Im Beisein von Synodalassessor Thomas Hartmann sowie Pfarrer Burkhard Krieger sowie Abordnungen der Schützenvereine und Vertretern der Kirchengemeinden wurde Pfarrer Dietmar Schorstein (Mitte) jetzt verabschiedet. Foto: privat
Von Hans-Albert Limbrock
Olsberg/Recklinghausen. Manchmal ist die Sehnsucht einfach da; dann möchte man dahin zurück, wo alles angefangen hat. Pfarrer Dietmar Schorstein (58) ist ein echtes Kind des Ruhrgebiets. Geboren und aufgewachsen im Dortmunder Nordwesten, in einer Zeit, in der fast jeder Haushalt irgendwas mit Bergbau, Kohle und Zeche zu tun hatte: „Mein Großvater war Steiger. Wenn ich einen Förderturm sehe, schlägt mein Herz höher. Das löst etwas in mir aus.“
Als sich jetzt die Gelegenheit bot, auf der letzten Wegstrecke des Berufslebens noch einmal in den „Pott“ zurückzukehren, war für ihn klar: „Das kann man nochmal machen; das wage ich jetzt.“ Die Kinder sind aus dem Pfarrer-Haushalt in Belecke – Ehefrau Jutta ist Pfarrerin in Warstein – praktisch raus. „Nach dem Abitur im kommenden Jahr“, so Schorstein, „werden die Zwillinge in die Welt ziehen. Deshalb passte das jetzt.“
Von 2013 bis September 2022 war der Dortmunder im Kirchenkreis Soest-Arnsberg tätig. Zunächst als Pfarrer in Meschede, zuletzt in Olsberg-Bestwig. Hier hat er vor allem mit seinem Engagement für die Petrus-Lichterkirche in dem Bergbau-Ort (!) Ramsbeck Bleibendes hinterlassen. Schorstein: „Bergbau, Glaube und Kirche gehörten eng zusammen.“ In alter Zeit ging niemand ohne Gebet unter Tage, und niemand dankte nicht Gott nach gesunder Ausfahrt.
„Mir hat die Arbeit im Sauerland und mit den Menschen dort sehr viel gegeben“, sagt er im Gespräch. Einzig die weiten Fahrten haben ihn gestört. Durch den Wohnsitz in Belecke und die beachtlichen Wegstrecken in seinem großen Wirkungskreis hat er mitunter das Gefühl gehabt, mehr Zeit im Auto zu verbringen als bei den Menschen in seinen Kirchengemeinden. Auch das war ein Grund, weshalb er noch einmal etwas Neues wagen wollte. „Hier kann ich alles mit dem Fahrrad machen.“
Im Süden von Recklinghausen ist Schorstein nun mit drei weiteren Pfarrern für drei Pfarrbezirke mit drei Kirchen und 10.000 Gemeindegliedern zuständig. Da das Pfarrhaus, in dem er künftig wohnen wird, aktuell noch saniert und energetisch optimiert wird, hat er zunächst Quartier im früheren katholischen Pfarrhaus bezogen: „Das ist gelebte Ökumene. Unten arbeitet die katholische Pastoralreferentin und oben wohnt der evangelische Pfarrer mit Hund“, schmunzelt er.
Die kommenden Aufgaben beschreibt er „als herausfordernd. Wir müssen schauen, wie sich alles vor dem Hintergrund der aktuellen Situation entwickelt. Schon jetzt ist es für viele Menschen schwierig. Aber das wird angesichts steigender Preise vor allem auf dem Energiesektor noch schlimmer werden. Da sind wir als Kirche gefragt; das wird noch spannend.“
Die Sauerländer wird er in guter Erinnerung behalten. „Das ist sicher ein anderer Menschenschlag als hier im Ruhrgebiet. Aber ich habe fast nur gute Erfahrungen gemacht.“ Vor allem die tiefe Verbundenheit zur Kirche – wenn auch überwiegend katholisch -, aber auch zu den Vereinen oder zu Einrichtungen wie Schule oder Kindergarten hat er schätzen gelernt.
An den Menschen im Ruhrgebiet schätzt Schorstein, der im Kirchenkreis Soest-Arnsberg auch für das Judentum zuständig war und zahlreiche Veranstaltungen organisiert hat, vor allem deren Offenheit und Direktheit: „Es ist alles sehr bunt hier, Multikulti eben. Das ist interessant und macht mir viel Spaß.“
Die offizielle Einführung von Dietmar Schorstein in der Kirchengemeinde Recklinghausen-Süd ist für den 23. Oktober terminiert.
Der Petruskirche in Ramsbeck, die seit letztes Jahr eine Lichterkirche ist, galt sein besonderes Engagement: „Wenn ich einen Förderturm sehe, schlägt mein Herz höher. Das löst etwas in mir aus.“ Foto: Hans-Albert Limbrock