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Interreligiöser Austausch schafft Vertrauen

26.11.2025

25 Jahre Christlich-Muslimischer Dialog ist eine beispielhafte Erfolgsgeschichte

Akteure des Christlich-Muslimischen Dialogs feierten zusammen mit den Gründungsmitgliedern, Bürgermeister Ralf Paul Bittner sowie Gästen das 25-jährige Bestehen der Veranstaltungsreihe bei einem Festakt im Alten Rathaus in Arnsberg. Fotos: Frank Albrecht

Von Frank Albrecht

 

Arnsberg. Aus einer Initiative der Stadt Arnsberg im Jahr 2000 wurde eine Arbeitsgemeinschaft gegründet: Das Kulturbüro der Stadt Arnsberg, die Volkshochschule und die Kontaktstelle für Ausländer erweckten die Veranstaltungsreihe „Zwischen Minarett und Glockenturm – vom Miteinander in unserer Stadt“ ins Leben. Abschluss und Höhepunkt von sieben gemeinsamen Veranstaltungen war der erste interreligiöse Spaziergang durch zwei Neheimer Kirchen und Moscheen.

 

Der Grundstein für den heutigen „Christlich-Muslimischen Dialog“ wurde gelegt. 25 Jahre später konnte jetzt das Jubiläum der Initiative gefeiert werden. Im Rittersaal des Alten Rathauses in Arnsberg fand der Festakt mit Vertreterinnen und Vertretern aller beteiligten Religionsgemeinschaften, dem Arnsberger Bürgermeister sowie den Gründungsmitgliedern der Initiative statt.

 

Pfarrer Dr. Udo Arnoldi von der Evangelischen Kirchengemeinde Neheim, einer der Mitbegründer des Dialoges, übernahm zusammen mit Rochdi Koubaa vom Marokkanischen Kulturverein die Begrüßung. „Es ist nötig, miteinander zu reden und weiter für eine offene Begegnung zwischen den verschiedenen Religionen einzustehen“, begründete Pfarrer Arnoldi den Christlich-Muslimischen Dialog.

 

Vor den Gästen aus der katholischen Kirche, der Türkischen DITIB-Gemeinde, dem Islamisch-Arabischen Verein sowie dem Marokkanischen Kulturverein erinnerte Dr. Arnoldi daran, das im Sinne des Dialogs in Kindergärten, auf der Arbeit, in der Freizeit und in Schulen miteinander gesprochen werden müsse. „25 Jahre Christlich-Muslimischer Dialog zeigen, dass es möglich ist“, so Arnoldi weiter, „auch wenn es Ereignisse gibt, die diese Absicht erschweren.“ Aktuell wichtig sei, dass man gerade jetzt weiter gemeinsam gegen Rassismus und Abgrenzung Flagge zeige.

 

Im Beisein der Gründungsmitglieder, u.a. der ehemalige Bürgermeister der Stadt Arnsberg, Hans-Josef Vogel, der Imam Adnan Al-Kabbani von der arabischen Moschee sowie von Pfarrer Heinrich Oest, würdigte der Arnsberger Bürgermeister Ralf Paul Bittner die Verdienste des Dialogs. „Das ist ein gutes Jubiläum, mein Dank geht vor allem an die Gründer der Initiative“, sagte Bürgermeister Bittner. „Sie haben ein Klima für den Dialog in der Stadt geschafften und schon viele Menschen erreicht.“

Austausch als Rezept für  die Zukunft

Der Bürgermeister machte deutlich, dass er froh sei, in einer Stadt zu leben, in der ein Dialog zwischen den Religionen stattfinde, das – so Bittner – sei nicht selbstverständlich. „Was schafft mehr Akzeptanz, als sich anderen Menschen zu öffnen“, so Bittner. Es sei essenziell, Spannungen und religiöse sowie kulturelle Konflikte abzubauen. „Der Austausch ist das Rezept für die Zukunft, dafür viele Beteiligte und eine breite Basis zu haben ist wichtig“, bilanzierte Bürgermeister Ralf Paul Bittner in seinem Grußwort. Arnsberg sei eine Stadt, in der über einhundert verschiedene Nationen leben. „Sie leben diese Vielfalt und lernen die Traditionen und Gebräuche der anderen kennen – das ist eine Bereicherung in Arnsberg“, lobte Bittner.

 

Mit einem musikalischen Beitrag von David Krüger, der am Flügel Vriationen mit orientalischen Elementen spielte, leiteten Tarik Ersöz von der Türkisch Islamischen Gemeinde und Wolfgang Faber vom Presbyterium der Evangelischen Kirchengemeinde Neheim zu den Interviews über, die im Rahmen des Jubiläums mit jüngeren wie älteren Mitgliedern der muslimischen wie der christlichen Gemeinden geführt wurden.

 

Der ebenfalls von David Krüger gedrehte Videobeitrag arbeitete mit den Teilnehmenden u.a. die Fragen nach den Umständen für ihre Übersiedlung nach Deutschland sowie den Zeitpunkt für die ersten Begegnungen mit anderen Kulturen auf. Gefragt wurden die Interview-Partner:innen auch, wie sich die Beziehungen aus ihrer Sicht entwickelt haben und wo persönlich die Barrieren und Schwierigkeiten im Miteinander gesehen werden. Auch das Bereichernde der Begegnungen und die Rolle von Glaube und Religion im Miteinander der Religionen wurde abgefragt. Der beim Festakt anwesende Teil der Interviewten durfte sich anschließend über den Applaus der Gäste für das Gesagte freuen.

 

Bevor Pfarrer Stefan Jung von der Neheimer Kirchengemeinde St. Johannes Baptist die anwesenden Gründungsmitglieder des Christlich-Muslimischen Dialogs in einem Live-Interview befragte, sorgten vier Jugendliche aus verschiedenen Nationen für einen weiteren musikalischen Höhepunkt des Festakts. Die Gruppe, die sich eigens für den Festakt zusammengetan hatte, spielte u.a. ein türkisches Volkslied.

 

Hans-Josef Vogel, Imam Adnan Al-Kabbani und Pfarrer Heinrich Oest blickten in den Interviews auf die „politische“ Motivation für die Gründung der Veranstaltungsreihe zurück. So wurden u.a. die geschichtlichen Einflüsse vor 25 Jahren, aber auch die Verpflichtung in der Geburtsstadt des ehemaligen Gefangenenpriesters Franz Stock genannt. „Der Dialog ist für mich eine Herzensangelegenheit, um die wir in der Stadt beneidet werden“, erklärte Adnan Al-Kabbani. Einig waren sich alle Interviewteilnehmer, dass der Dialog weiter gepflegt werden müsse. „Frieden ist ein wichtiges Thema – wir müssen Räume dafür schaffen, um in Frieden leben zu können“, so Pfarrer Heinrich Oest.

 

Mit dem Stück „Von guten Mächten wunderbar geborgen“ in einer besonderen Interpretation startete der gesellige Teil mit Austausch bei internationalen Köstlichkeiten und dem Austausch über den gelungenen Dialog der letzten 25 Jahre.

Zahlreiche Gäste aus den beteiligten Gemeinden und Religionsgemeinschaften, die den Christlich-Muslimischen Dialog tragen, nahmen am Festakt zum Jubiläum teil.

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