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Jiddische Lieder im traditionellen Stil

2.10.2025

Duo Schmarowotsnik überzeugt Publikum bei Konzert in Neheim

Neue jiddische Lieder und Klezmer – für ihr Konzert in der Neheimer Christuskirche legten sich Christine von Bülow (hier an der Oboe) und Martin Quetsche am Akkordeon mächtig ins Zeug. Fotos: Frank Albrecht

Von Frank Albrecht

 

Neheim. Über ein eher ungewöhnliches, aber nicht minder hörenswertes Konzert durften sich jetzt die Besucherinnen und Besucher in der Evangelischen Christuskirche in Neheim freuen: Die Formation „Schmarowotsnik“ hatte sich und ihre jiddischen Lieder angekündigt. Christine von Bülow und Martin Quetsche brauchten nicht lange, um das Publikum, das der Einladung der Evangelischen Kirchengemeinde gefolgt war, zu überzeugen. Für gute 60 Minuten gab es einen spannenden Ausflug in traditionelle Musik mit zahlreichen neu übersetzten Texten.

 

Oboe, Englischhorn, Akkordeon und den Gesang von einer weiblichen und einer männlichen Stimme – mehr brauchte es nicht, um das Publikum in eher unbekannte musikalische Sphären zu entführen. „Schmarowotsnik“ gelang dies perfekt, und für die Gäste des Konzertes gab es mehr als nur Musik zu hören. Nach einem Start mit mal leisen und mal lauteren – auf jeden Fall stets melancholischen Tönen, begrüßte Christina von Bülow ihre Gäste. „Ja, sie sind im richtigen Konzert, wir möchten Ihnen neue jiddische Lieder vorstellen“, so die Künstlerin zu ihrem überwiegend älteren Publikum.

 

Und dieses erfuhr zu Begrüßung, aber auch weiter in regelmäßigen Liedpausen, was genau es mit der Ankündigung und der Fortsetzung einer alten musikalischen Tradition auf sich haben sollte. „Wir möchten an der Tradition jiddischer Lieder weiterstricken“, verriet von Bülow und beschrieb die melancholische Grundstimmung der ausgewählten Lieder und den Hintergrund.

 

Die Lieder beschreiben, dass man dem Leben mit einer gewissen Trotzhaltung begegne, so die Sängerin und Musikerin. Dazu erfuhr das Publikum, das man neben den traditionellen Liedern und ihrem Inhalt auch neue Texte vertont und somit spielbar für das Konzert gemacht habe. Neben einigen eher schwermütig klingenden Stücken aber auch immer solche, die gelungen einen Eindruck vom Lebensmut und -willen der Menschen gezeigt haben.

 

Schnell konnte sich das Publikum auf die musikalische Grundkonstellation des Konzertes einstellen, bei der die Grundmelodie von Martin Quetsche und seinem Akkordeon gespielt wurde und die Oboe von Christine von Bülow quasi ein musikalisches Eigenleben führte. Der Gesang der Musiker, der mal in Ergänzung des anderen und mal zusammen vorgetragen wurde, unterlegte die Inhalte der Stücke gelungen.

 

Und immer wieder wurde von Bülow nicht müde, eine ausführliche Beschreibung der Stücke in deutscher Sprache zu geben. „Damit Sie sich die erzählte Geschichte auch bildgewaltig vorstellen können“, ließ sie das Publikum wissen. U.a. von der jüdischen Literatur habe man sich inspirieren lassen.

 

Und so gaben die gesungenen Texte einige Ein- und Ausblicke in die Geschichte jüdischen Lebens in Deutschland und anderswo. Dabei erklärten die Musiker, dass die ausgewählten Lieder häufig aus dem Norwegischen übernommen worden sein sollen, was wie beim „Wiegenlied der Frösche“ durch die abermals bildgewaltige Beschreibung des Inhalts bestens vorstellbar wurde. Für die Anmoderation von Stücken verließ Christine von Bülow auch schon mal ihren Platz auf der „Bühne“ im Altarraum und schritt zum Publikum.

 

Nicht erst beim von „Schmarowotsnik“ neu verarbeiteten Song „Soldier‘s Thing“ von Tom Waits, der zum Ende des Konzertes gespielt wurde, war das Publikum in der Christuskirche bis in den hinteren Reihen begeistert und inzwischen vollends in der Musik angekommen. Die vom englischen Sänger im Original durchaus traurig erzählte Geschichte aus einem Soldatenleben war bestens geeignet für das Akkordeon von Martin Quetsche. Und nach gut einer Stunde durften sich die Gäste in Neheim noch über zwei Titel freuen, die aus dem traditionellen Klezmer-Gebiet – Baltikum und Rumänien – den Wege in das Gotteshaus gefunden hatten und auf natürlich rumänisch gesungen wurden.

 

Der lange Applaus der begeisterten Zuhörer machte eine Zugabe der beiden Musiker unvermeidlich: Mit einem kleinen Gewinnspiel verknüpft, sollte der Urheber des letzten Stückes erraten werden. Mit einem ruhigen Titel des kanadischen erkannten Sängers Leonard Cohen und einem CD-Geschenk für den Musikkenner wurden allen in einen entspannten Abend entlassen.

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