.000 Menschen auf 580.000 Einwohner hat eine besondere Stimmung geschaffen. Trotz der vielen Menschen war es eine friedliche Stimmung, entspannt, man hatte überhaupt kein Stressgefühl, wie man es oft bei Massenveranstaltungen bekommt. Die Atmosphäre war aufgeladen, aber völlig positiv – keine alkoholisierte Krawallstimmung. Eine ganz besondere und einzigartige Erfahrung.“

Was war besonders beeindruckend?


„Da gab es einiges. Posaunenchöre überall. `Überall ist Musik´, so dachten wir immer wieder, für Musiker:Innen und Musikliebhaber:Innen ein einzigartiges Ambiente. Die große Bandbreite des Angebotes für alle Generationen war beeindruckend, für jeden gab es etwas. Jeder Mensch ist willkommen und vertreten. Man hat die Möglichkeit allein und zusammen an den über 2000 Veranstaltungen teilzunehmen. Es erweitert wirklich den Horizont. Aber auch die kleinen Dinge haben uns irgendwie berührt. Ein kleiner Segen als Armband zum Beispiel. Eine kleine Sache mit großer Wirkung; persönlich, individuell.“


Welche Impressionen haben Sie für die Kirchengemeinde Geseke mitgebracht?

Ganz viele Ideen für die Gemeinde- und Jugendarbeit. So wie die „Leonardo Brücke“, das „Lebensglas“ oder die „Wand des Nehmens und Gebens“. Für die Konfirmandenarbeit aber auch für Sommerfeste etc. gab es sehr viel kreativen Stoff.  Auch die Ökologische Friedhofsbepflanzung als dauerhafte Bepflanzung, die wir uns auf einem Friedhof anschauen konnten, war ein toller neuer Ansatz gegenüber den vielen saisonalen Kurzeitbepflanzungen.

Wir haben so viele Impressionen mitgebracht. Auch von der Bibelarbeit, Bibeltexte, wo es um Zeit ging. Die Bibelarbeit von Friedrich Merz kam bei uns auch sehr gut an.“

Warum sind Sie persönlich dorthin gefahren, zusammen mit Teilen der Familie? Was hat Sie dieses Jahr gereizt? Oder war es eher wie ein „beruflicher Termin“ mit privaten Momenten?
„Wir sind immer da, deswegen. Notorische Kirchentagsfahrer“ (Lachen.)
„Es ist total privat. Man kommt immer wieder mit Leuten ins Gespräch, wichtige Themen kommen geballt auf den Tisch, einfach alles, was interessant und wichtig ist. Viele junge Menschen waren da, Themen wie Jugend, Flüchtlinge, Krisen, Queere Menschen:  (potenzielle) Spaltungsthemen in der Gesellschaft und Politik kommen auf den Tisch, ohne aggressive, anfeindende Debatten. Kirchentag bringt Mut, Zuversicht, Auftanken und Ideen sammeln.“

 

Der Deutsche Evangelische Kirchentag in Nürnberg 2023 stand unter der Losung „Jetzt ist die Zeit“ aus dem Markus-Evangelium (Mk. 1,15). Das Leitwort ist angelehnt an die biblische Erzählung vom Beginn Jesu Wirken in Galiläa.

Neben den etwa 100.000 Gläubigen kam viel Politprominenz nach Nürnberg, wie Bundeskanzler Olaf Scholz, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Außenministerin Annalena Baerbock, Wirtschaftsminister Robert Habeck, CDU-Chef Friedrich Merz sowie die Ministerpräsidenten Michael Kretschmer, Winfried Kretschmann und Markus Söder. Präsident dieses Kirchentages war der frühere Innen- und Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU)

Der Evangelische Kirchentag findet seit 1957 alle zwei Jahre statt, im Wechsel mit dem Katholikentag. Schon 1919 gab es in Dresden einen Deutschen Evangelischen Kirchentag – hier wollte sich die evangelische Kirche in der Weimarer Republik neu organisieren. Damals dominierten allerdings national-konservative Stimmen. Der Evangelische Kirchentag ist ein eingetragener Verein mit Sitz in Fulda. Seine Generalsekretärin ist seit 2022 die Pfarrerin und Literaturwissenschaftlerin Kristin Jahn. Hochrangige Vertreter und Vertreterinnen der Evangelischen Kirche Deutschland (EKD) sind immer beim Kirchentag dabei und sitzen zum Teil auch im Präsidium. Zugleich legt der Kirchentag aber Wert darauf, sich als Laienbewegung von der Amtskirche abzusetzen.

Aufgrund der Corona-Pandemie fand der letzte Kirchentag in Präsenz 2019 in Dortmund statt, 2021 konnte der 3. Ökumenische Kirchentag in Frankfurt am Main als hybride Veranstaltung immerhin vor Ort und digital abgehalten werden. 2025 soll der Evangelische Kirchentag in Hannover stattfinden, 2027 in Düsseldorf.

Wie der Kirchentag war, hat die Stadt Nürnberg in einem kleinen Aftermovie auf Youtube online gestellt https://youtu.be/udf-zlpAAPg

Das „Lebensglas“ wird gefüllt – eine Inspiration für „Konfi-Freizeiten“ und Sommerfeste

Überall Schals mit dem Motto des Kirchentages – auch auf den Wahrzeichen der Stadt