Eine Pfarrerin, die anpackt

Erstellt am 10.06.2022

Hat ihre zweieinhalbjährige Probezeit in der Kirchengemeinde Niederbörde begonnen: Pfarrerin Valeria Danckwerth (30 Jahre). Foto: Hans-Albert Limbrock

Von Hans-Albert Limbrock

Soest. Manchmal muss man reisen, um zu wissen und zu spüren, wie gut es einem eigentlich geht. „Ich bin froh, evangelisch zu sein“, sagt Valeria Danckwerth. Diese Erkenntnis verdankt sie zum einen ihrer Kindheit im katholisch geprägten Münsterland, wo sie in einem ökumenischen Haushalt aufgewachsen ist, aber auch einem längeren Aufenthalt in Israel. Dort hat sie das Spannungsfeld zwischen Muslimen und Juden hautnah erlebt: „Das war der Wahnsinn.“

Nun ist sie in der vergleichsweise konfliktarmen Niederbörde angekommen und wird als Pfarrerin im Probedienst das Team um Vedder, Herzog, Klapetz für zweieinhalb Jahre verstärken. Zusätzlich zu dieser Gemeindearbeit, auf die sie sich „immens freut“, ist die 30-Jährige noch mit weiteren 50 Prozent ihrer Stelle bei der Frauenhilfe in Soest in der Erwachsenenbildung beschäftigt.

Dass sie Pfarrerin werden würde, war dabei in jungen Jahren eine von mehreren Optionen: Ärztin, Rechtsanwältin, Sonderpädagogin waren weitere Möglichkeiten. Vielleicht hat sie deshalb auch nach dem Abitur zunächst Soziale Arbeit und Religionspädagogik studiert und sich erst im Verlauf des Studiums für den Beruf Pfarrerin entschieden.

Dass das überhaupt eine Option wurde, ist in erster Linie Pfarrer Rainer Zimmer in ihrer Zion-Heimatgemeinde Handorf zu verdanken: „Ich habe eine sehr gute Konfiarbeit erfahren dürfen. Ich konnte dort Kirche als einen Ort des Willkommens, der Annahme, als einen Ort mit Gestaltungsmöglichkeiten und Gemeinschaft erleben. Diese Zeit hat mich sehr geprägt und meinen beruflichen Weg sicherlich mitbeeinflusst.“

Dieser Entschluss wurde durch ein Auslandsjahr nach dem Abitur im englischen Manchester in einer anglikanischen Gemeinde noch verstärkt. Was folgte, waren Studienjahre in Marburg, Bonn und Münster. Ihr Vikariat hat sie im Anschluss daran in Hamm abgeleistet.

Für ihre neue Aufgabe fühlt sie sich gut gerüstet. „Ich glaube, dass die Aufteilung in Gemeindearbeit und Erwachsenenbildung bei der Frauenhilfe eine wertvolle Lernerfahrung sein wird. Und darauf freue ich mich.“ Die Gemeinde in der Niederbörde darf sich nicht nur auf Frauenpower in einer bisher reinen Männerriege freuen, sondern auch auf einen Menschen, der von sich sagt: „Ich bin sehr zugewandt und interessiere mich für Menschen. Ich würde mich als eine Anpackerin und Macherin bezeichnen, die gut motivieren kann.“

Dass die Kirchengemeinde Niederbörde mit ihren aktuellen knapp 6200 Gemeindegliedern in diesen schwierigen Zeiten, wo auf Ebene der Landeskirche, aber auch im Kirchenkreis intensiv über den Abbau von Pfarrstellen nachgedacht wird, überhaupt Verstärkung bekommt, ist in den Augen von Pfarrer Werner Vedder „ein echter Glücksfall“. Da sie nun zweieinhalb Jahre Zeit hat, sich an die Aufgabe und die Menschen in einer ländlich strukturierten Großgemeinde zu gewöhnen, wird sie mithelfen können, die strukturellen Einschnitte durch die Ruhestände von Vedder (2023) und Klapetz (2024) abzufedern.

Was danach kommt, wird man sehen, wenn die Landeskirche den neuen Pfarrstellenschlüssel vorgeben wird. Aber das ist Zukunftsmusik. Erst einmal ist die sportbegeisterte Theologin (Badminton, Volleyball) gekommen, um zu bleiben.