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Abschied in schwierigen Zeiten

8.5.2025

Pfarrer Hans Jürgen Bäumer geht Ende Mai in den Ruhestand

Nach fast dreißig Jahren Dienst in der Evangelischen Kirchengemeinde Meschede wird Pfarrer Hans Jürgen Bäumer am 25. Mai in den Ruhestand verabschiedet. Foto: Hans-Albert Limbrock
Nach fast dreißig Jahren Dienst in der Evangelischen Kirchengemeinde Meschede wird Pfarrer Hans Jürgen Bäumer am 25. Mai in den Ruhestand verabschiedet. Foto: Hans-Albert Limbrock

Von Hans-Albert Limbrock

 

Meschede. Eigentlich bräuchte er zwei Leben, um all seinen Hobbys frönen zu können. Mindestens zwei. Besser wären noch drei oder vier. Aber weil auch ein Pfarrer nach menschlichem Ermessen nur ein Leben hat, ist es von Vorteil, dass Hans Jürgen Bäumer mit dem Eintritt in den Ruhestand künftig mehr Zeit zum Wandern, Klettern, Fahrradfahren, Motorradfahren, Tauchen, Joggen, Lesen oder Musikmachen hat. „Und darauf freue ich mich“, sagt er mit einem Augenzwinkern und ergänzt: „Langweilig wird es mir mit Sicherheit nicht in meinem Ruhestand.“

 

Achtunddreißig Jahre, davon fast dreißig in Meschede, wird er im Dienst gewesen sein, wenn er am 25. Mai ab 15 Uhr in einem Gottesdienst in der Christuskirche verabschiedet wird. Eine lange Zeit. Eine Zeit, die geprägt war und ist vom großen Wandel, den die Kirche – evangelische wie katholische – in einer Rasanz erleben, wie sie auch Hans Jürgen Bäumer so nicht vorhergesehen hat.

 

„Die letzten Jahre haben mit ihren vielen Veränderungen und Verlusten auch bei mir deutliche Spuren hinterlassen.“ Was er meint, das ist unter anderem die Aufgabe der Johanneskirche und des gemeinsamen Kirchenzentrums sowie die Reduzierung der Pfarrstellen. Einst waren drei Pfarrer und Pfarrerinnen für die Kirchengemeinde Meschede zuständig. Wenn Bäumer nun geht, bleibt nur noch Karin Neumann-Arnoldi übrig, die ihren Stellenanteil auf 100 Prozent aufstocken wird.

Zeit für die schönen Dinge im Leben

Bäumer: „Gerade die Kirchengebäude waren ja auch ein Stück Heimat für die Menschen. Da wurde getauft, zur Konfirmation gegangen, geheiratet und Trauer-Gottesdienste gehalten. Dies aufzugeben, hat viel Kraft gekostet und war emotional sehr belastend. Ich habe Trauer, Wut, Schmerz und Enttäuschung gespürt und bin dadurch körperlich und auch seelisch an meine Grenzen gekommen.“

 

Auch deshalb freut er sich auf seinen Ruhestand: „Endlich habe ich mal Zeit für die schönen Dinge im Leben. Da ist vieles bisher zu kurz gekommen. Wie man an meinen vielen unterschiedlichen Hobbys sieht, liebe ich die Herausforderung.“

 

Seine Wurzeln liegen im ostwestfälischen Bünde. Nach dem Studium in Münster, Göttingen und Hamburg ging es zurück nach Westfalen, wo Bochum, Gelsenkirchen und Wattenscheid erste Stationen des beruflichen Lebens waren. Als Vikar hat er in Bochum auch seine Ehefrau Kathrin Koppe-Bäumer kennengelernt. „Übrigens ganz unromantisch auf einer Kreissynode.“

 

Vor allem den drei Kindern Friederike, Yannick und Moritz zuliebe wurde das Sauerland dann ab September 1995 berufliche wie familiäre Heimat.

Der Kirchengemeinde Meschede wird Hans Jürgen Bäumer auch in seinem Ruhestand verbunden bleiben. „Wir bleiben ja schließlich hier wohnen.“ Und mit Sicherheit wird man ihn noch in dem ein oder anderen Gottesdienst am Altar erleben.

„Ich habe inzwischen begriffen, dass die Perspektiven, mit denen ich in den Pfarrberuf eingetreten bin, im Wandel sind. Für uns Pfarrerinnen und Pfarrer bedeutet das, den Wandel zu gestalten und gemeinsam mit den Gemeindegliedern von Vertrautem Abschied zu nehmen.“ Dass das nicht leicht wird, ist ihm bewusst: „Wo Generationen vor mir Kirche gebaut und vergrößert haben, ist es an meiner Generation, Rückbau und Verkleinerung auszuhalten.“

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