Kleinod im Herzen von Soest

Erstellt am 11.08.2023

Brunsteinkapelle wrd von Grund auf saniert und soll Stätte vielfältiger Begegnung werden

Die Brunsteinkapelle an der Schonekindstraße wird saniert.

Von Dirk Wilms

Soest. Ein Presslufthammer sorgt für einen ohrenbetäubenden Lärm, Staub wabert durch das altehrwürdige Gebäude. Wo einst Gebete gesprochen und Predigten gehalten wurden, ist jetzt schweres Gerät im Einsatz. Demnächst aber sollen wieder Töne erklingen, die eine Wohltat für die Ohren sind. Die Brunsteinkapelle an der Schonekindstraße soll in eine Begegnungsstätte mit vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten verwandelt werden.

Seit Künstler Fritz Risken das einstige Kirchengebäude Ostern verlassen hat, das er 25 Jahre lang als Atelier genutzt hat, sind die Handwerker im Einsatz. Offizieller Beginn der Arbeiten war Mitte Juni. „Wir haben zunächst einmal ausgeräumt“, erklärt Architekt Matthias Hellmann, der die Arbeiten in dem fast 800 Jahre alten Gebäude koordiniert. So ist die Kanzel aus dem Jahr 1553, die älteste in ganz Soest, ebenso zur Aufbewahrung an einen sicheren Ort verbracht worden wie die innere Eingangstür und der barocke Altartisch.

Seither geht es ans Eingemachte. Der Holzfußboden wurde entfernt, zum Vorschein kamen rund 20 Grabplatten, zum Teil arg ramponiert. Die Platten, zum Teil aus dem 18. Jahrhundert, wurden einst als ziemlich buckeliger Untergrund auf den Boden gelegt. „Die müssen ursprünglich woanders gelegen haben“, vermutet Architekt Hellmann. Nun ist geplant, einen Holzfußboden zu konstruieren, in dem begehbare Fenster eingelassen werden, um die am besten erhaltenen Exemplare sichtbar zu machen.

„Es ist ein Anliegen des Bauherrn, dass wir die Kapelle in ihre Ursprünglichkeit zurückführen, soweit es geht“, will der Architekt die Vorgaben umsetzen. Dazu gehört auch, die blaue Wandfarbe, die nach Entfernen von Verkleidungen teilweise wieder zum Vorschein gekommen ist, sichtbar zu erhalten. Das gilt ebenso für die Unterkonstruktion des Gebälks unterhalb der Empore und für die bislang ummantelten Säulen, auf denen die Empore ruht.

Auf der Empore selber wurde eine Tribüne abgebaut, der darunter befindliche Holzfußboden soll aufgearbeitet werden. Hier ist eine Nutzung des Eichenbodens aus der Bauzeit wegen vieler Unebenheiten nicht machbar. Die Treppen sollen mit einer ursprünglichen Farbe versehen werden.

Ausgebaut wurde auch die Gasheizung mitsamt Kamin, sie wird durch eine nutzungsabhängige Elektroheizung ersetzt, die mit Ökostrom betrieben werden soll. Zu Veranstaltungen soll sie eingeschaltet werden, um mit ihrer Strahlungswärme für Behaglichkeit zu sorgen. Im rückwärtigen Anbau wird die WC-Anlage verlegt, um die einstige Nordwand der Kapelle von den Fliesen befreien zu können, damit auch hier die Ursprünglichkeit wieder hergestellt werden kann.

Freundeskreis soll gebildet werden

Erledigt werden diese Arbeiten allesamt von lokalen Fachfirmen, die schon seit geraumer Zeit mit Architekt Hellmann zusammenarbeiten. „Wir haben ein dichtes Netzwerk geschaffen, man kennt sich von anderen Projekten, das ist ein großer Vorteil“, so Hellmann.

Vor und während aller Maßnahmen ist eine enge Abstimmung mit der Denkmalpflege unerlässlich, auch die Archäologen kommen zu ihrem Recht, haben im rückwärtig angebauten Lagerraum altes Pflaster freigelegt, das einst als Sauberkeitsstreifen direkt an der Kapellenmauer diente.

Es ist noch also viel zu tun, ehe das einst sakrale Bauwerk seiner neuen Nutzung zugeführt werden kann. Dabei schwebt den Verantwortlichen vor, dass sich ein Freundeskreis zusammenfindet, der sich um die zukünftige Nutzung kümmert. Vorstellbar sind Ausstellungen wie zum Beispiel zu Weihnachten mit den Krippen von Fritz Risken. Ebenso sind denkbar Kammerkonzerte, Lesungen, aber auch Weinverkostungen und Familienfeiern. Zudem könnte die Brunsteinkapelle ein Standort im Rahmen von Stadtführungen werden.

Dabei ist dem Bauherrn wichtig, dass die Brunsteinkapelle keineswegs in Konkurrenz tritt zu bestehenden Veranstaltungsorten wie Stadthalle, Schlachthof oder Morgnerhaus, sondern vielmehr eine Ergänzung. Ohnehin ist mit maximal 120 Personen die Kapazität arg begrenzt.

Ideen sind jederzeit willkommen, um das einst sakrake Gebäude mit Leben zu füllen. Das Konzept ist noch nicht festgeschrieben. Interessierte, die sich einbringen wollen, können dies gern per Email an info@patroklus.com machen.

 

Der Innenraum soll zur soziokulturellen Begegnungsstätte werden. Fotos: Wolfgang Detemple

Unter dem Holzboden lagen die Grabplatten. Die am besten erhaltenen sollen nun auf einem begehbaren Boden durch Fenster sichtbar gemacht werden.

Architekt Matthias Hellmann koordiniert die Sanierung zeigt auf, wo Änderungen an der Farbgebung der Treppe vorgenommen werden sollen. Fotos: Dirk Wilms