Werl soll sicherer Hafen werden

Erstellt am 06.03.2020

WERL. Die Stadt Werl soll zu einem sicheren Hafen für Flüchtlinge werden. Das fordert die Evangelische Kirchengemeinde in einem Schreiben an den Bürgermeister. Pfarrer Christoph Lichterfeld: „Die Kirchengemeinde regt eine Beschlussfassung des Rates der Stadt Werl an, zur vollumfänglichen Unterstützung der Initiative Seebrücke „Schafft Sichere Häfen“; hilfsweise Beschluss des Rates der Stadt Werl zur öffentlichen Solidaritätserklärung der Stadt Werl, sich mit Menschen auf der Flucht und den Zielen der SEEBRÜCKE solidarisch zu erklären.“

Entgegen dem durch die Kirchgemeinde  im Juli formulierten offenen Brief hat das Presbyterium nunmehr entschieden, den formalen Weg der Anregung gemäß der Hauptsatzung der Stadt Werl zu wählen, um sicherzustellen, dass die zuständigen Gremien des Rates der Stadt Werl sich nochmals ausgiebig mit der Thematik  befassen.

Seit dem offenen Brief der Kirchengemeinde Werl haben sich mittlerweile 132 Kommunen in Deutschland zu „Sicheren Häfen“ erklärt. Sascha Twesten, Mitglied des Presbyteriums: „Es ist für uns christliche Pflicht, dafür Sorge zu tragen, dass unsere Stadt Werl diesem Bündnis beitritt. Es ist nicht vermittelbar, dass eine Kommune sich der Verantwortung der weiterhin bestehenden Flüchtlingskrise entzieht. Sicherlich wird die Stadt Werl die vielfältigen Probleme der Flüchtlingskrise nicht alleine lösen können; dieses ist eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung, an der wir gemeinsam auf unterschiedlichsten Ebenen mitwirken müssen.“

Die aktuellen Entwicklungen zeigen auf, dass die Flüchtlingskrise sich in absehbarer Zeit nicht von selbst erledigen wird. Dazu verweist die Kirchengemeine nur auf folgende Punkte:

-       Bürgerkrieg in Libyen – Die erfolgte Libyen Konferenz in Berlin im Januar 2020 hat den Dialog der kriegstreibenden Parteien gefördert, aber die Waffenruhe in Libyen und eine notwendige Friedensmission, um u.a. die Situation in den Flüchtlingslagern in Libyen zu mildern, sind nicht absehbar.

 

-       Die schlimmste Heuschreckenplage in Ostafrika seit 25 Jahren wird den Druck auf die Flüchtlingsläger an den Küsten des Mittelmeeres nicht mindern. Die Abwägung zwischen dem Hungertod, dem Tod durch Ertrinken im Mittelmeer oder der Hoffnung auf einen sicheren Hafen in Europa lässt den Menschen letztendlich keine andere Wahl, als das eigene Leben aufs Spiel zu setzen.

 

-       Der andauernde Grenzkonflikt zwischen der Türkei und Syrien zwingt Flüchtlinge dazu, ihr Heil auf den tödlichen Seerouten über das Mittelmeer in Richtung Griechenland zu suchen.

 

-       4000 unbegleitete Minderjährige leben derzeit in griechischen Flüchtlingslagern -  unter erbärmlichen menschenunwürdigen Bedingungen. Viele Kommunen der Aktion Seebrücke haben sich dazu bereit erklärt, Minderjährige über ihr rechtlich verpflichtendes Kontingent hinaus aufzunehmen.

 

-       Am 15. Februar 2020 hat die UNHCR den dringenden Appell an die EU formuliert, das Lager Moria auf der griechischen Insel Lesbos hinsichtlich der dort lebenden Familien und Kranken zu evakuieren, da die Bedingungen im Lager jeglicher Menschenwürde widersprechen.

 

Die Evangelische Kirchengemeinde Werl hat sich seit geraumer Zeit aktiv mit den ihr möglichen Mitteln um das Thema Flüchtlingskrise gekümmert. Dazu kann die Evangelische Kirchengemeinde Werl auf zwei erfolgreich durchgeführte Kirchenasylverfahren verweisen, durch deren positiven Ausgang 4 Menschen in Werl einen sicheren Hafen gefunden haben.

Die Evangelische Kirche von Deutschland hat federführend durch den Ratsvorsitzenden Bedford-Strohm, auf dem vergangenen Evangelischen Kirchentag in Dortmund die Initiative unter dem Motto #WIR SCHICKEN EIN SCHIFF begonnen. Aus dieser Initiative ist das Bündnis United4Rescue hervorgegangen, in dem unterschiedliche kirchliche, gesellschaftliche und karitative Einrichtungen sich zusammengeschlossen haben. Am 20. Februar 2020 wurde das Schiff Seewatch 4 powered by United4Rescue getauft und auf seinen Weg zur Seenotrettung im Mittelmeer gebracht.

Die Evangelische Kirchengemeinde Werl hat sich über das Diakonische Werk Rheinland – Westfalen  mit einem Betrag in Höhe von  5.000 Euro an dem Bündnis United4Rescue beteiligt. Die Gelder wurden aus dem Diakoniervermögen der Kirchengemeinde entnommen, dies sind keine Kirchensteuermittel. Ferner werden und wurden freie Kollekten für das Bündnis erhoben.

Pfarrer Christoph Lichterfeld setzt sich dafür ein, dass sich die Stadt Werl zu einem sicheren Hafen für Flüchtlinge erklärt. Foto: Limbrock