Der Engel der Kulturen

Erstellt am 04.08.2023

Eine Stadtführung der anderen Art für Flüchtlinge aus der ZUE

Edith Engelbach erklärte am Stadtmodell vor dem Rathaus den Aufbau der Stadt Soest. Fotos: Thomas Brüggestraße

Von Thomas Brüggestraße

Soest. „Herzlich willkommen", sagt Adolf Wiemhöfer am Stadtmodell vor dem Rathaus. Er macht die Runde und gibt erst einmal jedem der neun Männer die Hand. Zwei stammen aus Burundi, sieben aus dem Iran. „Für mich ist das Handgeben ein wichtiges Zeichen, und ich ermutige alle, Flüchtlingen die Hand zu reichen als Friedensbotschaft, als Willkommensgruß, dass sie hier ein Zuhause haben in Freiheit und Anerkennung", sagt Wienhöfer weiter.

Er ist Mitglied im kreisweit tätigen Arbeitskreis Asyl der Diakonie und betreut schon seit mehreren Jahren Wanderungen für Bewohner der Zentralen Unterbringungseinrichtungen und weiterer Unterkünfte, seit Anfang 2023 auch in Zusammenarbeit mit den Maltesern in der ehemaligen Graf-Yorck-Kaserne in Echtrop. Bei der Stadtführung sind ausschließlich Bewohner aus Echtrop mit dabei, das Angebot inklusive Fahrdienst richtete sich an alleinstehende Männer, die Teilnahme war freiwillig.

„Zwei Stunden sind wir heute mit Stadtführerin Edith Engelbach  unterwegs", erzählt Ehrenamtskoordinatorin Elke Steiner von den Maltesern. „Wir sind alle ganz gespannt."

Die Verständigung funktioniert über Umwege vom Deutschen ins Englische, ein Übersetzungsprogramm auf dem Handy ist mit im Spiel, jemand in der Gruppe kann auch Teile ins Persische dolmetschen, sobald Edith Engelbach wieder ein, zwei Sätze vorgetragen hat in einem Mix aus Englisch und Deutsch - es geht um die Schönheit der Stadt, um das schöne Miniaturmodell, das Rathauses und die Schönheit und Geschichte von Dom und Petrikirche.

Und es geht um einen Engel der Kulturen: Ganz interessiert bestaunen alle die Bodenintarsie des Künstlerpaares Carmen Dietrich und Gregor Merten aus Herne. Anfang Juni 2016 wurde das Werk ins Pflaster zwischen Rathaus und den beiden Kirchen eingelassen: Der Kreis mit den daraus hervorragenden Teilen von Davidstern, Kreuz und Halbmond formt eine Engelsfigur und soll das Verständnis fördern, dass alle drei Glaubensrichtungen sich auf Stammvater Abraham berufen.

Der Wind frischt auf, der Himmel bewölkt sich, während die Gruppe zum Marktplatz und später weiter in Richtung Theodor-Heuss-Park wandert. „Wir haben uns bei dem Regenguss, der dann folgte, alle dicht an dicht unter einen der Sonnenschirme verdrückt und abgewartet, bis der Schauer vorbei war", erinnert sich Elke Steiner nach der Wanderung: „Es ging dann weiter zu einer kleinen Führung durch die Hohne-Kirche und anschließend dort ins Gemeindehaus.“

 Die Kirchengemeinde habe das Kaffeetrinken dort kostenfrei möglich gemacht, Gebäck und Kuchen habe die Bäckerei Steinhoff gestiftet, so bedankte sich Adolf Wiemhöfer. Er plant schon die nächste Wanderung für Anfang September. Der Möhnesee soll dann Ziel sein.

Natürlich durften auch Erklärungen zu den beiden christlichen Konfessionen und ihren Kirchen – hier St. Patrokli und St. Petri - nicht fehlen.