Nachrichten
Kirche einmal anders
27.2.2025

Von Rotraud Grün
Bad Sassendorf. Fröhlichkeit, Stille, Musik, Besinnlichkeit, Turmbesteigung, Gespräche bei Kaffee und Waffeln - Kirche einmal anders, ohne festen Ablauf. Jeder Besucher durfte am Sonntagmorgen zwischen 10 und 12 Uhr kommen und gehen wie er mochte. Pfarrerin Anika Prüßing hatte gemeinsam mit den Konfis in der Evangelischen Kirche St. Simon und Judas Thaddäus Gottesdienststationen zum Thema „Brich mit den Hungrigen dein Brot" vorbereitet und aufgebaut.
Diese „Offene Kirche", die erstmals in dieser Form stattfand, bot quasi ein Kontrastprogramm zum Wahllokal nebenan im Mehrgenerationenhaus, das während der Wintermonate als Quartier für die sonntäglichen Gottesdienste genutzt wird. „Nach einer Stunde hatten wir bereits an die 80 Gläubige begrüßt", freute sich Pfarrerin Anika Prüßing über das Interesse an diesem ungewöhnlichen Gottesdienst. „Ist eine schöne Idee, sehr herzlich gestaltet", lobten Ursula Sander und Barbara Gravemeyer die „Offene Kirche". Sie plauderten erst einmal bei einer Tasse Kaffee und einer Waffel - natürlich auch über Politik - bevor sie sich den Gottesdienststationen zuwandten.
Die Kirchenbesucher konnten diese allein und im eigenen Tempo auf sich wirken lassen oder sich einer Führung von Ehrenamtlichen anschließen. „Die Stationen enthalten Elemente, die auch im Gottesdienst auftauchen", erklärte die Pfarrerin. Eine liebevoll geschmückte Kerzenstation bot Stille für ein Gebet, an der Segensstation waren eindrucksvolle Worte hörbar, die Abendmahlstation erinnerte an das Sakrament. Neben diesen klassischen Elementen des Gottesdienstes luden zwei aufgespannte Wünscheschirme dazu ein, kleine Zettelchen mit Wünschen zu beschriften und aufzukleben. Glaube, Hoffnung, Zuversicht - so lauteten unter anderem die Botschaften der Besucher. Plakate und Gedanken der Konfirmandinnen und Konfirmanden galten dem Thema „Speisung für 5000".
An der Station „Plopp-Gebete" ließen die Gläubigen blaue oder rote Murmeln in ein Wasserglas plumpsen. Die Idee hinter dieser vor allem in der Jugendarbeit verbreiteten Form des Gebets ist, eine Bitte oder ein Dankeswort an Gott zu richten. Im Gottesdienst der „Offenen Kirche" durfte Musik natürlich nicht fehlen. So erklang hin und wieder ein schönes Orgelspiel des Organisten Günter Preibisch.
Als besonderes Highlight des Vormittags war eine Turmbesteigung mit Martin Anemüller. Besonders Familien mit Kindern nutzten dieses Angebot und stiegen mit dem langjährigen Presbyter in die Glockenstube und auf den Kirchboden. Anemüller erläuterte die wechselvolle Geschichte der Glocken in den vergangenen 700 Jahren sowie die Besonderheiten des Kirchenbodens.
„Das wollten wir uns nicht entgehen lassen", erklärte Lena Wenner, die gemeinsam mit Ehemann Tobias Schindewolf und den Kindern Jona (12) und Kord (2) hinauf kletterte. Oben angekommen bot sich neben dem imposanten Anblick der Glocken auch eine schöne Aussicht auf den Kurort. Die „Offene Kirche" fand nicht nur bei den Gläubigen sondern auch bei den Menschen die zur Wahl gingen oder den Spazieergängern großen Anklang. Eine Wiederholung ist nicht ausgeschlossen.
