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Eine Kirche und ihre Geheimnisse

25.9.2025

Pfarrer i.R. Bernd-Heiner Röger hat den Kirchenführer zu St. Petri überarbeitet und neu aufgelegt

Pfarrer Christian Casdorff, Entwickler, Gestalter und Fotograf Thomas Drebusch, Pfarrer in Ruhe Bernd-Heiner Röger, Kirchmeisterin Nina Dodt und Pfarrer Dr. Christian Welck (von links) stehen mit zwei Exemplaren des neuen Kirchenführers vor dem Südportal der Petrikirche.

Von Thomas Brüggestraße

 

Soest. Warum die Petrikirche einen Besuch wert ist? „Sie ist eine der ältesten Kirchengründungen. Schon um 780 hat Karl der Große an dieser Stelle eine Kirche errichten lassen, die jetzige Kirche wurde in ihrem Kern um 1150 erbaut, war bei ihrer ersten urkundlichen Erwähnung 1174 bereits die ,Alde Kerk'", sagt Bernd-Heiner Röger. Er war von 2002 bis 2021 Petri-Pfarrer.

 

Röger weiter: „Die Petrikirche enthält bedeutende Kunstgegenstände." Und: „Die Petrikirche fasziniert durch die Unterschiedlichkeit ihrer Räume." Es gebe keinen einheitlichen Baustil — man finde Romanik, Gotik, Barock — und einen mutig modernen Glasaltar, man betrete eine Kirche voller Kontraste, reich an Raumgefühlen, reich an kunstgeschichtlich bedeutender Ausstattung: Malereien, Fenster, Altar, Taufstein, Kanzel, Türen. Auch die Ausstattung stamme aus verschiedenen Zeiten.

 

Auf 45 Seiten nimmt Bernd-Heiner Röger alle an die Hand, zeigt und erklärt die alte Stadtkirche. Der Ruhestands-Pfarrer legt seinen inzwischen zweiten Kirchenführer vor. Sein erster aus dem Jahr 2004 ist längst vergriffen. Sein zweiter ist wieder vierfarbig auf festem Hochglanzpapier gedruckt. Der Trend gehe zwar zum Digitalen, aber das Presbyterium sei überzeugt, dass ein klassischer, gedruckter Kunstführer nach wie vor gefragt und auch nötig sei. Und schließlich passe er bequem in jede Jackentasche.

 

Was ist neu? Der neue Kirchenführer hat acht Seiten mehr, ist komplett überarbeitet – und er hat noch mehr Fotos: Thomas Drebusch griff zur Kamera, ging für neue Abbildungen auf eine spannende Entdeckungsreise. Fürs Titelbild durfte er sogar bei Nachbarn ins Schlafzimmer, um den allerschönsten Blick auf Kirche und südlichen Vorplatz zu haben.

 

Neu erwähnt sind viele Veränderungen in der Kirche: Die Späth-Orgel (2006), zwischenzeitlich freigelegte Ausmalungen und Wandmalereien, Funde auf der Empore, Restaurierungen.  Und Bernd-Heiner Röger zeigt erstmals auf, dass das „Paradies", die Vorhalle des Nordportals, nicht nur vom Soester Patrizier Hujo gestiftet worden ist: Auch Ehefrau Marsvit ist Stifterin, fand aber nie Erwähnung.

 

Röger erläutert weiter: „Ich konnte mich bei der Neufassung auch mit einigen alten Fragen beschäftigen: Warum steht die Kirche in der Erde?" Mittlerweile sei klar, dass sie das früher nicht tat.

„Warum hat die Kirche eine so große Empore?" Die These von der „Kaiserempore" habe er schon immer kritisch beäugt: Wenn man draußen in der Schmuckfläche über dem Südportal kaiserkritische Abbildungen zeige, den Kaiser Domitian als brutalen Gegner der Christen darstelle, der den Apostel Johannes in ein Fass mit siedendem Öl werfen lasse, dann werde man ihm drinnen sicher keine Empore bauen.

 

Bernd-Heiner Röger zitiert Böker im Standardwerk „Soest — Geschichte der Stadt": Kaiseremporen gebe es in der Architektur nirgendwo. So große Emporen wie in der Petrikirche gebe es nur, wenn ein Konvent separat dort sitze, also als Mönchs- oder Nonnenempore. Röger: „Petri war aber nicht an ein Kloster gekoppelt." Nicht auf alle Fragen, die wir heute in der Neuzeit stellen, gibt es eine Antwort. Ein paar Geheimnisse hat sich die Petrikirche bewahrt.

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