Wärmendes für Herz und Hand

Erstellt am 13.01.2023

Aktion „#wärmewinter“ will ab sofort mehr als Obdach bieten

Mit dem Projekt „#wärmewinter“ gibt es in Neheim seit Anfang des Jahres ein weiteres ökumenisches Projekt für bedürftige Menschen. Pfarrer Dr. Udo Arnoldi (li.) stellte das Projekt jetzt gemeinsam mit Renate Tewes (2.v.re.) und weiteren Beteiligten vor. Foto: Frank Albrecht

Von Frank Albrecht

Neheim. Erste so genannte Wärmeinseln sind in der Stadt Arnsberg bereits verabredet. Mit dem neuen Jahr folgt auch die Evangelische Kirchengemeinde Neheim der Idee der Mutterkirche in Deutschland (EKD) und bietet unter dem Namen „#wärmewinter“ ihr Unterstützungsprojekt für Menschen an. Zusammen mit der Katholischen Gemeinde St. Johannes Neheim und Voßwinkel wird das Angebot auch zu einem Zeichen für die gut funktionierende Ökumene in der Stadt.

„Das Presbyterium unserer Gemeinde hat sich entschieden, an der Aktion #wärmewinter teilzunehmen“, sagte Pfarrer Dr. Udo Arnoldi von der Evangelischen Kirchengemeinde Neheim kurz vor dem Jahreswechsel. Gemeinsam mit der Katholischen Gemeinde stellt man das insgesamt konfessionsübergreifende Projekt in Neheim auf die Beine. Die Idee dahinter: Noch im Januar werden die Gemeindehäuser in Neheim an unterschiedlichen Tagen für jeweils drei Stunden geöffnet. Besucherinnen und Besucher sind willkommen. Steigende Energiepreise haben schon jetzt Menschen mit kleinen Einkommen in Schwierigkeiten gebracht, aber die Idee einer in Grad messbaren Wärme soll nur die eine Seite sein. „Wir wollen mehr als Wärme schenken“, versichert Pfarrer Arnoldi.

„Wärmendes für Herz und Hand“, wie es auf den Plakaten zur Aktion heißt, bedeutet in Neheim ganz konkret, dass neben einem warmen Treffpunkt auch die Begegnung zwischen den Menschen einen hohen Stellenwert einnehmen soll. Wärme und Gemeinschaft, Kaffee und Kuchen sowie ein warme Mahlzeit zum Abend – das steht praktisch für die Aktion „#wärmewinter“.

So hat direkt nach den Winterferien das Gemeindehaus der Ev. Kirchengemeinde Neheim in der Burgstraße 27 von 15 bis 18 Uhr und fortan immer montags geöffnet. Inzwischen hat sich die Katholische Pfarrei St. Johannes Baptist mit ihrem Pfarrheim in der Goethestraße 19 angeschlossen. Bis Ende März, an dem der Winter schon weit fortgeschritten oder vorbei sein kann, besteht das Angebot.

Man habe in der Planung zunächst vor allem an Wohnungslose gedacht, beschreibt Dr. Udo Arnoldi, die Idee dann aber auf weitere Personenkreise ausgedehnt und freut sich jetzt auf alle, die ein Stück Wärme auch in Form von Kontakt, Geselligkeit und Gesprächen haben möchten. Ausdrücklich ist das Angebot auch für allein stehende Senior:innen in der Stadt gedacht, die andere Menschen zum Reden oder Spielen treffen möchten. „Schon jetzt werden unsere Angebote für ältere Menschen gut angenommen“, bestätigt Gemeindeschwester Michaela Hollein.

Das gut isolierte Gemeindehaus in Neheim hat in den letzten Jahren schon viele Aufgaben übernommen. „Hier finden seit 15. Januar bis Ende März auch unsere Gottesdienste statt“, erklärt Pfarrer Arnoldi. Hintergrund ist, dass man durch einen Verzicht auf das Aufheizen der Christuskirche bewusst Energie sparen möchte. „Ein wichtiges Ziel von #wärmewinter ist es, nach zwei Jahren von Corona-Kälte wieder gesellschaftliche Wärme spürbar zu machen“, sagt die Diakonie-Presbyterin Steffi Schumacher. Die Gemeinde setzt darauf, alle Altersgruppen sowie Frauen mit Kindern oder Familien zu erreichen.

Große ökumenische Verbundenheit

Perfekte Voraussetzung zur Umsetzung hat die Katholische Kirchengemeinde St. Johannes im neuen Pfarrheim an der Goethestraße. „Wir haben eine energetische Sanierung vorgenommen und das Gebäude barrierefrei gestaltet“, beschreibt die Pfarrgemeinderatsvorsitzende Renate Tewes. Für das Projekt habe man bereits Helfer:innen angesprochen und sei nun sehr gespannt auf die Akzeptanz. Die gesamte Pfarrei St. Johannes Neheim und Voßwinkel sei hier mit eingebunden. „Das ist auch ein großes Zeichen für die ökumenische Zusammenarbeit beider Gemeinden, wie sie auch schon beim Friedensgebet gelebt wird“, so Tewes weiter.

Neben Wärme und Gesellschaft wird die Aktion „#wärmewinter“ aber auch verschiedene Beratungen ermöglichen. „Wir denken nicht nur an die Bedürftigen, sondern auch an die Menschen mit Beratungsbedarf“, versichert Udo Sedlaczek, von der Diakonie Ruhr-Hellweg. Deswegen plane die Diakonie, ihr komplettes Beratungsangebot von der Schuldnerberatung bis zur Ehe-, Familien- und Lebensberatung vorzustellen. Konkret sollen auch die so genannten Nett-Worker der Diakonie eingebunden, die in den Gemeinden vielfältige Unterstützung bieten.

In Zusammenarbeit mit der Stadt Arnsberg soll das Angebot „#wärmewinter“ möglichst weit in die Gesellschaft getragen und vorgestellt werden. In den Kirchen, an sozialen Treffpunkten und vor allem auch bei der Arnsberger Tafel will man das Projekt vorstellen und dafür werben. „Wir setzen zudem darauf, dass es sich unter den Menschen einfach herumspricht“, so Pfarrer Dr. Udo Arnoldi. Schließlich wolle man mehr Menschen als nur Bedürftige mit den Angeboten erreichen. Wie groß die erwartbare Nachfrage sein kann, lasse sich schon am Besuch der Menschen bei der Tafel erahnen. Erste Erfahrungen mit den so genannten Wärmeinseln habe schon der Treffpunkt „Galli Cantu“ an der St. Petri-Kirche in Hüsten gemacht. Hier begrüße man im Durchschnitt 15 bis 20 Menschen in den Räumen.

Auch für eine große Nachfrage sieht man sich in Neheim gut gerüstet. In beiden Gemeindehäusern sei der Besuch von bis zu fünfzig Personen und sogar mehr kein Problem. „Wir haben hier genügend Kapazität“, so Werner Geue aus der Ev. Kirchengemeinde Neheim. Alle Beteiligten sind hoch motiviert und sehr erwartungsvoll. „Das Projekt ist ein Experiment, wir sind auf die Resonanz gespannt“, fasst Renate Tewes vom Pfarrgemeinderat zusammen.