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Kirche und ihr ökologischer Fußabdruck

11.9.2025

Auszeichnung beim Ökumenischen Tag der Schöpfung für Soester Gruppe

Gruppenbild vor der Preisverleihung an die Soester Gruppe „Christians for Future". Vorne von links: Dr. Cordula Heupts (Glauben im Dialog, Erzbistum Paderborn), Kerstin Werner (CC4F Soest & AK KUK), Michaela Labudda (Dekanat Hellweg), Klaus Breyer (Klimadiskurs NRW), Matilda Franz (theol. Referentin Ökumenisches Netzwerk Eine Erde), Dr. Manuel Schilling (Superintendent Kirchenkreis Soest-Arnsberg) Hinten von links: Reverend Christopher Easthill (Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK)), Franz Josef Klausdeinken (CC4F Soest & AK KuK), Dr. Verena Hammes (Geschäftsführerin der ACK in Deutschland), Anna Tanriverdi (Projektkoordinatorin Ökumenepreis ACK in Deutschland). Fotos: Thomas Brüggestraße

Von Thomas Brüggestraße

 

Soest. Respekt statt Ausbeutung und ein komplettes Umdenken seien nötig. Rücksicht und Augenmaß beim Umgang des Menschen mit der Welt und allen Geschöpfen. Diese Botschaft geht aus vom bundesweiten „Schöpfungstag" der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK). Die zentrale Feier unter dem Motto „Gott, du hilfst Menschen und Tieren“ fand jetzt auf Haus Düsse statt. Es gab eine Führung und Begegnungen mit Praktikern, Workshops und Vorträge.

 

Am Tag zuvor wurde die Soester Gruppe „Christians for Future" für ihre ganzheitliche Projektarbeit mit einem Sonderpreis der ACK ausgezeichnet: Umweltschutz und Tierwohl sind für sie zutiefst christliche Anliegen.

Weihbischof Rolf Lohmann ist Vorsitzender der Arbeitsgruppe für ökologische Fragen der Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen der Deutschen Bischofskonferenz. Er hielt die Predigt beim ökumenischen Gottesdienst auf Haus Düsse, zu dem nach Angaben der Organisatoren etwa 150 Teilnehmer angemeldet waren.

 

Er forderte ein neues Verständnis der Bibel und beleuchtete, was da falsch laufe zwischen Menschen und Schöpfung: „Seid fruchtbar und mehrt euch, füllt die Erde und unterwerft sie und waltet über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels und über alle Tiere, die auf der Erde kriechen.“

Dieser Satz aus der Schöpfungsgeschichte gleich am Anfang der Bibel, er sei eben kein Herrschaftsauftrag, kein Freifahrtschein für rücksichtsloses Ausbeuten.

 

Der verstorbene Papst Franziskus habe dieses Verständnis als falsch zurückgewiesen und klargestellt: „Diese Verantwortung gegenüber einer Erde, die Gott gehört, beinhaltet, dass der Mensch, der vernunftbegabt ist, die Gesetze der Natur und die empfindlichen Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt respektiert“.

 

Sollen jetzt alle das Auto stehen lassen, nicht mehr fliegen und sich nur noch von Pflanzen ernähren? Weihbischof Lohmann zitierte den neuen Papst Leo XIV. Der mahne neben dem Gebet auch zu mehr konkreten Taten, zu einem Weg einer ganzheitlichen Ökologie. Papst Leo: „Wir müssen noch besser lernen zu verstehen, die Perspektive unserer Mitgeschöpfe einzunehmen, das Wohl der Tiere im Blick zu haben." Umweltgerechtigkeit könne nicht länger als abstraktes Konzept oder fernes Ziel betrachtet werden. Sie sei eine dringende Notwendigkeit, die über den bloßen Schutz der Umwelt hinausgehe.

 

Wie „öko" kann oder muss Kirche? Muss, wer glaubt, nicht an sich schon ein Umweltaktivist im allerbesten Sinne sein? Der aktuelle Schöpfungstag wollte hierzu Pflöcke einschlagen, Diskussionen anstoßen, so erklären es die Organisatoren.

 

Verantwortung für Mitgeschöpfe im Glauben verankern

Die Soester Gruppe „Christians for Future" nutzte die Begegnung mit „Umweltbischof" Rolf Lohmann: Dr. Franz-Josef Klausdeinken, Julia Brüntrup und Kerstin Werner übergaben einen kritischen Bericht an die Deutsche Bischofskonferenz: Nachhaltigkeit spiele fast keine Rolle, wenn die katholischen Kirchenleitungen Pilgerreisen anböten — zum Beispiel beim Heiligen Jahr immer mit dem Flieger nach Rom, das sei doch eher klimaschädlich. Auch die Kirche müsse künftig auf einen guten ökologischen Fußabdruck achten.

 

Ankommen und zum Thema gemacht werden soll alles nach dem bundesweiten Schöpfungstag. Reverend Christopher Easthill, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft, zog ein positives Fazit: „Es ist uns gelungen, einen Diskussionsraum zu eröffnen, in dem unterschiedliche Meinungen zu Tierwohl und Tierethik vorkommen konnten, einander zugehört und gemeinsam nach einem ethisch verantwortbaren, christlich begründeten Umgang mit den Tieren gesucht wird. Damit wurde zugleich deutlich, welche Verantwortung wir als Menschen gegenüber unseren Mitgeschöpfen tragen und wie wichtig es ist, diese Verantwortung im Glauben zu verankern.“

 

Der Ökumenische Tag der Schöpfung wird seit 2010 jedes Jahr am ersten Freitag im September gefeiert. Er wurde von der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) eingeführt und bietet nach Angaben der Arbeitsgemeinschaft Raum, Dankbarkeit für die Schöpfung zu zeigen, über deren Gefährdung aufzuklären und zu gemeinsamem Handeln aufzurufen. Pastor Jens Haverland, bei der ACK für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig, lädt schon einmal ein: „Die zentralen Feiern des 17. Ökumenischen Tags der Schöpfung finden am 4. September 2026 in Marburg statt."

Sie feierten mit allen den ökumenischen Gottesdienst: Von links Propst Dietmar Röttger für den katholischen pastoralen Raum Soest, Pfarrerin Anika Prüßing für den evangelischen Kirchenkreis Soest-Arnsberg, der griechisch-orthodoxe Bischof Emmanuel Christoupolis, der anglikanische Reverend Christopher Easthill, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK), die freikirchliche Gemeindeleiterin Mona Kuntze, Weihbischof Rolf Lohmann, der altkatholische Pfarrer Clemens Engels, Dr. Barbara Schwahn, evangelische Superintendentin und Vorsitzende der ACK NRW.

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