Wasser ist wie das Wort Gottes

Erstellt am 23.09.2022

Endlich wieder Gemeindefest mit Tansania-Partnerschaftsgottesdienst an der Neheimer Christuskirche

Pfarrer Dr. Udo Arnoldi und Pfarrerin Larissa Hachmann-Figgen von der Evangelischen Gemeinde Neheim hatten zum Partnerschaftsgottesdienst Joao Basika, Prof. Dr. Sigrid Tschöpe-Scheffler und Irene Matimbwi zu Gast. Fotos: Frank Albrecht

Von Frank Albrecht

Neheim. Darauf hatten nicht nur Pfarrer Dr. Udo Arnoldi und sein Team gewartet: Nach zwei Jahren Pandemie und Einschränkungen konnte endlich wieder das Gemeindefest der Evangelischen Kirchengemeinde Neheim gefeiert werden. Mit einem Partnerschaftsgottesdienst, zur Musik des Posaunenchors der Evangelischen Kirchengemeinde Neheim sowie mit Kinderprogramm und viel Gelegenheit zur Begegnung untereinander wurde ein mehrstündiges Unterhaltungsprogramm in und an der Christuskirche in Neheim geboten. Auch die inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Glauben kam dabei nicht zu kurz: Eine Podiumsdiskussion zum Thema „Glauben – hier und in Afrika“ – passend zum Thema des sonntags – hatte die Gäste zum Zuhören und Mitreden eingeladen.

Gastgeber und Hausherr Dr. Udo Arnoldi begrüßte die Gemeinde zum Start gemeinsam mit Pfarrerin Larissa Hachmann-Figgen und Irene Matimbwi, der noch neuen Ökumene-Beauftragten im Kirchenkreis Soest-Arnsberg. Die hatte noch vor dem Beginn des Gottesdienstes mit der Gemeinde das Singen eines afrikanischen Liedes eingeübt, mit dem sich zu einem etwas späteren Zeitpunkt alle Anwesenden auf das Thema „Afrika“ einlassen konnten. Wieso und warum – das erklärte Wolfgang Faber vom Partnerschaftsausschuss der Gemeinde. „Wir feiern heute den Partnerschafts-Gottesdienst, der die Verbundenheit mit der Kirchengemeinde Ihembe in Tansania unterstreicht“, so Faber. Und er erinnert die Gemeinde an die lange Freundschaft, zu der erste Kontakte bereits im Jahr 1969 entstanden sind.

Faber beschrieb, dass man mit der Partnerschafts-Gemeinde seit 1982 in einem regen Austausch stehe, der auf vielfältige Weise immer wieder gepflegt werde. Dabei, so Wolfgang Faber weiter, finde der Grundsatz der Partnerschaft, „Wir brauchen einander“, stets eine starke Gewichtung. Die Pflege der Kontakte erfolge durch die Partnerschaftsausschüsse der Gemeinde, und zum Partnerschaftsgottesdienst werden am gleichen Tag und zur gleichen Zeit die gleichen Gebete gesprochen – die sich neben der räumlichen Entfernung von einander nur in der Sprache unterscheiden. Dieser Gottesdienst wurde zum Gemeindefest erstmals auch in Neheim gefeiert.

Von Pfarrer Dr. Udo Arnoldi, Pfarrerin Larissa Hachmann-Figgen und Irene Matimbwi wurde der Gottessdienst zum Auftakt des Gemeindefestes anschließend gemeinsam zelebriert. Im Psalm und der Lesung aus dem Evangelium standen die aktuellen Themen des Klimawandels mit den Sorgen um Dürre, Waldbrände und mehr im Mittelpunkt. Und auch die Predigt, die auf der Kanzel von Irene Matimbwi gehalten wurde, widmete sich dem Hauptthema „Wasser“. Die Ökumene-Referentin erzählte dabei von der großen Rolle die Wasser im Glauben spiele, was zum Beispiel bei der kirchlichen Taufe erkennbar sei. „Ohne Wasser gibt es kein Leben, Wasser ist auch das Symbol der Hoffnung“, so Matimbwi in ihrer Predigt. Angesichts des sich stets schneller verändernden Klimas sei es umso wichtiger, die Wasserquellen auf der Erde zu pflegen.

Kirche ist wie eine Therapie

Mit Bezug auf ihre Herkunft in Afrika, beschrieb Irene Matimbwi, dass trotz der verschiedenen Auswirkungen des Fehlens oder Vorhandenseins von Wasser im Überfluss, das zu Überschwemmungen und der Vernichtung von Ernten führen könne, Niederschlag in Form von Regen in Tansania als Zeichen des Segens gewertet werde. Der Klimawandel werde von Menschen unterschiedlich interpretiert, zu viel Sonne und Dürre ließen die Menschen aber auch immer wieder zu Gott fliehen, denn Gott sei den Menschen immer gnädig. „Wasser ist wie das Wort Gottes und Regen ein Zeichen für die Menschen, dass Gott sie liebt“, sprach Matimbwi zur Gemeinde. Menschen sollten ihre Sorgen vor Gott bringen und Maßnahmen gegen den Klimawandel ergreifen. Der Partnerschafts-Gottesdienst zum Gemeindefest wolle die Menschen daran erinnern, dass man gemeinsam helfen könne. Mit dem vor dem Gottesdienst eingeübten Lied wurden diese Gedankten in der Christuskirche schließlich noch einmal verfestigt.

Vor dem Start des Gemeindefestes wurde in den Fürbitten noch einmal der Folgen des Klimawandels gedacht und Wasser gegen die Dürre von Gott erbeten. Ebenso wurde an die Menschen erinnert, die mit Wasser versuchen die vielen Waldbrände zu löschen. Zum Abschluss des Gottesdienstes lud Pfarrer Arnoldi dann die Gemeinde ein, den Tag an der Christuskirche zur Begegnung zu nutzen. Nach einer ersten Stärkung mit Speisen und Getränken folgten einige Besucher der Einladung zur Podiumsdiskussion in die Kirche.

Prof. Dr. Siegrid Tschöpe-Scheffler, Wissenschaftlerin und heute freiberufliche Familien- und Erziehungsberaterin mit einer engen Bindung zu Kenia, Ökumene-Beauftragte Irene Matimbwi, gebürtig aus Tansania, sowie Joao Basika, Gemeindemitglied und gebürtig aus Angola, erzählten und diskutierten über ihre Erfahrungen mit dem Glauben in ihrem Heimatland. Dabei berichtete Joaoa Basika, dass er seinen Weg zum Glauben über die Eltern gefunden habe. Gott stehe seitdem im Mittelpunkt seines Lebens, und er werde von den Menschen in Afrika entsprechend gefeiert. Die Zuhörer der Diskussion erfuhren, dass die Menschen dort auch mit ihren Problemen zu Gott kommen und Kirche und Glauben viel flexibler gelebt werde.

„Kirche ist wie eine Therapie“, erklärte Irene Matimbwi in der Diskussion. Aus eigener Erfahrung berichtet sie, dass der Glaube der Menschen in Afrika sehr stark ist und von den Gläubigen entsprechend gefeiert werde. Für den Besuch von Gottesdiensten sei eine Art von Zwang gar nicht nötig, die Menschen lebten ihren Glauben einfach. Diese große, lebendige und schon traditionelle Frömmigkeit hat auch Siegrid Tschöpe-Scheffler bei ihren Besuchen in Afrika wahrgenommen. Sie habe dort persönlich gelernt, mehr Geduld im Leben zu üben und über Missverständnisse zu sprechen, gerade dann, wenn sie über das Religiöse hinausgehen.

Was nun der Glaube in Deutschland davon mitnehmen kann? Alle Gesprächspartner waren sich einig, dass nicht alle Erlebnisse und Erfahrungen aus Afrika mal eben nach Deutschland übertragen werden können. Über die Gestaltung von Gottesdiensten mit Elementen wie Singen und Tanzen oder über die Bedeutung der Predigt sei ein Nachdenken jedoch niemals verkehrt, war man sich zum Abschluss einig.

Der Posaunenchor der Ev. Kirchengemeinde Neheim unterhielt beim Gemeindefest in und vor der Christuskirche auch mit Liedern zum Mitsingen.

Die Frauen aus dem Flüchtlingskreis der Ev. Kirchengemeinde Neheim bereicherten die Speisen-Auswahl mit ihren landestypischen Leckereien.

Die Ökumene-Beauftragte des Kirchenkreises, Irene Matimbwi, war in den Partnerschaftsgottesdienst eingebunden und sprach in ihrer Predigt auch die Bedeutung von Wasser.