Käufer für Kirche gesucht

Erstellt am 16.02.2024

Vor einem Jahr wurde die Markuskapelle in Sichtigvor entwidmet

Mit der Osterkerze vorneweg zog die Gemeinde vor einem Jahr aus der Markuskapelle und brachte die liturgischen Gegenstände zum Auto des Pfarrers. Foto: Hans-Albert Limbrock

Sichtigvor. Genau ein Jahr ist vergangen, seit sich die evangelischen Christen im Möhnetal von der Markuskapelle in Sichtigvor verabschiedet haben. Seitdem schläft das schmucke Gotteshaus, das direkt an der Möhnestraße liegt, eine Art Dornröschenschlaf. Doch damit soll es nun bald vorbei sein. Zumindest, wenn es nach Wunsch und Wille der Evangelischen Kirchengemeinde Warstein geht, denn die möchte den Verkauf nun aktiv vorantreiben.

Bereits kurz nach der Entwidmung im Februar vergangenen Jahres hatten sich Kauf-Interessenten bei Pfarrer Uwe Müller und dem Presbyterium gemeldet. „Unser Ziel ist der Verkauf“, hat Pfarrer Müller unlängst in der Lokalzeitung erklärt und unmissverständlich ergänzt: „Eine andere Nutzung durch die Kirche gibt es sicherlich nicht mehr.“

Grund hierfür ist in erster Linie der gewaltige Umbruch, der die Evangelische Kirche bundesweit begleitet und belastet. Die Zahl der Gemeindeglieder ist in den vergangenen Jahren rapide gesunken; immer mehr Menschen wenden sich von der Kirche ab. Da braucht es natürlich auch eine deutlich geringere Zahl an Gebäuden. Hinzu kommt, dass es immer weniger Pfarrerinnen und Pfarrer gibt. Ein Trend, der auch vor Warstein nicht halt macht. Uwe Müller:  „Jetzt gibt es in der Region noch sechs Pfarrer, 2031 werden es nur noch zwei sein.“ Dann geht auch er selbst in den Ruhestand. In Zukunft wird es dann vermutlich noch drei kirchliche Räume für die evangelischen Christen im Großraum Warstein geben: in Rüthen, Belecke und natürlich in Warstein selbst.

Beim nun anstehenden Verkauf ist nicht nur der Denkmalschutz zu berücksichtigen. Eine weitere Hürde ist eine Verfügung im Grundbuch. Dabei geht es um eine mögliche Rückgabe des Grundstücks, wie der Warsteiner Anzeiger unlängst berichtet hat. Hierzu steht eine Klärung noch aus. Auch ein Wertgutachten soll erstellt werden. „Interessenten dürfen sich aber gern jetzt schon bei uns melden“, sagte Pastor Müller. Denn es ist der Kirchengemeinde wichtig, das Gebäude in gute und zuverlässige Hände zu geben.

Die neugotische Kapelle aus Quadermauerwerk war 1896 gestiftet worden. Den Namen des Evangelisten Markus erhielt sie bei der Hundertjahrfeier 1996. Die Kapelle besteht aus einem Langhaus mit einem dreiseitig geschlossenen Chor im Norden, deren Wände von Strebepfeilern gestützt werden. Die Fassade im Süden ist gekennzeichnet durch einen Dachturm mit einem Glockenstuhl, in dem eine kleine Kirchenglocke hängt.

Zur 125-Jahr-Feier 2021 hat Pfarrerin Jutta Schorstein an die Entstehungsgeschichte des kleinen Gotteshauses erinnert, das nach zweijähriger Bauzeit am 12. November 1896 eingeweiht worden war. Es sollte Mittelpunkt sein für die im Möhnetal verstreut lebenden evangelischen Christen, die zuvor den vergleichsweise weiten Weg nach Warstein auf sich nehmen mussten, um an den sonntäglichen Gottesdiensten teilzunehmen. Glückliche Umstände hatten 1894 durch den damaligen Warsteiner Pfarrer Gottfried von Renesse und den Unternehmer Georg Dassel aus Allagen zum Bau des Gotteshauses mit seiner markanten Architektur geführt. Den Besitzer der Mamorwerke trieb der Wunsch nach einem Gotteshaus nach der Lehre Martins Luther für seine Familie und die evangelischen Mitarbeiter an.

Dassel galt als führender „Kopf der Baukommission“, der den Bau der Kapelle mit Architektenwahl, Material- und Handwerkerbestellung leitete. Sämtliche Marmor- und Steinmetzarbeiten im Innern, die er auch finanzierte, gehen auf sein Konto. Die für das Gelingen jedoch vielleicht wichtigste Person, wie Heimatforscher Willi Hecker in Erfahrung bringen konnte, war die auf Haus Cappenberg residierende Luise Gräfin von Kielmannsegge. Zu ihrem Besitz gehörte das Rittergut Mülheim und als Erbe ihrer Eltern der Deutschordensbesitz. Als „treue Freundin des evangelischen Glaubens“ war es ihr offensichtlich eine Herzensangelegenheit, eine Kirche im Möhnetal entstehen zu lassen und somit stiftete sie das großzügige Kapellengrundstück an der Rofuhr in Sichtigvor. Mit 2000 Goldmark für den anfangs auf 7000 Mark geschätzten Baufonds legte sie zudem die finanzielle Grundlage für das damals mutige Kirchbauunternehmen.