Begleitung auf dem Weg in den Tod

Erstellt am 13.03.2020

Von Hans-Albert Limbrock

SOEST - Das sagt sich so leicht: „Der Tod selbst ist nicht das Problem“, formuliert Dorothee Neugebauer. Und die sollte es wissen. Schließlich ist sie seit fast zwanzig Jahren Koordinatorin für die ambulante Hospizarbeit, die in diesem Jahr ihr 25-jähriges Bestehen feiert. Die Erklärung für ihre auf den ersten Blick überraschende Einschätzung liefert sie auch gleich nach: „Das Problem ist eher der Weg zum Tod.“

Hier sind Sterbende und Angehörige oft gleichermaßen gefordert und eben häufig auch überfordert. Denn so unterschiedlich wie wir Menschen leben, so unterschiedlich ist auch unser Sterben. Manche gehen ganz sanft und ruhig aus dem Leben, andere klammern sich bis zum letzten Atemzug; wollen diese Welt nicht verlassen.

In all diesen Fällen stehen die ehrenamtlichen Mitarbeiter des Hospizdienstes den Todkranken wie auch deren Familien mit Rat und Tat zur Seite. Alles andere als eine leichte Aufgabe, die die über sechzig Männer und Frauen, die sich hier ehrenamtlich engagieren, oft bis an ihre eigenen Grenzen fordert.

„Als ambulanter Hospizdienst unterstützen wir den Wunsch vieler Menschen, lieber zuhause zu sterben“, erklärt Dr. Hans-Joachim Schmallenbach, 2. Vorsitzender des Vereins. Wenn feststeht, dass ein Mensch nicht mehr gesund wird, dass ihm vielleicht nur noch eine sehr begrenzte Lebenszeit bleibt, kann man sich an dem ambulanten Hospizdienst Soest wenden.

„Wer mit Sterben, Tod und Trauer nicht allein sein will, findet bei uns Beratung und Unterstützung. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, so Koordinatorin Heike Welck, „kommen dorthin, wo der Schwerstkranke sich befindet und stärken das vorhandene soziale Netz, damit die dem Sterbenden vertrauten  Menschen sich die Begleitung zutrauen können.“ Diese Unterstützung wird auch für Menschen gegeben, die sich in Krankenhäusern oder Pflegeheimen befinden.

Ursprüngliches Ziel des Hospizvereins bei seiner Gründung im Dezember 1995 war es, das Seniorenheim Marienstift in Neuengeseke in ein Hospiz umzuwandeln. Pfarrer Hans Sprenger und Pfarrer Dietrich Woesthoff, der die englische Hospizarbeit während seines Vikariats in England kennen- und schätzen gelernt hatte, waren die treibenden Kräfte dieser Idee. Aus verschiedenen Gründen konnte diese jedoch nicht realisiert werden. Der Bedarf, Menschen  auf ihrem letzten Lebensweg zu unterstützen, war dennoch da und erkannt, sodass die ambulante Hospizarbeit schon rasch ihre Arbeit aufnehmen konnte.

„Am Anfang waren es nur eine Handvoll Ehrenamtliche“, erinnert sich Schmallenbach an die Anfänge. Doch bereits nach kurzer Zeit füllte sich die Karteikarte mit Namen von Ehrenamtlichen. Heute sind dort 63 registriert, zudem hat der Verein inzwischen 160 Mitglieder. Getragen wird der Verein zudem von einem breiten Unterstützungs- und Versorgungsnetzwerk aus Krankenhäusern, Hausärzte, Pflegediensten, Palliativdienst und durch die enge Kooperation mit dem Christlichen Hospiz, das im Mai vor zwei Jahren in Soest eröffnet wurde, sowie mit den anderen Hospiz-Einrichtungen in der Region.

Die ehrenamtlichen Begleiter werden intensiv und sorgfältig auf ihre Aufgabe vorbereitet und fortlaufend durch Weiterbildungsangebote unterstützt. Neugebauer: „Sie kommen mit der Bereitschaft ans Krankenbett, neben konkretem Tun auch ein offenes Ohr für die Nöte und Schwierigkeiten während der Abschiedszeit zu haben. Alle unsere Begleiter brennen für die Sache.“

Seit einigen Jahren gibt es zudem die Aktion „Hospiz macht Schule“. Dabei gehen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Hopizdienstes während eines Projektzeitraumes in Grundschulen und arbeiten mit den Kindern (ab 3. Schuljahr) Themen wie Trauer und Abschiednehmen auf.  „Wir wollen damit bei Kindern ein Thema in den Blickpunkt rücken, über das früher gerne geschwiegen wurde; das fast schon tabu war und oft auch noch ist“, erklärt Dorothee Neugebauer und ergänzt: „Dabei ist der Umgang mit dem Tod und dem Sterbeprozess etwas ganz Natürliches oder sollte es zumindest sein.“

Trauerspaziergänge, Trauertreffs und auch das Trauercafe runden das breit aufgestellte Angebot in Soest ab.

Die beiden Koordinatorinnen Heike Welck und Dorothee Neugebauer sowie Dr. Hans-Joachim Schmallenbach, 2. Vorsitzender des Vereins, laden zu verschiedenen Veranstaltungen anlässlich des Jubiläums ein. Foto: Hans-Albert Limbrock

Das 25-jährige Bestehen „feiert“ die Hospizbewegung mit einer mehrteiligen Veranstaltungsreihe. Der ursprünglich für Donnerstag, 26. März, vorgesehene Auftakt mit einem Vortrag von Dr. Nikolaus Schneider, den ehemaligen Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche Deutschlands, fällt wegen der Corona-Krise aus und soll zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden.

Die weiteren Veranstaltungen: Samstag, 20.Juni, Informationsstände aller Partner, die „Hospiz zuhause“ ermöglichen und New Orleans Funeral Music, 11 Uhr auf dem Petrikirchhof. Sonntag, 27. September,  „Das andere Konzert“,  17 Uhr  im Kulturzentrum „Alter Schlachthof“ mit Ensembles der Musikschule Soest.