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Wenn aus Kirche Kultur wird

22.5.2025

Auch in Soest wird über die Zukunft der Gotteshäuser nachgedacht

Inga Schubert-Hartmann, Vorsitzende des Kreiskunstvereins, weiß die Vorzüge der Kirche Neu St. Thomä zu schätzen. Foto: Hans-Albert Limbrock
Inga Schubert-Hartmann, Vorsitzende des Kreiskunstvereins, weiß die Vorzüge der Kirche Neu St. Thomä zu schätzen. Foto: Hans-Albert Limbrock

Von Hans-Albert Limbrock

 

Soest. Soest und seine vielen Kirchen. Seine schönen Kirchen. Seine bedeutenden Kirchen. Allein sechs historische, evangelische Kirchen stehen im Stadtgebiet. Hinzu kommt noch die vergleichsweise junge Johanneskirche im Soester Süden. Für den Tourismus der Stadt spielen die zum Teil über 750 Jahre alten Gebäude (Thomä) eine ganz wesentliche Rolle. Viele Gäste aus nah und fern kommen gerade wegen dieses reichen kirchenhistorischen Schatzes in die Kreisstadt.

 

Für die Gemeinden, für den Kirchenkreis, für die Landeskirche aber wird dieses bedeutende kulturelle Erbe aus vielen Jahrhunderten zunehmend zu einer immensen Belastung. Einer Belastung, die sie nicht nur auf Dauer, sondern eigentlich schon jetzt nicht mehr stemmen können. Was also tun? 

 

Darüber wird seit einiger Zeit intensiv nachgedacht; ja auch gerungen. Niemand möchte sich leichtfertig von diesen historischen Gebäuden trennen. Aber fest steht nun einmal, dass man sie in Zukunft als reine Gottesdienststätten in dieser Breite nicht mehr wird brauchen. Neue Konzepte und Ideen müssen her.

 

Zumindest bei einer, der Kirche Neu St. Thomä in der Klosterstraße, zeichnet sich so etwas wie eine Perspektive für die nahe Zukunft ab: Sie wird eine Kulturkirche. Was aber ist das, eine Kulturkirche? Darauf hat Inga Schubert-Hartmann, Vorsitzende des Kreiskunstvereins, eine Antwort: „Es handelt sich hierbei um einen Raum, der nicht mehr kirchlich genutzt wird. Stattdessen gibt es kulturelle Veranstaltungen wie Konzerte, Lesungen oder Ausstellungen.“

 

Für all das (und vermutlich noch viel mehr) eignet sich Neu St. Thomä aufgrund der ganz besonderen Lichtverhältnisse und ihrer großen Schlichtheit geradezu ideal, wie Schubert-Hartmann aus Erfahrung weiß: „Wir haben hier vom Kreiskunstverein ja schon oft Ausstellungen gemacht und kennen daher die Gegebenheiten.“

 

Zuletzt war eine sehenswerte Ausstellung zum Thema Krieg und Frieden zu sehen. Gezeigt wurden über hundert Bilder von Schülerinnen und Schülern sowie jungen Erwachsenen aus dem gesamten Kreisgebiet, die in Anlehnung an das berühmte Plakat „Nie wieder Krieg! “ von Käthe Kollwitz gestaltet wurden.

 

Aktuell nutzt die Künstlergruppe Superfluid aus München den Kirchraum für eine Ausstellung. „Manche Künstlerinnen und Künstler haben Sehnsucht danach, ihre Werke in einem großen Raum wie den einer Kirche präsentieren zu können“, kennt Inga Schubert Hartmann die unbestrittenen Vorteile von Neu St. Thomä.

 

Um künftig noch multifunktionaler sein zu können, sollen die Kirchbänke auf lange Sicht verschwinden. Hierfür wird noch nach einer Scheune gesucht, in der die Bänke eingelagert werden können. Ein Großteil der Stühle, die die Bänke ersetzen sollen, ist schon da. Allein 80 Stühle konnten aus der Lukaskirche in Lippstadt-Hörste, die Anfang vergangenen Jahres aufgegeben wurde, übernommen werden.

 

„Wichtig“, so Schubert-Hartmann, „ist es, dass wir den sakralen Charakter der Kirche bewahren. Auch deshalb hat sie der Münchener Künstlergruppe bei den Vorgesprächen mit auf den Weg gegeben: „Kommt mir nicht mit Bildern mit irgendwelchem Schweinkram: Das geht hier nicht. Wir befinden uns schließlich in einer Kirche.“