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Eine Predigt als letzte Amtshandlung

6.11.2025

Martin Michalzik verabschiedet sich als Bürgermeister in Wickede von der Gemeinde

Eine Predigt als letzte Amtshandlung: Ex-Bürgermeister Martin Michalzik (Mitte) mit Pfarrer Dr. Christian Klein und Presbyter Hartwig Meier. Foto: Toni Nitsche

Von Toni Nitsche

 

Wickede. Der Reformationstag wurde in der Christus-Kirche Wickede mit einem eindrucksvollen Gottesdienst gefeiert, der in diesem Jahr unter dem Leitwort „Mein Gott, das muss anders werden“ stand. Zahlreiche Gläubige kamen zusammen, um gemeinsam innezuhalten, zuzuhören und sich inspirieren zu lassen.

 

Im Mittelpunkt stand die Predigt von Martin Michalzik. Der inzwischen ehemalige Bürgermeister der Gemeinde Wickede (Ruhr) ist schon seit vielen Jahren eng mit dem kirchlichen Leben vor Ort verbunden ist.

Michalzik, für den es der letzte Termin als Bürgermeister von Wickede war, erinnerte zu Beginn daran, dass es bereits elf Jahre her sei, seit er zum ersten Mal an der Kanzel der Evangelischen Kirche predigen durfte.

 

Damals, so erzählte er, sei er zugleich geehrt und beklommen gewesen und die Verantwortung, das Wort Gottes zu verkünden, habe ihn tief bewegt. Dieses Mal sei es anders. Er sei weniger aufgeregt, dafür empfinde er mehr Freude und Dankbarkeit, erneut Teil dieser besonderen Tradition sein zu dürfen.

 

In seiner Predigt spannte Michalzik einen Bogen von seiner eigenen religiösen Biografie hin zur Bedeutung des Glaubens in der heutigen Zeit. Er erzählte, dass er als junger Mensch Ministrant in der Katholischen St. Antonius-Kirche gewesen sei und nun, Jahre später, auf der Kanzel der Evangelischen Christus-Kirche stehe. Dieser Wandel, sagte er, stehe sinnbildlich für das, was heute vielerorts möglich und nötig sei: das Miteinander von Konfessionen, das gegenseitige Verständnis und die Offenheit, gemeinsam im Glauben unterwegs zu sein.

 

Sein zentrales Anliegen war der Gedanke, dass es nicht allein an Institutionen oder Strukturen liege, ob Kirche lebendig bleibe, sondern an den Menschen, die sie trügen. Mit Blick auf die vielen Ehrenamtlichen in der Gemeinde, in Vereinen und sozialen Einrichtungen sagte er: „Mein Gott, das muss bitte bleiben.“ Er sprach von Dankbarkeit gegenüber all jenen, die ihre Zeit, ihre Kraft und ihre Talente für andere einsetzen ob in der Kirche, im Gemeindeleben, in der Nachbarschaft. Solches Engagement sei das Fundament einer funktionierenden und menschlichen Gesellschaft.

 

Doch blieb Michalzik nicht bei der Dankbarkeit stehen. Er stellte auch unbequeme Fragen und sprach Themen an, die viele bewegen. Kriege und Gewalt in der Welt, die zunehmende Verrohung im digitalen Raum, die wachsende Einsamkeit vieler Menschen und die gesellschaftliche Spaltung.

 

„Mein Gott, das muss anders werden“, wiederholte er mehrfach und verband diesen Satz mit einem Appell an jeden Einzelnen, Verantwortung zu übernehmen, Haltung zu zeigen und das Leben aktiv zu gestalten. Nur wer sich beteilige, könne Wandel herbeiführen und das im Kleinen wie im Großen.

 

Besonders eindrücklich schilderte Michalzik seine Überzeugung, dass Glauben und Zuversicht gerade in schwierigen Zeiten Kraft geben können. Kirche dürfe nicht nur Ort der Erinnerung sein, sondern müsse auch Raum der Erneuerung bleiben. Er sprach davon, dass Veränderung im christlichen Sinne immer mit Hoffnung verbunden sei und mit der festen Zuversicht, dass Gott die Welt nicht sich selbst überlasse, sondern immer wieder neue Wege öffne.

 

Im letzten Teil seiner Predigt griff Michalzik die kommende Jahreslosung auf, die lautet: „Gott macht alles neu.“ Sie sei, so sagte er, mehr als ein frommer Wunsch. Sie erinnere daran, dass Veränderung möglich ist, wenn Menschen den Mut haben, sich auf Neues einzulassen und gemeinsam an einer besseren Zukunft zu arbeiten. Gerade der Reformationstag erinnere daran, dass auch die Kirche selbst aus Veränderung entstanden sei und dass aus dem Mut, Missstände zu benennen, Neues gewagt werden könne.

 

Der Gottesdienst wurde von Pfarrer Christian Klein geleitet, der die Gemeinde herzlich begrüßte.

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