Tanzperformance ist kein Hexenwerk

Erstellt am 27.08.2020

Von Frank Albrecht

ARNSBERG - Der Treffpunkt für die Vorstellung einer neuen großen Tanzperformance in der Stadt Arnsberg war bewusst gewählt: Am sagenumwobenen Hexen-Tanzplatz vor dem Ehmsendenkmal im Eichholz stellten Peter Kleine und Kirsten Minkel zusammen mit den Akteuren die neue Idee vor: „Schwelen“ ist der Titel einer zeitgenössischen Tanzperformance, wie sie die Akteure des Netzwerkes aus Künstlerinnen und Künstlern selber nennt. „systemrhizoma“ heißt die Gruppe, die in den nächsten Wochen in der Stadt arbeitet und das Thema „Hexenverfolgung“ in Arnsberg auf die Bühne bringen will. Vom 24. bis 28. September wird das Werk dann auf der Bühne des Sauerlandtheaters zu sehen sein.

„Wir wollen uns ganz bewusst auf das Thema der Hexenverfolgung einlassen und sehen eine Menge aktueller Bezüge dabei“, sagte Peter Kleine vom Kulturbüro der Stadt Arnsberg. Das Thema sei zwar historisch, habe aber Bezüge und Realität bis in die Gegenwart. Es gehe um Ausgrenzung und Hass, zwei sich ergänzende Handlungsmuster, die das Zusammenleben in der Gesellschaft prägen und beeinflussen. „Derzeit gibt es keine informelle Grundvereinbarung mehr über das Miteinanderumgehen in der Gesellschaft“, so Peter Kleine. Bei der Vielzahl – auch falsch gegebener – Informationen gehe es auch um die Frage: Was ist noch wahr? Genau diese Frage will die Tanzperformance auf ihre Art verfolgen.

Die neunköpfige Projektgruppe will sich mit ihrer Performance auf ein Wagnis einlassen. „Es gibt eine historische Herangehensweise und eine künstlerische Interpretation“, beschrieb Peter Kleine. Damit seien sozusagen zwei Projekte in dem einen verbunden – Tanz und historische Arbeit. Am Ende des Projektes werde man sich dann den Fragen stellen. „Wir erwarten dazu eine spannende Zeitreise“, zeigte sich Peter Kleine erfreut.

Um genau dahin zu kommen, wird das Tanzprojekt von langer Hand vorbereitet. „Die Künstlergruppe wird rund zwei Monate bis zu den Aufführungen in Arnsberg wohnen“, beschrieb Kirsten Minkel vom Kulturbüro der Stadt. Von dort aus werde in Sachen Hexen, Hexenverfolgung und Hexenprozesse an verschiedenen Stellen in der Stadt recherchiert. Unterstützung dafür kommt von Stadtarchivar Michael Gosmann und seinem Team. Und gleich nach der Vorstellung am Hexentanzplatz machten sich alle auf zu einer Stadtführung.

Mit dem Anspruch, interdisziplinär und heimatverbunden zu arbeiten, habe das Projekt Mittel für die Theater- und Tanzarbeit des Kultursekretariats Gütersloh bekommen, erklärte Kirsten Minkel. Konkret aus dem Fördertopf „heimwärts“ habe es für die Theaterperformance in Arnsberg sogar den größten Förderanteil gegeben.

 

„Hexen bekommen stets eine prominente Position im Ballett!“ – René Reith, Künstler des Netzwerkes „systemrhizoma“

 

„Noch ist aber unklar, wohin die Reise geht“, so Minkel bei der Vorstellung. Und genau das macht den Reiz aus: Schon im Titel „Schwelen“ werde ein unvollendeter Prozess angesprochen, so Thimo Kortmann vom Projekt. Damit solle ein besonderer Zustand beschrieben werden – ein kleines Glimmen, bei dem das Feuer noch nicht so ganz ausgebrochen ist, eine mögliche Katastrophe aber bereits erwartet werde.

Dass das Hexenthema in Arnsberg besonders gut aufgehoben sei, davon zeigten sich alle Beteiligten überzeugt. Vom Material Holz, das in Hülle und Fülle zu finden ist, gehe eine besondere Faszination aus, so die Künstler. Als alltägliches Material eigne sich Holz zum Bau von Wohnungen, aber auch von Scheiterhaufen. In den knapp zwei Monaten Vorbereitung erwarten die Künstler ein inhaltliches Spannungsfeld, das sich zwischen Hexen, Angeklagten und Anklägern bewege.

Um für den vermeintliche schweren Bühnenstoff eine Verankerung in Arnsberg zu finden, soll es für interessierte Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit geben, in einem extra Tanzworkshop tiefere Einblicke zu bekommen. Ohne Verbindung zur eigentlichen Aufführung der Performance könne hier geprobt werden, ein Termin steht auch schon fest: Am Sonntag, 27. September, von 18 bis 20 Uhr im Sauerlandtheater.

Einbringen können sich Arnsberger überdies auch beim Bühnenbau. Es soll ein aufwändiges Bühnenbild zur Performance aus Holz entstehen, für das sowohl Know-How als auch Material aus der Bevölkerung erhofft wird. „Das ist ein identitätsförderndes Angebot“, so Kirsten Minkel vom Kulturbüro der Stadt.

 

Peter Kleine (li.) und Kirsten Minkel (re.) stellten jetzt zusammen mit den Künstlern des Projektes „systemrhizoma“ die Idee zur Tanzperformance mit dem Thema „Hexen“ und „Hexenverfolgung“ in Arnsberg vor.

Die Künstlerinnen und Künstler der Tanzperformance „Schwelen“ am Ehmsendenkmal in Arnsberg, wo auch der ehemalige Hexentanzplatz war.

Infobox:

Premiere von „Schwelen“ ist am Donnerstag, 24. September, weitere Aufführungstermine sind vom 25. bis 28. September

Die Umsetzung des bereits entwickelten Bühnenbildkonzeptes soll mit Expertinnen und Experten für Holzbau umgesetzt werden

Kontakt zum Künstlernetzwerk und Anmeldung für den Tanz-Workshop ist unter thimodontospamme@gowaway.systemrhizoma.de möglich und erwünscht