Nachrichten

Kreative Hochstapelei

13.11.2025

Kinder bauen mit 60000 Bausteinen Jerusalem nach

In der Kirche bauten die Kinder noch bis Samstagmittag einen großen Turm, hier, am Freitagnachmittag, waren sie gerade etwas auf halbe Höhe angelangt. Im Sonntagsgottesdienst wurde er spektakulär wieder eingerissen. Fotos: Klaus Bunte

Von Klaus Bunte

 

Soest. Eine Kiste mit Bauklötzchen hatten die Kinder sicherlich alle daheim oder zumindest in der Kindertagesstätte. Aber 60.000 Klötzchen? Die schiere Zahl allein dürfte für viele der kleinen Teilnehmer schon ausschlaggebend gewesen sein, sich für die Aktion im Johannes-Gemeindehaus der Evangelischen Emmaus-Kirchengemeinde anzumelden, um zwar ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen, aber nicht dem inneren Elefanten im Porzellanladen.

 

Denn es handelte sich dabei nicht um Klemmbausteine wie jene des berühmten dänischen Herstellers mit den vier Buchstaben, sondern um einfache, flache Holzscheiben, lose aufeinanderliegend wie in einem Jenga-Spiel.

 

Zum zweiten Mal brachte die „Holzbauwelt“ Kinder zusammen, um gemeinsam biblische Geschichten spielerisch zu erleben und ihre eigene Version von Jerusalem zu erschaffen. Als biblische Grundlage diente die Geschichte des jüdischen Statthalters Nehemia, der in der Bibel die Stadtmauer Jerusalems wiederaufbaute, nachdem diese während der babylonischen Invasion zerstört worden war.

 

„Aber zu einer Stadtmauer gehört schließlich eine Stadt, damit man sehen kann, wofür die Mauer nötig ist“, erklärte Ruth Erichsen, Referentin für Arbeit mit Kindern beim Bibellesebund, einer internationalen christlichen Organisation, die sich in über 120 Ländern für die Vermittlung von biblischen Inhalten einsetzt und der die Holzbausteine zur Verfügung stellt.

Dabei folgten die Kinder keinen Bauplänen, wohl aber einem „Bebauungsplan“, wurden auch nicht angewiesen, historisch akkurat vorzugehen.

 

Anachronismen waren nicht die Ausnahme, eher die Regel, amüsiert sich Josch Ritter, Jugendreferent der Emmaus-Gemeinde: „Es sind ein Fußballstadion entstanden, ein McKing, also eine Mischung aus McDonald's und Burger King, außerdem gibt es viele tolle verschiedene Treppen und Rampen, ein Hochhaus mit Sportbereich, ein Krankenhaus mit Empfangsbereich, Operationssaal und verschiedenen Betten.“ Besonders gelungen waren gedrehte Kugel-Türme, deren Bautechnik Ruth Erichsen den Kindern zeigte.

 

Das Konzept der Holzbauwelt verbindet spielpädagogische Elemente mit biblischen Inhalten. Zwischen den Bauphasen erfuhren die Kinder in altersgerechten Einheiten mehr über die Geschichten aus der Bibel und deren Bedeutung für ihr eigenes Leben. „In den Baupausen werden die Kinder in spannende Bauerlebnisse der Bibel mit hineingenommen. Dabei entdecken sie, dass die biblischen Geschichten auch mit ihrem Leben heute zu tun haben“, beschreibt der Bibellesebund das Konzept auf seiner Homepage.

 

Die Holzbauwelt gastierte bereits zum zweiten Mal in Soest. Vor zwei Jahren waren die 60.000 Holzbausteine schon einmal im Einsatz – damals mit anderen biblischen. Der Höhepunkt der diesjährigen Aktion war der Gottesdienst am Sonntag, bei dem die beeindruckenden Bauwerke der Öffentlichkeit präsentiert wurden – bevor sie im großen Finale spektakulär wieder eingerissen wurden. Die eigentliche Sisyphus-Arbeit begann danach: Die Steinchen wieder ordentlich in ihre Kisten zu verpacken.

Im Team übten sich diese beiden Mädchen in kollektiver „Hochstapelei“.

zurück zur Übersicht