Aufbruchsstimmung in Gudenhagen

Erstellt am 02.09.2020

 

BRILON-GUDENHAGEN - Im Januar hatten sowohl die Evangelische wie die Katholische Kirchengemeinde die Gudenhagener Bevölkerung zu Versammlungen eingeladen. An beiden Abenden ging es um die Zukunft der evangelischen und katholischen Gemeinderäume. Bürgermeister Dr. Christof Bartsch, Ehren- und Hauptamtliche beider Gemeinden nahmen die aktuelle Lage zur Kenntnis:

Am gesamten Gebäudebestand herrscht Renovierungsbedarf. Die Kirchengemeinden können sich auf Dauer ihren Erhalt nicht leisten. Am Ende stand fest: Beide Gemeinden schätzen die bisher schon gute Zusammenarbeit und können sich für die Zukunft vorstellen, noch enger zusammenzuarbeiten. Dabei wurde der Wunsch geäußert, den Bau eines Mehrgenerationenhauses oder eines anderen Projekts zu bedenken, welches das Dorfleben in Gudenhagen-Petersborn-Pulvermühle intensivieren könnte.

Im Mai sprach Bürgermeister Dr. Christof Bartsch Pfarrer Rainer Müller und Pfarrerin Kathrin Koppe-Bäumer auf Fördermittel für Bauprojekte im ländlichen Raum an. „Ich habe im Ministerium eine große Offenheit für die Förderung solcher Projekte gerade im ländlichen Raum feststellen können und es sind ganz offensichtlich auch ausreichend Fördergelder vorhanden“, teilte er den beiden mit und machte ihnen Mut, die Bebauung des Grundstücks am Albert-Schweitzer-Zentrum unter Einbeziehung von Kirche und Gemeinderäumen zu bedenken und mit Fachleuten und Dorfbewohner*innen zu diskutieren.

So kamen Anfang Juni zahlreiche Männer und Frauen aus dem Dorf mit Experten von Diakonie, Caritas, Integrationsdienst, dem Bürgermeister, dem Stadtkaplan und Fachleuten des Kreiskirchenamts Sauerland-Hellweg in der Evangelischen Kirche in Gudenhagen zusammen.  Bürgermeister, Pfarrerin und  Pfarrer erläuterten dem Plenum, dass sie sich eine Umwandlung der Kirche im Zusammenhang mit dem Bau eines Mehrgenerationenhauses oder Nachbarschaftszentrums gut vorstellen könnten.

Rainer Müller stellte klar, von den drei Möglichkeiten Abriss, Verkauf oder Umwandlung der Kirche sei die dritte ihm die liebste. Dorfbewohner*innen, Gemeindeglieder und Fachleute bekundeten großes Interesse. Aufbruchsstimmung breitete sich aus.

Der Gedanke, die Kirche als Gebäude zu erhalten, ihr neue Funktionen zu geben und dadurch langfristig mit mehr Leben zu füllen, beflügelte die Versammlung. Am Ende stand die Aufforderung an die Evangelische Kirchengemeinde, sich intensiv über die geäußerten Ideen Gedanken zu machen.

Ralf Gütting von der Stabsstelle Strukturveränderungen im Kreiskirchenamt staunte darüber, dass so vielen Menschen die Zukunft der Kirche und des Ortes am Herzen liege. Obwohl er aktuell mehrere andere Projekte betreut, war er sofort bereit, Arbeitszeit für Gudenhagen-Petersborn zur Verfügung zu stellen.

Auch Dr. Judith Kuhn vom Institut für Kirche und Gesellschaft der Evangelischen Kirche von Westfalen stieg mit ins Boot. Das Presbyterium der Ev. Kirchengemeinde beschloss, beiden Fachleuten das Vertrauen auszusprechen und sie mit der Leitung der Vorgänge zu betrauen, die notwendig sind, um finanzielle Unterstützung für die Vorarbeiten eines Stadtteilprojekts zu bekommen.

So ein Projekt kann gelingen, wenn die Menschen in Gudenhagen-Petersborn-Pulvermühle gemeinsam überlegen, wie sie sich die Zukunft im Ort vorstellen und wenn viele gesellschaftliche Kräfte den Prozess mittragen.

Kathrin Koppe-Bäumer, Pfarrerin der Region 8 im Kirchenkreis Soest-Arnsberg, wird die Koordination des Projekts vor Ort übernehmen. Das Presbyterium hat die Gründung einer Projekt- und einer Steuerungsgruppe beschlossen, deren Arbeit allerdings erst beginnt, wenn es möglich ist, Zuschüsse für die Erstellung einer Sozialraumanalyse und einer Machbarkeitsstudie zu bekommen.

Menschen aus dem Dorf, die sich für die Zukunft von Gudenhagen-Petersborn-Pulvermühle engagieren wollen, sind herzlich eingeladen, sich bei Kathrin Koppe-Bäumer zu melden: 0171 20 70755.

 

Als Kirche keine Zukunft mehr: In Gudenhagen diskutieren Bürger und Verantwortliche gemeinsam über die Schaffung eines Nachbarschaftszentrums. Fotos: Hans-Albert Limbrock

Fast 60 Jahre alt ist das Albert-Schweitzer-Gemeindezentrum.