Von Frank Albrecht
HÜSTEN - Über Wochen hatte man auch in der Evangelischen Gemeinde Hüsten auf einen gemeinsamen Gottesdienst verzichten müssen. Statt Singen und Abendmahl konnten Pfarrer Reinhard Weiß und Pfarrerin Ulrike Rüter einen Teil der Mitglieder über die Homepage erreichen. Viele Gedanken hat man sich schon im Vorfeld über den Tag X gemacht, den Sonntag, an dem wieder gemeinsam Gottesdienst gefeiert werden kann.
Sozusagen als Testlauf hatte das Presbyterium der Ev. Gemeinde Hüsten über die Möglichkeiten, Vorschriften und das Machbare mit und für die Gemeinde beraten. In einer großen Runde wurde geplant und überlegt – vom Erfassen der Adressen aller Gottesdienstbesucher bis zur Gestaltung einer Sitzordnung in der Kirche, die die vorgeschriebenen Abstandsregeln einhalten kann. „Wir sind auf einem richtigen Weg“, stellte Pfarrer Reinhard Weiß klar.
Rund 30 Mitglieder aus der Gemeinde hatten sich auf den Versuch eingelassen, wieder gemeinsam einen Gottesdienst in der Kirche zu feiern. Die Lockerungen in den Corona-Bestimmungen haben das möglich gemacht, auch wenn es beim Feiern in der Kirche längst noch nicht so viele Freiheiten gibt, wie bei einem Gottesdienst unter freiem Himmel.
„Es ist schön, mit Euch Gottesdienst zu feiern, auch wenn Ihr alle so verändert ausseht“, scherzte Pfarrer Weiß zur Eröffnung und mit Blick auf die Masken in den Gesichtern. Dass in der Kirche bei den Liedern nicht gesungen werden dürfe, alle aber wohl etwas Mitsummen dürfen wie die Bienen brachte die Gemeinde in gute Stimmung. Für die neue Kantorin Annika Eisenberg war es an der Orgel der erste Live-Auftritt vor ihrer Gemeinde. Der Einzige, der gesunden hat, war Kantor Martin Stegmann.
Hinweise an der Tür erklärten den Besuchern die Sitzordnung für den Ein- und Ausgang in die Kirche. Zuerst wurden die Reihen von vorn nach hinten gefüllt und jede zweite Kirchenbank dabei frei gelassen. Mit einer Kordel wurde der Zugang in die Bänke so gelenkt, dass Einzelbesucher und kleine Familien ihre Plätze finden konnten. Die Einmal-Liedzettel waren von den Helfern sichtbar an den möglichen Plätzen platziert worden. Bis ins Detail war der erste gemeinsame Gottesdienst auf dem Mühlenberg vorbereitet worden, nur die kräftigen Kirchenglocken vor dem Start und beim Eintragen in die Namenslisten hatte keiner auf dem Zettel gehabt. Die Verständigung zum Auffinden der Namen wurde etwas schwierig.
Ein Knistern am Headset des Pfarrers, das durch die Folie hervorgerufen wurde, störte schnell nicht mehr, und dem verkürzten Gottesdienst stand schließlich nichts mehr im Wege. Nach Eingangslied und Psalmgebet rückte Pfarrer Weiß die Frage in den Mittelpunkt, worum es beim Christentum überhaupt gehe. „Sicher nicht um ein tadelloses Leben der Menschen“, so Weiß, sondern vielmehr um das Vertrauen in Gott, dass er es richten werde.
„Sooft es das Wetter zulässt, wollen wir die Gottesdienste draußen feiern“, sagten Pfarrer Weiß und Pfarrerin Rüter. In der Kirche müssen sie etwas verkürzt werden, weil die Menschen möglichst nicht so lange zusammen in einem geschlossenen Raum mit wenig Durchlüftung zubringen sollen. Gelungen und schön – so lautet der Kommentar vieler Besucher – auf Abstand, verbunden mit einem großen Dank an das Vorbereitungsteam aus dem Presbyterium.
„Die Idee mit den Solosängern ist aufgegangen“, freut sich Pfarrerin Ulrike Rüter. Und so werden bei den nächsten Gottesdiensten in der der Kreuzkirche wieder Christiane Jürgens, Martin Stegmann oder Ingrid Behnke-Wiese ihre Stimmen als Solosänger für die ganze Gemeinde erklingen lassen.
Kirche auf Abstand in Corona-Zeiten – das fühlt sich noch nicht richtig wirklich an. Für die Evangelische Kirche Hüsten ist es aber ein erster Schritt in etwas mehr Gemeinsamkeit.
Das Presbyterium der Evangelischen Kirche Hüsten hatte sich in der Vorbereitung des Gottesdienstes schon viele Gedanken zur Umsetzung der Corona-Vorschriften für die Kirche auf dem Mühlenberg gemacht. Fotos: Frank Albrecht