Mit Heinz Erhardt auf die Kanzel

Erstellt am 17.12.2019

Von Hans-Albert Limbrock

WERL. Es ist nicht unbedingt immer der direkte, gradlinige Weg, der einen Menschen zum Beruf des Pfarrers führt. Manchmal lässt Gott auch den einen oder anderen Umweg zu. So war es auch bei Norbert Ziegler, der in diesen Tagen in den Ruhestand gehen wird. Nach dem Abitur Anfang der 70er Jahre hatte er sich zunächst alles vorstellen können; nur eines ganz sicher nicht - Pfarrer zu werden: „Denn mit Religion, Glauben und erst recht nicht mit Kirche hatte ich zu diesem Zeitpunkt nichts am Hut.“

Also hat der in Köln geborene „kölsche Jung“, der später in Schleswig-Holstein und in Minden aufgewachsen ist, erst einmal Mathematik, Chemie und Physik studiert. Bereits nach kurzer Zeit musste er allerdings feststellen, dass zwischen den Naturwissenschaften, wie er sie vom Gymnasium her kannte, und den an der Universität gelehrten Welten lagen: „Das war irgendwie nicht meins.“

Nach einer kurzen Episode bei der Bundeswehr hat ihm dann ein Freund geraten, es doch mal mit Theologie zu versuchen. An dieser Stelle seiner beruflichen Vita muss Ziegler selbst ein wenig schmunzeln: „Ich habe dann mit dem da oben einen Deal gemacht und dem lieben Gott gesagt: Mit Mathe hat es ja nicht so geklappt, aber wenn Du meine Entscheidung, Theologie zu studieren, richtig findest, dann lässt Du mich gut durchs Studium kommen.“

Im Sommer 1975 hat er dann sein Studium aufgenommen. Und auch die schwierigen Sprachen Latein, Griechisch, Hebräisch haben ihm daran die Lust nicht wirklich nehmen können. Im Gegenteil: „Das hat sogar richtig Spaß gemacht.“ So viel Spaß, dass er heute rückblickend sagen kann: „Ich bin mit großer Überzeugung bei der Theologie geblieben und habe bis heute meine Entscheidung nicht ein einziges Mal bereut.“

1983 war das Wittgensteiner Land dann seine erste Vikariatsstelle. Seit 2001 ist Ziegler nun Pfarrer in Werl – eine Stadt, die er schätzen und lieben gelernt hat. Deshalb wird er auch mit Eintritt in seinen offiziellen Ruhestand weiter in der Marienstadt wohnen bleiben. Zwischenzeitliche Pläne, zu seinem Bruder nach Berlin zu ziehen, hat er erst einmal verworfen.

Dadurch kommen die evangelischen Christen aus Werl auch in Zukunft noch in den Genuss, seine wortgewaltigen Predigten zu hören. Denn zur Sprache hat Ziegler eine ganz besondere Beziehung: Mitunter trägt er seine Ansprachen nämlich auch schonmal in Gedichtform vor.

„Das hat sich so entwickelt“, erklärt der 65-Jährige und ergänzt: „Manchmal passt das einfach.“ Dass der große deutsche Sprachakrobat Heinz Erhardt dabei mitunter Pate steht, gibt er unumwunden zu: „Sprachlich und auch von der Art des Humors her ist das ein gewisses Vorbild für mich. Aber es gibt auch viele andere Lyriker, die ich verehre. Gedichte begleiten mich schließlich schon mein ganzes Leben.“

Seine andere große Leidenschaft ist die Musik. Auch dieses Hobby pflegt Norbert Ziegler mit emphatischer Intensität und Liebe. Inzwischen hat er sogar schon einige Kirchenlieder selbst geschrieben. Mit dem Ruhestand will er das Komponieren, Texten und Schreiben noch intensivieren: „Da habe ich schon noch so einige Ideen.“ Die Evangelische Kirchengemeinde in Werl wird dieses Versprechen sicherlich freuen.

Doch zunächst einmal will er den Fuß ein wenig vom Gas nehmen. „Erst einmal möchte im Ruhestand ankommen, dann sehen wir weiter.“ Der Verabschiedungsgottesdienst, zu dem die ganze Gemeinde eingeladen ist, findet am Sonntag, 26. Januar, statt.

Wortgewaltig und gestenreich, so kennen die Werler ihren Pfarrer Norbert Ziegler. Fotos: Hans-Albert Limbrock

Auch das ist eine von vielen geschätzte Eigenschaft: Der Pfarrer hat immer ein offenes Ohr für den Mitmenschen.