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Botschaft der Ewigkeit in die Zukunft tragen

22.8.2025

Superintendent Dr. Manuel Schilling äußert sich zur Zukunft der Kirchen

Auch wenn der Blick ein wenig skeptisch scheint: Superintendent Dr. Manuel Schilling ist zuversichtlich, den Kirchenkreis trotz vieler Schwierigkeiten in eine gute Zukunft zu führen. Foto: Hans-Albert Limbrock

Soest-Arnsberg. Die Zukunft der Kirchen ist eines der zentralen Themen für die nächsten Jahre im Kirchenkreis Soest-Arnsberg. Im Gespräch mit Öffentlichkeitsreferent Hans-Albert Limbrock formuliert Superintendent Dr. Manuel Schilling seine Gedanken zu diesem spannenden Thema.

 

Hat Sie die Rasanz und auch die Wucht, mit der in den letzten Jahren zahlreiche Kirchen auch im Kirchenkreis aufgegeben wurden und über weitere Schließungen und Veränderungen nachgedacht wird, überrascht?

SCHILLING: Ja, untergründig wusste ich es, wussten wir es alle. Aber als es konkret wurde, war ich doch überrascht. Noch mehr hat mich überrascht, wie schnell wir begonnen haben, uns umzustellen. Nicht alle, aber die meisten. Da gehen auf einmal Dinge, die vorher undenkbar schienen. Da planen Gemeinden eine Vereinigung, die bis vor kurzem in herzlicher gegenseitiger Geringschätzung miteinander verbunden waren. Ich bin überrascht und auch ein wenig stolz, wie tapfer, gutwillig und pragmatisch die Kirchengemeinden neue Wege einschlagen. Wir alle wissen, das wird auch sehr schmerzhaft werden.

 

Alt-Präses Annette Kurschus hat einst gesagt: „Welch ein reicher Segen die Kirchen hier in Soest sind.“ Ein Segen der im Hinblick auf die Zukunft viele Fragezeichen hinterlässt.

In der Tat.

 

Sechs historische, evangelische Kirchen in Soest, weitere zwei in Meiningsen und Ostönnen. Haben Sie Hoffnung, dass man für alle in Zukunft eine Nutzung finden wird?

Gewiss. Andere Länder und andere Städte sind uns schon auf dem Weg der Umnutzung von Kirchen vorausgegangen. Nicht alle gefundenen Lösungen finde ich gut. Aber die Erfahrung zeigt, dass das möglich ist. Der Unterschied ist bei unserem Kirchenkreis, dass wir eine ganz besondere Gegend sind, dass das, was in Soest, Lippstadt und den Dörfern der Börde an Kirchen steht, in dieser Form einmalig ist, einmalig in Deutschland, ja ich möchte sagen, einmalig nödlich der Alpen. Dieses historische, künstlerische und geistliche Erbe bietet eine Steilvorlage für eine neue Nutzung. Es wird nicht darum gehen, alte Steine für überlebte kirchliche Formate zu reparieren. Es wird darum gehen, mit den steinernen Zeugen der Vergangenheit eine Botschaft der Ewigkeit in die Zukunft zu tragen, und das mit möglichst vielen Menschen unserer Zeit.

Kirche allein wird diese Aufgaben nicht stemmen können.

 

Empfangen Sie Signale, dass auch die Politik dies als gesamtgesellschaftliche Aufgabe sieht?

Einerseits bestätigen mir alle Gesprächspartner aus der Politik, dass sie die Bedeutung der Soester Kirchen durchaus erkennen und an einer Lösung mitwirken wollen. Zugleich weisen sie aber die Verantwortung zunächst uns zu. „Wir haben kein Geld“, sagen alle. Das haben wir in der Kirche auch nicht. Aber wir haben eine Last, einen Auftrag und auch schon ein paar Ideen. Und das ändert die Sache von Grund auf.

 

Wie geht der Kirchenkreis, wie gehen Sie als Superintendent ganz praktisch an dieses sicherlich schwierige und sensible Thema?

Wir werden im nächsten Sommer, vom 26. bis 27. Juni 2026. ein zweitägiges Symposium „Die Soester Kirchen – Räume der Zukunft“ veranstalten. Dazu laden wir Menschen aus allen Bereichen und Ebenen unserer Gesellschaft ein: Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Kunst, Kirche. Wir werden zwei Tage in den Soester Kirchen verbringen, miteinander reden, uns informieren und vernetzen. Und wir werden den Räumen zuhören, den Geschichten, die sie erzählen. Und dann werden wir sehr konkret überlegen, was daraus für die Zukunft werden kann, und wer dafür Verantwortung übernimmt. Meine Hoffnung ist, dass wir hinterher die Menschen haben, die bereit sind, sich einzusetzen, und dass wir die Richtung wissen, in die wir aufbrechen wollen.

 

Im nächsten Teil des Interviews äußert sich Schilling über die wachsende Bedeutung des Ehrenamtes im kirchlichen Leben.

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