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Farbenreich und extrem intensiv
26.6.2025
Titularorganist Léon Berben zur 600-Jahrfeier über die älteste bespielbare Orgel der Welt

Ostönnen. Die gotische Orgel in der evangelischen St. Andreas-Kirche zählt zu den ältesten spielbaren Orgeln weltweit, ist vermutlich sogar die älteste schlechthin, und kann in diesem Jahr ihr 600-jähriges Bestehen feiern. Ein Jubiläum, das nun mit einer besonderen Veranstaltung gewürdigt wird. Vorab sprach Klaus Bunte mit dem Niederländer Leon Berben, dem der Ehrentitel Titularorganist 2017 vom Freundeskreis der St. Andreas-Kirche aufgrund seiner herausragenden Qualifikationen und seiner besonderen Affinität zu historischen Instrumenten und alter Musik verliehen wurde, über seine Faszination zu der gotischen Orgel.
Wie kamen Sie generell zur Orgel und was fasziniert Sie besonders an historischen Instrumenten und Alter Musik?
Leon Berben: Ich fand die Orgel als Instrument immer schon faszinierend und irgendwann habe ich angefangen, zu spielen, ich spielte schon Klavier, aber das fand ich eigentlich nicht mehr so toll als ich die Orgel kennenlernte. Irgendwann konnten wir beim Orgelunterricht nicht in die Kirche. und dann gab es zu Hause bei meinem damaligen Lehrer Unterricht am Cembalo. Da war ich so begeistert, da wollte ich nur noch das spielen und damit auch „alte Musik.
Und wie kamen Sie zu der Orgel in St. Andreas?
Schon schnell nach der Restaurierung im Jahr 2003 habe ich die Orgel besucht, war natürlich sofort begeistert und hatte seit dem Moment direkt einen sehr guten Kontakt zur damaligen Organistin Frau Erika Strelow. 2017 wurde ich dann zum Titularorganisten benannt, was mir noch immer große Freude macht.
Was macht die Orgel in Ostönnen, von ihrem Alter einmal abgesehen, so einzigartig im Vergleich zu anderen historischen Instrumenten? Wie würden Sie ihren Klangcharakter beschreiben?
Der Klang ist einzigartig. Farbenreich und intensiv. Klar, es gibt mehrere wunderschöne historische Orgeln, aber einige ragen einfach heraus.
Wie wirkt sich das Alter der Orgel auf das Spiel darauf aus? Muss man besonders vorsichtig spielen oder kann man so richtig in die Tasten langen?
Ja, das kann und soll man durchaus. Da ist nichts Fragiles, die Spielmechanik ist auch nicht besonders leichtgängig.
Welche Herausforderungen stellt diese Orgel einen Organisten? Und was muss die Gemeinde beachten, um die Orgel für die Nachwelt zu erhalten (verglichen mit Orgeln neueren Datums)?
Eigentlich gibt es keine Einschränkungen. Das Instrument ist gut so, wie es ist. Wenn man das einsieht und versteht, kann man wunderbar musizieren. Dann gibt’s sozusagen nichts Besseres. Es gibt Orgeln mit mehreren Manualen und unzähligen Registern, aber ohne Charakter, ohne Persönlichkeit; da würde ich so einiges vermissen. Die Orgel an sich fordert keine andere Technik, vielleicht die Musik, die man spielt.
Ich behalte mit dem Orgelbauer alles im Auge, was den Zustand der Orgel anbelangt. Es sollte nur das Nötigste gemacht werden.
Welche Musik eignet sich besonders für diese Orgel?
Grob gesagt, alles zwischen 1400 und 1700/1750, wo keine große Pedalstimme verlangt wird und was auf einem Manual zu spielen ist. Und das ist außergewöhnlich viel und vielseitig.
Wie wählen Sie Ihr Repertoire aus – orientieren Sie sich primär an der Entstehungszeit der Orgel oder beziehen Sie auch spätere Epochen ein? Wenn ja, muss die Musik umarrangiert werden oder ist sie nicht spielbar?
Alles ohne große Pedalpartie geht, was auf einem einmanualigen Instrument spielbar ist. Ich spiele vor allem 17. Jahrhundert, aber ich habe auch schon mal die halbe „Kunst der Fuge“ von Bach gespielt. Ich würde sagen: Gute Musik aus der Zeit 1400 – 1750, aber auch moderne und modernste Musik gehen!
Gibt es Gründe, aus denen angehende Organisten/Kirchenmusiker sich mit solch alten Orgeln auseinandersetzen sollten?
Es passiert in der Ausbildung eigentlich zu wenig. Die ist meist zu fixiert auf Bach und die Zeit danach, aber bitte auch nicht zu modern. Die „alte Musik“ genießt einen viel zu geringen Stellenwert. Meist sind die Professoren auch nicht spezialisiert darauf und lassen es irgendwie links liegen, einige wenige Stücke „vor Bach“, aber dann auch leider etwas uninformiert, und so gewinnt man natürlich auch kein Interesse bei den Studenten. Die „alte Musik“ und die alte Orgeln bilden aber die notwendige Grundlage für Musikverständnis und sind Inspiration sowohl für Interpreten und auch Orgelbauer. Diese Klänge aus zum Beispiel Ostönnen sollte man gehört haben, auch um andere Orgeln besser einordnen zu können.
Was bedeutet es für Sie persönlich, Hüter eines so außergewöhnlichen kulturellen Erbes zu sein?
Es macht glücklich. Einerseits die Orgel spielen zu dürfen und mit dem Orgelbauer Puschmann dafür zu sorgen, dass die Orgel in guter Verfassung bleibt, und andererseits die Konzerte zu organisieren und sehr dankbare Gäste und Publikum zu haben.
Gibt es bestimmte Momente beim Spiel auf der Ostönner Orgel, die Sie besonders bewegen?
Manchmal bin ich einfach so vom Klang angetan und begeistert, da vergesse ich alles andere. Auch wenn ich im Konzert sitze und höre zum Beispiel den Prinzipal, gut gespielt, im Raum, dann ist es einfach Hochgenuss. Aber auch Momente, in denen ich merke, dass Zuhörer so in den Bann gezogen sind vom Klang und zufrieden sind.
Welche Botschaft möchten Sie Menschen vermitteln, die diese einzigartige Orgel zum ersten Mal hören?
Dass es eigentlich unvorstellbar ist, dass wir Sachen sehen und hören die 600 Jahre alt sind, heute noch immer einwandfrei funktionieren und noch immer begeistern. Das ist doch in der schnelllebigen Zeit von heute außergewöhnlich. Und offen zu sein für eigentlich so etwas Einfaches wie der Klang einer Pfeife. Etwas Schlichtes, aber etwas so Schönes und Berührendes.
Am Samstag, 28. Juni, ist um 14.30 Uhr zunächst eine Infoveranstaltung zur Geschichte und zum Klang der Ostönner Orgel mit dem Orgelbauer Winfried Puschmann und dem Titular-Organisten Léon Berben.
Die Durchführung eines Orgelneubaus war und ist nur möglich, wenn kulturelle Vorbedingungen gegeben sind. Mit diesen Vorbedingungen beschäftigt sich der Restaurator und Pfeifenmacher Puschmann.
Wie war die finanzielle Lage der Kirchen und der Bürger in und um Soest, woher kamen Material und Handwerker, wer konnte so ein Instrument spielen, und wie wurde es musikalisch eingesetzt?
Bereichert wird der Vortrag durch musikalische Beiträge auf der Orgel.
Vor dem Konzert um 17:00 Uhr mit dem Titular-Organisten Léon Berben gibt es bei hoffentlich schönem Wetter draußen vor der Kirche Kaffee und Kuchen.

600 Jahre Klangeschichte
Ursprünglich stand das Instrument nicht in Östönnen, sondern in Alt St. Thomae. Erst 1721 erhielt der Orgelbauer Johann Patroclus Möller den Auftrag, die Orgel nach Östönnen zu überführen und für 200 Taler zu restaurieren. Am 11. Oktober 1722 wurde sie dort eingeweiht.
Die umfassende Restaurierung zwischen 2000 und 2003 brachte Erstaunliches ans Licht: Von den heute 576 Pfeifen stammen noch 326 – mehr als die Hälfte – aus der Zeit vor 1500. Experten bestätigten die außergewöhnliche Qualität der mittelalterlichen Handwerkskunst, die sie als „Hightech aus dem Mittelalter“ bezeichneten.
Heute verfügt die Orgel über acht Register mit einer Manualklaviatur und angehängtem Pedal. Eine Besonderheit ist die original gotische Wirbelrosette.
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