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Ein Signal der Hoffnung

22.8.2025

Orgel in Neuengeseke erklingt nach Restaurierung in vollem Klang

Sie alle freuen sich über das gelungene Werk, von links Presbyteriumsvorsitzende Frauke Seume-Rusche, Michael Vogelsänger (vorne) und Ehemann Werner Speer, Pfarrerin Jutta Pothmann, Orgelbauer Gregor Wüllmann, Organistin Andrea Münstermann-Göke, Orgelbauer Markus Wolf, vom Presbyterium Brigitte Diemel, Ute Schulte-Overbeck, Albrecht Wegmann. Fotos: Thomas Brüggestraße

Von Thomas Brüggestraße

Neuengeseke.  Die neu aufgebaute Orgel klingt famos. Pfarrerin Jutta Pothmann ist glücklich: "Dieses Projekt ist ein Hoffnungssignal und ein Zeichen für die Lebendigkeit unserer Gemeinde. Das zu unterstreichen, ist mir besonders wichtig." Warum sie so glücklich ist? Die Gemeindemitglieder und alle Freunde der evangelischen Kirche in Neuengeseke haben tief in die Tasche gegriffen, sechsstellig investiert — und dabei auch gleichzeitig gut die Hälfte an möglichen Kosten eingespart, wie die Orgelbaufirma grob umriss.

 

Die ehemalige „Hammer"-Orgel aus Hannover, ein günstiges Serien-Instrument aus den 1970-er Jahren, sie besticht jetzt als so genannter technischer Neubau der Orgelbaufirma Friedrich Kampherrn aus Verl bei Gütersloh. Ein Dreivierteljahr brauchten die Experten für das Kunstwerk, nachdem alle Entscheidungen getroffen waren. Zusammengerechnet zwei Monate lang haben die Fachleute alles in der evangelischen Kirche aufgebaut. Patrick Sander stellte feste Kameras auf, schnitt aus dem Material einen Fünf-Minuten-Zeitraffer. Den konnten jetzt alle in der Kirche bewundern.

 

Der wohltuend raumfüllende Klang sei beeindruckend schön, das bestätigten viele der Kirchgänger: Beim Feierabend-Gottesdienst ließ Organistin Andrea Münstermann-Göke den Kampherrn-Aufbau vollmundig in allen Klangfarben erstrahlen. Der neue Standort im südlichen Seitenschiff verbessere die Klangentfaltung, erfülle den Raum perfekt und ohne Verzerrungen oder Verzögerungen, so erläuterten die Experten: Der Raum sei höher und größer als das Turmzimmer, wo die Orgel sonst gestanden habe. Keine Gewölbebögen stellten sich jetzt mehr dem Schall entgegen. Das Turmzimmer dient jetzt für kleine Treffen der Gemeinde, für Besinnung, für Gespräche, für Treffen nach dem Gottesdienst, so wie nach der Orgeleinführung.

 

Aus Verl angereist waren die beiden Orgelbauer Gregor Wüllmann und Markus Wolf. Wüllmann erläuterte alle Details zum kantigen Schmuckstück, das sich nicht prahlerisch in den Vordergrund drängen will. Wüllmann: „Der Schmuck in einer Kirche, das, wohin sich der Blick richten soll, das ist der Altar." Die Schlichtheit in der Gestaltung der neu aufgebauten Orgel sei bewusst gewählt. Wüllmann: „Das findet man heute in vielen Kirchen so."

 

968 Pfeifen sorgen für Klangfülle

In der Hammer-Orgel, die sonst im „Turmzimmer" stand, war Sperrholz verbaut, trotzdem war der Holzwurm drin, und obwohl das Instrument klanglich schon einmal überarbeitet worden war, wollte es nicht mehr so recht klingen. „Wir haben es schon vor Corona ausgebaut", erinnerte sich Friedrich Kampherrn im Gespräch mit unserer Zeitung: „Dann hat es eine ganze Weile gedauert, bis klar war, ob es einen Neubau geben soll, eine elektronische oder eine mechanische Orgel, ob man restaurieren kann, was noch zu gebrauchen sein würde, was wir hier im Betrieb an Gebrauchtem noch zur Verfügung haben könnten, wie man Kosten sparen könnte. Wieder genutzt haben wir fast das gesamte Pfeifenwerk, den Spieltisch, Pedal und Orgelmotor."

 

„968, also fast tausend Pfeifen mit einer Länge von ein paar Millimetern bis zu 2,5 Metern sind in der Orgel verbaut, knapp 30 für das Register 'Trompete' fehlen noch — das vervollständigt das Klangbild zusätzlich, das ist dann sozusagen der 'Jubel obendrauf'", erläuterte Orgelbauer Gregor Wüllmann den Gottesdienstbesuchern. Als Spender gewürdigt wurden im Gottesdienst Michael Vogelsänger und sein Mann Werner Speer — beide stellten für die Anschaffung der fehlenden Pfeifen ein hübsches Sümmchen bereit. „Es war uns ein besonderes Anliegen", sagten Vogelsänger und Speer nach dem offiziellen Teil.

 

Wer auf die Orgel schaut, sieht einen hohen und einen etwas niedrigeren „Schrank", schaut auf die auf jeweils gleiche Höhe verlängerten Prospektpfeifen, auf den Spieltisch und die Fußpedale — auf viel helle, glatte Fichtenholzfläche, auf Eichenholz beim Spieltisch, auf Metallpfeifen mit einem besonders hohen Zinnanteil in der Legierung, damit sie schön glänzen. „Was kaum jemand vermutet", erläuterte Wüllmann: „Wir haben auch Holzpfeifen verbaut." Mit Maßen von 3,50 Metern in der Höhe, in der Tiefe 1,30 Metern und in der Breite 3,70 Metern habe der Neuaufbau für alle echte Tüftelarbeit erfordert. Wüllmann: „Dieser Orgelaufbau, das ist ganz viel Technik auf eigentlich viel zu wenig Raum — einfach war es nicht, aber wir glauben, das Werk ist gelungen."

 

„Ein Signal der Hoffnung, ein Zeichen für die Lebendigkeit der Gemeinde — das ist mir ganz wichtig bei diesem Projekt. Es ist eine Investition in die Zukunft", unterstrich Pfarrerin Jutta Pothmann noch einmal zum Abschluss.

Eine Besucherin beschaut sich das Innenleben und die Mechanik. Dieser Blick wird später durch eine Abdeckung verborgen sein.

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