Komplette Sanierung bleibt Traum

Erstellt am 03.02.2020

Von Hans-Albert Limbrock

LIPPSTADT. In einer Kirche sollte es eigentlich keine Sünden geben. Die Lippstädter Marienkirche indes ist voller Sünden – Stein gewordene Bausünden. Vor vielen Jahren – erstmals wohl um 1844 - sind die wertvollen Decken- und Freskenmalereien einfach mit weißer Farbe übergemalt worden. An einigen bereits freigelegten Stellen kann man erahnen, welch wertvoller Schatz da unter den Farbschichten verschwunden ist.

Der große Wunsch, die Decken und Gewölbe wieder komplett freizulegen, wird sich allerding nicht erfüllen; auch nicht aus Anlass des 800-jährigen Jubiläums, das die Kirche in zwei Jahren feiern wird. Die Kosten dafür sind einfach zu hoch. „Die Freilegung würde mindestens 1,2 Millionen Euro kosten“, hat Dirk Pieper, Architekt des Kirchenkreises Soest-Arnsberg, errechnet.

Für einen Quadratmeter würden die Restauratoren etwa 80 Stunden brauchen. Das macht knapp 5000 Euro. Bei den 240 Quadratmetern, die in der Marienkirche bearbeitet werden müssten, kommt man dann bei besagten 1,2 Millionen Euro an. „Diese Briefmarkenarbeit mit dem Skalpell“, so Pieper, „können wir uns nicht leisten. Das müssen wir vertagen. Die Fresken gehen ja schließlich nicht verloren.“

Ungeachtet dessen wird die Marienkirche allerdings trotzdem in den kommenden Monaten zu einer Großbaustelle, denn eine Reinigung der Wände und Gewölbe sowie einige Ausbesserungen sind knapp 50 Jahre nach der letzten Sanierung unumgänglich. Und auch das wird Geld kosten, viel Geld sogar. Etwa 750.000 Euro sind für die Maßnahme veranschlagt. Diese beachtliche Summe ist das Ergebnis eines Gutachtens.

Weil die Evangelische Kirchengemeinde diesen Betrag nicht allein wird stemmen können, hofft man auf Finanzhilfen aus verschiedenen Fördertöpfen. Deshalb war jüngst der heimische CDU-Bundestagsabgeordnete Hans-Jürgen Thies im Lippstädter Gotteshaus vor Ort, um sich ein eigenes Bild zu machen: „Ich kann  mich schließlich nur für etwas einsetzen, wenn ich es auch persönlich kenne.“

In Berlin wird der Christdemokrat aus dem benachbarten Lippetal nun versuchen, Geld für aus dem Denkmalpflegeprogramm des Bundes loszueisen. „Ich bin zuversichtlich, dass das klappt“, formulierte er zur Freude von Pfarrer Thomas Hartmann und dem Presbyteriums-Vorsitzenden Alexander Tschense. „Schließlich handelt es sich bei der Marienkirche ja nicht um irgendeine Kapelle, sondern um ein identitätsstiftendes Bauwerk für die gesamte Region.“

Für die Gemeinde wird die Finanzierung trotz der erwarteten und erhofften Fördermittel aus der Bundeshauptstadt dennoch ein enormer Kraftakt. 375.000 Euro wird voraussichtlich der Eigenanteil betragen. Das wird nur mit erneuter tatkräftiger Unterstützung durch den Förderverein zu stemmen sein. „Wir haben da schon so einige Ideen“, ist dessen Vorsitzender Dieter Deutschmann verhalten optimistisch, dass man das Ziel erreichen werde.

Davon geht auch Tschense aus, allerdings weiß er auch: „Der Weg bis dahin wird lang und steinig.“

Der Blick nach oben: Kirchenkreis-Architekt Dirk Pieper (3. von rechts) erläuterte Alexander Tschense, Dieter Deutschmann, Carsten Hess, Hans-Jürgen Thies und Thomas Hartmann (von links) die geplante Sanierung. Fotos: Hans-Albert Limbrock

An zahlreichen Stellen blättert durch eindringende Feuchtigkeit der Putz von den Wänden.

Eine Miniatur eines Lüpertz-Fensters gaben Alexander Tschense und Thomas Hartmann dem CDU-Politiker Hans-Jürgen Thies mit auf den Weg nach Berlin.