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Vespern für den Frieden
12.6.2025
Alle unter einem Dach beim ökumenischen Gottesdienst im Herzen von Westfalen

Weslarn. Es gibt wahrscheinlich keine bessere Möglichkeit für einen gemeinsamen Austausch, ein friedvolles Zusammensein und gleichzeitig für gute Stimmung zu sorgen, als Menschen bei einer guten gemeinsamen Mahlzeit an einen Tisch zu holen. Die Politik kann sich hier einiges abschauen. Nicht von ungefähr kommt es daher, dass sich die Vertreter verschiedener Konfessionen einmal im Jahr zu einer ökumenischen Vesper treffen: Nach einem Gottesdienst in St. Urbanus in Weslarn setzte man sich auch jetzt wieder zum gemeinsamen Speisen zusammen.
Die Veranstaltung wurde von der Evangelischen Kirche von Westfalen organisiert und zog Gläubige verschiedener Glaubensrichtungen an. Mit dabei waren neben evangelischen auch Vertreter der katholischen, koptischen und griechisch-orthodoxen Gemeinden wie Priester Dr. Amir Soliman von der koptischen Kirche, Generalvikar Michael Bredeck für das Erzbistum Paderborn sowie die heimischen Dechanten Dietmar Röttger und Thomas Wulf von der katholischen Kirche.
Als Repräsentanten der Landeskirchen waren Superintendent Dr. Manuel Schilling vom Evangelischen Kirchenkreis Soest-Arnsberg sowie Landessuperintendent Dietmar Arends vor Ort. Gemeindepfarrer Ralph Frieling und Pfarrerin Anika Prüßing sowie Pfarrerin Jutta Pothmann aus den evangelischen Gemeinden waren an der Organisation maßgeblich beteiligt. Musikalisch begleitet wurde der Gottesdienst von einem Bläserensemble aus Werl und KMD Gerd Weimer an der Walcker-Orgel.
Ein Ort mit Geschichte – und Geschichten
Die St. Urbanus-Kirche, zwischen 1180 und 1250 erbaut, war eine passende Gastlocation, die den Charme ländlicher Kirchen in Westfalen in Gänze widerspiegelt. Ihre romanischen Mauern und byzantinisch anmutenden Fresken erzählten ganz ohne Worte von einer Zeit vor der Spaltung der westlichen Kirche. Der Förderverein der Kirche engagiert sich aktiv für deren Erhalt und organisiert regelmäßig Veranstaltungen und Konzerte, um die Gemeinschaft zu stärken und die Kirche, die aktuell aufwendig saniert wird, für zukünftige Generationen zu bewahren.
Gemeindepfarrer Ralph Frieling hob die Schönheit „seiner“ Kirche hervor. Dabei begrüßte er herzlich die Vertreter der Lokalpolitik sowie in gelebter Verbundenheit auch die Amtsträger der verschiedenen Kirchen und die anwesenden Gäste, die aus verschiedenen Gemeinden der Region zur Vesper erschienen waren.
Für den musikalischen Rahmen sorgte Kantor Gerd Weimar, der es schaffte die Anwesenden mit Bravour durch einen spontanen gemeinsamen Kanon zu führen. Landessuperintendent Dietmar Arends spannte den Bogen seiner Predigt weit – vom Epheserbrief bis in unsere Gegenwart. Kirche, so sagte er, dürfe groß gedacht werden: „ökumenisch, weltumfassend, kosmisch“.
Arends sprach Klartext: vom Frieden, der bereits durch Jesus Christus beschlossen ist – und von der Verantwortung, diesen zu bewahren.
Er erinnerte an die dunklen Kapitel der Kirchengeschichte, sprach von Schuld, Ausgrenzung, Verfolgung im Namen Gottes. Worte, die nicht bequem waren, aber notwendig. Und doch war seine Botschaft hoffnungsvoll: Dies sei ein gemeinsames Haus. Nicht nur die Kirche, sondern auch unsere Erde. Und diese Schöpfung verdiene es, geschützt und gefeiert zu werden.
Eine Vesper der Vielfalt
In Weslarn wurde spürbar: Ökumene bedeutet nicht, Unterschiede zu verwischen, sondern Vielfalt zuzulassen und sich trotzdem – oder gerade deshalb – unter einem Dach zu versammeln. Die Vesperkirche war ein Ort der Begegnung, des Zuhörens und des gemeinsamen Gebetes. Menschen verschiedener Konfessionen kamen ins Gespräch, nicht über Trennendes, sondern über das, was sie verbindet.
Nach dem Segen versammelten sich die Anwesenden auf dem Kirchplatz, um bei schönem Wetter Getränke zu genießen und sich bei einem Buffet mit Fingerfood auszutauschen. Weslarn hat an diesem Tag gezeigt, was möglich ist, wenn christliche Kirchen nicht nebeneinander, sondern miteinander feiern. Unter einem Dach – im wahrsten Sinne des Wortes.
