Die fremde Nähe kennenlernen

Erstellt am 09.10.2020

Von Kathrin Koppe-Bäumer

OlSBERG/MEDEBACH - „Für die Corona-Zeit haben wir mit der klimafreundlichen Wanderwoche zu Sauerländer Seelenorten genau das richtige Angebot gemacht“. So lautet das Fazit von Simone Pfitzner, Referentin für Seelsorge im Alter im Evangelischen Kirchenkreis Soest-Arnsberg. Mit Kathrin Koppe-Bäumer, Regionalpfarrerin der Region 8, hatte sie im September 2019 das Konzept entwickelt: „Mit diesem Angebot wollten wir für gutes Klima sorgen“.

Dass es dabei um konstruktive Reaktionen auf den Klimawandel und um eine gute Atmosphäre in Gruppen ging, merkten die Teilnehmer*innen der beiden Wanderwochen, die Anfang August und Ende September stattfanden. Zweimal zwanzig Wanderlustige aus Brilon,  Marsberg, Olsberg, Bestwig und Medebach meldeten sich an. Weitere kamen dazu aus Wickede, Hattingen, Menden, Mittelfranken und Buxtehude.

Beim Wandern kommt man schnell ins Gespräch, kann Teilstrecken allein oder in Kleingruppen gehen, achtet gegenseitig auf einander, auch wenn alle bergauf schweigend den Anstieg bewältigen. „Am zweiten Tag kannte ich schon fast alle mit Namen“, erinnert sich Kathrin Koppe-Bäumer. Die körperliche Bewegung bringt die Gruppe zusammen.

„Danke, das ihr mich so freundlich in die Gruppe aufgenommen habt“,  sagte eine Teilnehmerin während der Schlussandacht am 2. Oktober in der Evangelischen Kirche in Medebach. „Danke für den Trost in persönlichen Gesprächen. Viele von uns haben ihr Päckchen zu tragen“, sagte eine andere. Eine nächste: „Ich habe mich jeden Abend auf den nächsten Tag gefreut“:

Die tägliche Programmgestaltung kam bei allen gut an: Die Wege waren abwechslungsreich und boten unterschiedliche Erfahrungen: Sonnenbaden auf den Steinen im Alme-Quelltopf, Gipfelblicke vom Ginsterkopf, Grenzübergänge zwischen Madfeld und Bredelar, Staunen unter riesigen und urralten Douglasien in Medebach, Nebelgänge auf der Usselner Heide, ermutigende  Referate über erfolgreiche Dorfgemeinschaftsprojekte und geistliche Impulse, die Beziehung stifteten zwischen Wander-und Lebenserfahrungen. Die klimafreundlichen Speisen und Anregungen, die Dorothee Wenken mit ihrem Team zubereitete und mit Herz und Verstand erläuterte, haben Mut zum Experimentieren gemacht.

Das Alter war bei der Anmeldung nicht relevant. Teilgenommen haben Männer und Frauen zwischen 50 und 85 Jahren. „Sie können am besten selbst einschätzen, welche Wanderungen Sie sich zutrauen“, hatten die beiden Leiterinnen denen gesagt, die sich anmeldeten. Im Rückblick stellen sie fest: Einige Routen waren zwar anstrengend, andere dafür leichtgängig, immer gab es genügend Zeit zum Ausruhen.

Bis auf drei, die an den ersten Tagen erkrankten, haben alle Teilnehmenden die Routen gut bewältigt. „Am ersten Abend war ich richtig geschafft, aber jetzt bin ich stolz auf mich, dass ich alle Wanderungen mit meinem neuen Knie gut geschafft habe“, sagte eine Frau auf der Rückfahrt. Manchmal muss man sich eben etwas zutrauen, auch wenn man ein wenig an sich zweifelt“, ergänzte ihre Freundin.

Dass die Anfahrten zu den Treffpunkten und die Abfahrten per Bus und Bahn stattfanden, war wichtiger Bestandteil des Projekts. Die RLG, eins der Sauerländer Verkehrsunternehmen, hatte den Teilnehmer*innen Urlaubertickets verkauft, obwohl sie in der Region leben. Nur am Tag des Verdi-Streiks kamen Fahrgemeinschaften und eine Shuttlefahrt mit dem Taxi-Bus als Plan B zum Tragen.

Urlaub mit Tagesrucksack, Übernachtungen im eigenen Bett, Picknick-Service unterwegs und Exkursionen in die oft fremde Nähe – das Konzept könnte sich in den nächsten Jahren weiter entwickeln. Die Teilnehmer*innen der Wanderwochen und auch die Leiterinnen können sich eine Wiederholung gut vorstellen. Neue Ideen nehmen sie gern auf.

Schon die zweite Wanderwoche profitierte von Vorschlägen, die eine Teilnehmerin der ersten gemacht hatte: Sie sorgte dafür, dass das erste Picknick im Umfeld des Dorfgemeinschaftshauses in Madfeld stattfinden konnte und wies auf den anregenden Kreuzweg auf dem Dorffriedhof hin. Beim Aufenthalt in Düdinghausen holte Wanderführer Horst Frese die lokale Wanderkarte auf den Tisch und schlug eine Route fürs nächste Jahr vor. Auch Helmut Geldbach, Wanderführer des SGV Medebach, sagte seine Unterstützung für nächste Jahr zu.

Ende Oktober treffen sich die Wanderwochengruppen zum Nachgespräch und werden besprechen, wie unterwegs geknüpfte Beziehungen weiter wachsen und wie in Zukunft wandernd die Region weiter erobert werden kann.