Auch ohne Turm bleibt die Kirche im Dorf

Erstellt am 11.08.2023

Sanierungsmaßnahmen der Stadtkirche Brilon gehen zügig voran / Wiedereröffnung im Advent

Von Julie Riede

Brilon. Der Turm ist fort, aber die Kirche bleibt im Dorf – und das ist auch gut so, denn so schält sich aus den alten Mauern der Evangelischen Stadtkirche Brilon ein modernes Gotteshaus, das Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft auf ganz besondere Art und Weise miteinander vereinen soll. Schon jetzt ist der Außenauftritt ein völlig anderer. Ohne den trutzigen Turm öffnet sich die Pforte zur Kirche zukünftig direkt den Besucher:Innen.

Neugierige Blicke werfen Vorübergehende dem Gebäude zu. „Was tut sich da, verborgen hinter den Gerüsten?“ fragt sich vielleicht so mancher. Man hört Lärm von innen, doch viel ist nicht zu sehen – der Haupteingang ist aktuell noch eine Baustellentür, an der Seite des Kirchenschiffes prangt ein Loch, dem ebenfalls noch eine Tür fehlt.  Daneben sieht man immerhin schon Teile einer neuen Heizungsanlage. Die altehrwürdige Dame im Briloner Stadtzentrum wird aufgehübscht und zeitgemäß in Stand gesetzt.

Auf der Schwelle zum Innenraum empfangen den Gast die Worte aus Psalm 84.2.: „Wie lieblich sind deine Wohnungen, Herr Zebaoth!“ steht dort geschrieben und ist künftig wieder für alle ersichtlich. Es soll eine Wohnung sein für alle, Raum für Gottesdienste, Raum für Veranstaltungen, vor allen Dingen Raum für gelebte Gemeinschaft unter Gottes schützenden Händen.

„Wir sind froh, dass sich die Arbeiten an unserer Kirche nun langsam dem Ende nähern. Der Innenraum nimmt merklich Gestalt an. Wie man sieht, ist aber noch einiges zu tun. Die in Gudenhagen zwischengelagerte Orgel wird noch gesäubert und vom Pilz befreit“, berichtet Presbyteriumsvorsitzender Benedikt Meckel bei einer Baustellenbegehung. Auf einem Gerüst wird derweil fleißig gearbeitet.

Flexible Raumgestaltung möglich

Schon jetzt ist gut erkennbar, wie es einmal werden soll. Ein heller, ebenerdiger Raum, der am Ende Platz für etwa 150 Menschen bietet. Statt Bänke werden künftig Stühle in der Kirche stehen. Diese machen eine flexible Raumgestaltung möglich. „Aber“, betont Meckel „unsere Stadtkirche ist ein Haus Gottes, wir halten hier natürlich Gottesdienste ab, für die Gemeinde, und jeden, der Lust hat, teilzunehmen. Es ist auch in Zukunft keine Veranstaltungskirche. Zwar sind wir Veranstaltungen und Festlichkeiten gegenüber wie auch in der Vergangenheit offen und freuen uns über eine vielfache Nutzung unserer Kirche – wir möchten aber keine Kirche als reinen Kulturveranstaltungsort, in dem der Gottesdienst zur Nebensache wird. Für die Kultur gibt es in Brilon viel Raum, hier sind wir Ideen gegenüber offen, gerne in Verbindung mit einem Gottesdienst zu Anfang oder zum Abschluss einer Veranstaltung.“   

Bereits mehrfach wurde darüber berichtet, dass der Abriss des Turms und die Renovierung bzw. Sanierung des Baus einiges an Kosten verursacht hat. Doch die Gemeinde ist sich sicher, dass dies eine wichtige und gute Investition in die Zukunft ist. Es fehlen immer noch ein paar Geldmittel: so gibt es beispielsweise einen Restkostenpunkt von ca. 100.000 Euro für die Außenfassade. Auch ein Taufbeckenbereich  in der Mitte des Raumes fehlt noch. Ein besonderer „Fries“ an den Wänden soll zukünftig für Schalldämmung sorgen, sodass eine noch bessere Klangqualität als zuvor zu erwarten ist. Zur Neueröffnung wird dies allerdings wahrscheinlich noch nicht angebracht sein.

Es geht aber auch erst einmal ohne.  Zum Ende des Jahres, im Advent, ist die Wiedereröffnung der Kirche nach den umfangreichen Sanierungsmaßnahmen nun geplant. „Gut Ding will Weile haben“, sagt bekanntlich ein Sprichwort. Die Stadt kann gespannt sein auf das, was da kommen wird, und auf den ersten Gottesdienst in den alten/neuen Mauern.

 

Die Orgelempore ist bereits abgeschliffen und strahlt direkt wie neu. Fotos: Julie Riede

Ebenerdig, ohne Podeste, wird der Kirchenraum zukünftig sein. Der neue Altar steht schon, das Taufbecken fehlt noch.

Hinter dem Gerüst versteckt sich der neue Eingang der Kirche, hohe Bäume säumen den Vorplatz wie Wächter.