Weihnachtsoratorium mal anders

Erstellt am 22.12.2022

Vorweihnachtliches Konzerterlebnis unterhält an drei Standorten vortrefflich

Unter der Leitung von Kirchenmusikdirektor Gerd Weimar und der Kantorin Angelika Ritt-Appelhans überzeugen die Chöre bei der bewusst anderen Darbietung des traditionellen Weihnachtsoratoriums von Johann Sebastian Bach in der evangelischen Lukaskirche in Sundern. Foto: Frank Albrecht

Von Frank Albrecht

Sundern. Die Evangelische Lukaskirche in Sundern war zu Beginn der Weihnachtswoche die dritte und damit auch letzte Station des „Weihnachtsoratoriums – mal anders“. Im gut gefüllten Gotteshaus der Sunderner Gemeinde lauschten die Gäste dieser neuen Art der Darbietung eines traditionellen Stoffes, der doch stets die Bezüge zum klassischen, sprich gewohnten Konzert, nicht vermissen ließ. „Mal anders“ war dabei nicht nur die Aufführung des Stückes von Johann Sebastian Bach, sondern wohl auch die Tatsache, dass das Konzert an drei verschiedenen Orten im Kirchenkreis Soest-Arnsberg vorgetragen wurde und so an verschiedenen Plätzen Menschen bei freiem Eintritt und der Möglichkeit zu Spenden erreichen konnte.

Meschede, Arnsberg und jetzt eben Sundern – das waren die Haltestellen für das Weihnachtsoratorium auf seiner Reise. Mit dem Projektchor des Evangelischen Kirchenkreises Soest-Arnsberg, dem Oratorienchor des Städtischen Musikvereins Arnsberg und dem Kinder- und Jugendchor „VokalTotal Arnsberg“ – der mit der Stimme von Maya Höing vertreten war – unterhielt Chorleiter und Kirchenmusikdirektor Gerd Weimar das Publikum für etwas mehr als sechzig Minuten. Aus allen sechs Kantanten des Original-Oratoriums wurden in sehr komprimierter Form nur ausgewählte Chöre und Choräle gesungen, das in der Länge traditionelle Konzert um rund ein Drittel verkürzt. Den instrumentellen Part des Konzertes übernahm statt eines Orchesters die Kantorin Angelika Ritt-Appelhans an den Tasten –  „mal anders“ halt.

Zur neuen Rollenverteilung bei diesem Weihnachtsoratorium gehörte auch die Organistin Irene Richter aus der Kirchengemeinde in Sundern, die die Texte aus dem Evangelium am Pult vorlas. Dutzend Mal fand sie dazu den Weg durch die Sängerinnen und Sänger des Chors zum Pult, während die Erzählung zum Geschehen aus dem Evangelium von anderem Standpunkt aus betrachtet und eben vorgelesen wurden. Die Chormitglieder Silke Vogt und Albert Frohn übernahmen aus dem Chor heraus diese Aufgabe souverän und trugen statt der ansonsten gesungenen Arientexte die extra für dieses Weihnachtsoratorium geschriebenen Texte von Christina Bergmann vor. Die Reflexionen zum Geschehen aus dem Evangelium verfehlten ihre Wirkung nicht, die „alte“ Sprache Bachs wurde dafür zeitgemäß interpretiert.

Ohne Frage – alle Mitwirkenden schöpften ihre Möglichkeiten beim „anderen Weihnachtsoratorium“ aus und hinterließen den entsprechenden Eindruck beim Publikum. Dies hatte in der Lukaskirche nicht nur die Möglichkeit, ganz nah am Ort des Geschehens – der Musik – zu sein, auch das gelungene Zusammenspiel von Musik, Gesang und Text prägte dieses ungewöhnliche Konzerterlebnis. „Jauchzet, frohlocket…“ – dabei ließ der routinierte Gesang der Chöre das bei vielen längst bekannte Original kaum vermissen. Und somit gab es auch kein Gefühl des Unbehagens oder des Fehlens von Altbekanntem – vielmehr lud dieser um ein paar musikalisch reduzierte Anteile vorgetragene Beitrag dazu ein, intensiver mit dem Werk in Kontakt zu kommen.

„Wir haben unsere Intention voll erfüllt und sind in die Herzen unseres Publikums gekommen“, sagte Chorleiter Gerd Weimar nach dem Konzert zufrieden. Mit der Musik habe man die Seelen berühren können, mit den auf das Wesentliche zurück geführten Texten die Zuhörenden neugierig gehalten. Dass das „andere“ Weihnachtsoratorium auch beim letzten Konzert vor Weihnachten den Nerv der Zuhörenden getroffen und voll erreicht hat, ließ sich am Schlussapplaus in der klanglich wohligen Lukaskirche heraushören.