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Kirchenkreis sieht sich gerüstet

19.11.2025

Sinkende Kirchensteuereinnahmen stellen Verantwortliche vor Herausforderung

In Wickede kam der Kreissynodalvorstand – hier mit Scriba Dr. Udo Arnoldi. Superintendent Dr. Manuel Schilling und Assessor Thomas Hartmann – zusammen; die Synodalen wurden per Zoom digital zugeschaltet. Fotos: Hans-Albert Limbrock

Von Hans-Albert Limbrock

 

Soest/Arnsberg. Wohl dem, der in guten Zeiten verantwortungsvoll gehandelt und sich ein gutes finanzielles Polster angeeignet hat. Der Kirchenkreis Soest-Arnsberg profitiert jetzt davon, dass in Jahren, als die Kirchensteuern noch kräftig sprudelten, passable Polster angelegt worden sind, die nun dafür sorgen, dass sich die Verantwortlichen um Superintendent Dr. Manuel Schilling für die kommenden Herausforderungen weitgehend gerüstet sehen.

 

Bei der Herbstsynode standen auch in diesem Jahr wieder traditionell die Finanzen im Blickpunkt. Verwaltungsleiter Bernd Göbert, zuständig für die Kreiskirchenämter Soest-Arnsberg und Iserlohn-Lüdenscheid, konnte den Synodalen bei der online abgehaltenen Konferenz berichten, dass in den Jahren 2020-2022 knapp 2,6 Millionen Euro mehr Kirchensteuern eingenommen wurden als ursprünglich prognostiziert. Das entspannt die Finanzlage, zumal auch die Rücklage und das Eigenkapital im Kirchenkreis sich positiv darstellen.

 

Doch das waren fast schon die einzig guten Nachrichten, die der Herr der Finanzen parat hatte. „Wir“, so Göbert, „haben in den vergangenen Jahren meist sehr konservativ kalkuliert. Lediglich zweimal ist das Ergebnis in den vergangenen dreißig Jahren unter den Schätzungen geblieben.“ Doch die Zeiten der üppigen Steuer-Mehreinnahmen scheinen vorbei zu sein, denn die Prognosen für die kommenden Jahren sind alles andere als rosig. Göbert: „Wir müssen uns konsequent und permanent die Frage stellen: Was können wir uns noch leisten?“

 

So war vor knapp drei Jahren den Berechnungen ein prognostizierter Rückgang der Gemeindeglieder um jährlich 1,7 Prozent zugrunde gelegt worden. Doch die Realität ist eine andere: Aktuell wird von 2,6 Prozent ausgegangen. Und damit steht der Kirchenkreis im Vergleich mit anderen innerhalb der Landeskirche noch vergleichsweise gut da.

Aber es bedeutet eben auch, dass die Zuweisungen aus Bielefeld künftig geringer ausfallen. Aktuell sind es noch knapp 90.000 Gemeindeglieder zwischen Lippe und Hochsauerland. Bis 2060, so die Prognose, wird diese Zahl mehr als halbiert: 40.000 Gemeindeglieder erwarten die Statistiker dann nur noch.

Generationsübergreifende Maßnahme

All das hat natürlich auch konkrete Auswirkungen auf die Arbeit der Pfarrerinnen und Pfarrer und die Kirchengemeinden. Bereits vor drei Jahren hatte sich der Kirchenkreis aufgemacht, die Personalentwicklung in den Kirchengemeinden an die sich abzeichnende Tendenz anzupassen. Zielperspektive für diese Anpassung war und ist das Jahr 2030. Bis dahin soll die Zahl der Pfarrerinnen und Pfarrer vor allem durch Ruhestände mehr als halbiert werden. Assessor Thomas Hartmann: „Ab dem Jahr 2030 ist eine große Zahl der Pfarrerinnen und Pfarrer im Ruhestand, was den Haushalt nachhaltig entlasten wird.“

 

Trotz der sich verschärfenden Rahmenbedingungen sieht sich der Kirchenkreis gerüstet, dieses Ziel zu erreichen. „Wir sind auf einem guten Weg“, bilanzierte Hartmann und versprach: „Eine vorzeitige Reduzierung von Stellenanteilen in den Kirchengemeinden oder gar Versetzungen sind nicht vorgesehen. Dennoch werden die kommenden vier Jahre eine Herausforderung und müssen überbrückt werden.“

 

Sorge bereitet dabei vor allem die Versorgungskasse, aus der die Pfarrerschaft im Ruhestand bezahlt wird. Hartmann: „In der Versorgungskasse klafft eine große Lücke. Die Schließung dieser Lücke stellt eine generationsübergreifende Aufgabe dar.“

 

Um sich den Anforderungen besser stellen zu können wurde für 2026 und 2027 ein Doppelhaushalt verabschiedet – beide weise satte Fehlbeträge aus. In Summe sind dies fast 3,2 Millionen Euro, die fehlen. Diese Defizite werden durch eine Verminderung des Eigenkapitals ausgeglichen. Zudem - so die Empfehlung des Finanzausschusses – soll bis zur Haushaltsplanung 2028 „zwingend ein Finanzkonzept“ erarbeitet werden, „das geeignet ist, die gegebenen Herausforderungen im Bereich der kreiskirchlichen Arbeit zu bewältigen.“

 

Superintendent Dr. Manuel Schilling sieht den Kirchenkreis trotz der angespannten Lage und der recht trüben Aussichten für die Zukunft gut aufgestellt: „Wichtig ist es, dass wir ruhig und besonnen in die Zukunft schauen. Dann, da bin ich zuversichtlich, werden wir den Tanker Kirchenkreis auf Kurs halten können.“

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