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Ohne Konfliktfähigkeit geht es nicht
9.10.2025
Ausstellung „Kirche als Vierte Orte“ stellt Beispiele gelungener Transformation vor

Von Hans-Albert Limbrock
Soest. So ein bisschen ist es wie beim Bau einer neuen Kirche: Irgendwann muss man den ersten Stein setzen, sonst kann das Vorhaben nicht gelingen. Nur geht es dieses Mal nicht um einen Neu- nicht einmal um einen Erweiterungsbau. Vielmehr ist es in gewisser Weise ein Rückbau. Aber auch mit dem muss irgendwann begonnen werden.
Von den ungefähr 6.000 Kirchen in Nordrhein-Westfalen fallen in den kommenden Jahrzehnten bis zu 3.000 aus der Nutzung, hat das Museum der Baukultur NRW geschätzt. Ob man dieses Verhältnis 1:1 auch auf Soest mit seinen mehrheitlich historischen und denkmalgeschützten Kirchen wird übertragen können, erscheint zumindest fraglich.
Fakt aber ist, dass man sich auch hier Gedanken darüber macht, wie kirchliche Räume alternativ genutzt werden können. Die vom Museum der Baukultur initiierte Ausstellung „Kirche als Vierte Orte – Perspektiven des Wandels“ zeigt noch bis zum 2. November in Neu St. Thomä Beispiele von bereits umgenutzten Kirchen in NRW auf. „Bis vor wenigen Jahren sind kirchliche Institutionen diesem Trend nicht oder kaum begegnet“, weiß Felix Hemmers, der Kurator der Ausstellung, und ergänzt: „Aktuell aber erhöht sich der Handlungsdruck zum Umgang mit dem Bestand deutlich.“
Bei der Ausstellungseröffnung zeigte sich Inga Schubert-Hartmann als Vorsitzende des Kreiskunstvereins, der Neu St. Thomä aktuell als eine Kulturkirche nutzt, „überwältigt von dem großen Interesse.“ Knapp achtzig Interessierte hatten sich zur Eröffnung eingefunden und erlebten eine Art Premiere: Erstmals waren die Stühle und Bänke nicht in Richtung Altar, sondern zur Orgel ausgerichtet, wo Emmaus-Kantor Paul Knizewski Kostproben seines Könnens gab.
Schubert-Hartmann betonte, dass die Transformation der Soester Kirchen alle Beteiligten vor eine schwierige Aufgabe stelle. Deshalb sei es „das Gebot der Stunde, gemeinsam etwas zu tun.“ Die Ausstellung sei dabei so etwas wie ein erster öffentlicher Impuls: „Es ist unser aller Aufgabe, das zu erhalten, was bereits vor Jahrhunderten entstanden ist.“
Dem schloss sich Günter Kükenshöner vom Heimat- und Geschichtsverein in seiner Begrüßung an: „Es muss ein breiter gesellschaftlicher Diskurs darüber geführt werden, wie es weitergehen soll. Hier sind Nachdenken und Ideen gefragt.“
Auf Ideen hofft auch Dr. Manuel Schilling, der Superintendent des Kirchenkreises Soest-Arnsberg, und verwies darauf, dass es Juni kommenden Jahres ein hochkarätig besetztes Symposium in Soest geben wird, bei dem zwei Tage lang über die Zukunft der Soester Kirchen nachgedacht werden soll: „Wir müssen uns gemeinsam um dieses historische und kulturelle Erbe kümmern.“
Dem pflichtete auch Felix Hemmers bei und verwies auf „die besondere Emotionalität“, die in den Gebäuden über Generationen gespeichert sei. In der Ausstellung gebe es über dreißig Beispiele, die Mut machten, den notwendigen Transformationsprozess anzugehen. Der Erfolg dieses Prozesses werde dabei vor allem von dem persönlichen Engagement der vielen beteiligten Personen „und deren Konfliktfähigkeit“ bestimmt.
ÖFFNUNGSZEITEN
Die Ausstellung „Kirchen als Vierte Orte – Perspektiven des Wandels“ ist bis zum 2. November geöffnet, und zwar donnerstags 16 bis 18 Uhr und samstags und sonntags von 15 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist frei.
