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Das Ende der Leidenszeit
17.7.2025
Wiedereröffnung in Brilon nach Schimmelsanierung mit lachenden Gesichtern

Von Frank Albrecht
Brilon. Das Drehbuch für ein Drama hätte es nicht besser erzählen können: Nur fünf Monate nach der feierlichen Wiedereröffnung der frisch sanierten Evangelischen Stadtkirche in Brilon vom Dezember 2023 musste das Gotteshaus nochmals geschlossen werden. An den Wänden der Kirche im Westflügel zeigte sich Schimmel, und um den zu sanieren und damit eine Gefährdung der Gemeindemitglieder auszuschließen, wurde das historische Gotteshaus erneut geschlossen.
Erneut musste das Gemeindeleben für mehr als ein Jahr in das Gemeindehaus verlegt werden. Jetzt war es dann endlich wieder soweit und die Leidensgeschichte der evangelischen Gemeinde Brilon vorbei: Im Beisein von Superintendent Dr. Manuel Schilling, des Briloner Bürgermeisters Christof Bartsch, der Schützenbruderschaft, weiterer Vertreter aus der Stadtverwaltung sowie vieler Gäste aus der Gemeinde und dem Kreis der Handwerker fand der Gottesdienst zur Wiedereröffnung statt – ein zweites Mal in kurzer Zeit.
Gemeinsam mit Superintendent Dr. Schilling, Bürgermeister Bartsch, den Schützen und des Presbyteriums fand der feierliche Einzug in das Gotteshaus statt. Pfarrerin Antje Jäkel begrüßte die Gemeinde und ihre Gäste gut gelaunt. „Herzlich willkommen zum Gottesdienst in unserer wunderschönen Stadtkirche“, so Jäkel. Sie begrüßte die Gäste und Unterstützer der jüngsten Arbeiten und dankte allen, die geholfen haben, mit ihren Ratschlägen und ihrem Beistand die Prozesse zur Sanierung der Kirche in Gang zu bringen. Die Anwesenden fühlten mit und kommentierten die Worte der Pfarrerin mit viel Applaus.
Das Bläserquartett verlieh dem Gottesdienst einen festlichen Glanz und spielte im Wechsel mit der historischen Orgel. Nach dem Psalm und der Lesung des Evangeliums aus dem dritten Kapital nach Johannes wurde das Glaubensbekenntnis gesprochen. Wenig Zeit war bis dahin gegeben, um sich die sanierte Stadtkirche mit ihrer besonderen Sitzordnung – Besucherinnen und Besucher sitzen sich direkt gegenüber und die „Kanzel“ der Kirche ist ebenerdig – detailliert anzuschauen und dabei auch die frische Farbe des Innenraums zu bewundern, die an einigen Stellen die alte Malerei durchblicken lässt. Mitte des 19. Jahrhunderts war die Stadtkirche einst nach Entwürfen von Baumeister Karl-Friedrich Schinkel erbaut worden.
„Das ist ein besonderer Tag für die Evangelische Gemeinde und die Stadt Brilon“, begann Superintendent Dr. Manuel Schilling seine Predigt. Er erinnerte an den Beginn der Leidensgeschichte, denn nach der Amtseinführung von Pfarrerin Antje Jäkel Anfang Dezember 2023 habe man in der derzeit gerade frisch sanierten Kirche durchstarten wollen. Stattdessen, so Dr. Schilling, sei nach den Schimmel-Befunden die Schließung des Gotteshauses sogar für immer befürchtet worden. Er habe nicht immer an den Tag der Wiedereröffnung geglaubt. „Darum ist es eine große Freude, dass wir heute alle hier sind, Gott hat uns auf die Probe gestellt“, so der Superintendent, „jetzt aber können wir feiern!“
Stadt sagt Gemeinde Unterstützung zu
Manuel Schilling lud die Gemeinde zu einer Reise in die alte Zeit und auf der Welt ein und erinnerte an den Bau der Kirche 1855. „Das ist eure Kirche“, so Schilling, „danken wir Baumeister Schinkel dafür und allen Architekten danach, die die Kirche maßgeblich geprägt haben.“ Und in der Predigt durchlief der Superintendent wichtige Stationen des Kirchenlebens und befragte die Gemeinde, die durch Aufstehen Antwort gab: Wer die Verantwortung für die Sanierung übernommen oder wer als Handwerker geholfen habe. Nur bei der Frage, wer noch Fotos vom Bau des – inzwischen wieder abgerissenen – Westturms hat, konnte sich niemand erheben.
Weiter in der Geschichte des Hauses, erinnerte Superintendent Schilling daran, dass die Orgel von Eduard Vogt die Kirche wie einen Palast schmücke und schon im Jahr 1838 der erste evangelische Pfarrer in Brilon ordiniert worden war. „Wir leben hier mit Glauben und Kirche, weil andere dafür gesorgt haben“, so Dr. Schilling. Gerade die besondere Sitzordnung sei der in einem mittelalterlichen Kloster nachempfunden: Der Prediger habe stets die ganze Gemeinde im Blick. Und passend zur Zeitreise lud er die Gemeinde ein, das 1700 Jahre alte Glaubensbekenntnis von Nizza-Konstantinopel aus dem Gesangbuch zu sprechen.
In seinem Grußwort an die Gemeinde dankte Bürgermeister Bartsch anschließend für die Worte des Superintendenten. Viele Menschen aus Brilon hätten mit der Kirche gelitten. Die Entdeckung von Schimmel sei wie ein Schlag in die Magengrube gewesen und die nötige Absperrung der Fläche notwendig. Bartsch betonte, dass die Stadt der Kirche ihre Unterstützung zugesagt habe. Gemeinsam sei man durch die sorgenvolle Zeit für das stadtbildprägende Gotteshaus gekommen.
„Das ist aber heute ein toller Tag für die Gemeinde und die Stadt Brilon“, so der Bürgermeister, der alle Anwesenden einlud, sich in das Goldene Buch der Stadt Brilon einzutragen. Und mit den Klängen der Querflöte, die von einem Konfirmanden aus der Gemeinde gespielt wurde, ging der Gottesdienst zu Ende, und die Gemeinde feierte die Wiedereröffnung entspannt und gelöst mit einem kleinen Empfang in der Kirche.
