Haben die Partnerschaften mit Afrika noch eine Zukunft?

Erstellt am 01.10.2021

Konstruktiver Austausch beim Ökumenefest in der Petrikirche / Presbyterien sollen sich mit Thema beschäftigen

Lurz Wulfestieg berichtete über den aktuellen Stand der Partnerschaft mit dem Kirchenkreis Grand Nord in Kamerun. Fotos: Hans-Albert Limbrock

Von Hans-Albert Limbrock

Kirchenkreis. Afrika ist weit - und oftmals auch weit weg. 5000 Kilometer sind es aus dem Kirchenkreis bis Kamerun, 10.000 sogar bis nach Tansania. In diesen beiden afrikanischen Ländern liegen die zwei Partnergemeinden des Kirchenkreises. Über Jahrzehnte hinweg bestanden gute, teils intensive Kontakte; fanden regelmäßige Besuche statt.

Doch zuletzt ist das alles ein wenig eingeschlafen. Natürlich spielt auch hierbei Corona eine große Rolle. Aber die Pandemie ist es nicht allein. In Grand Nord zum Beispiel sind es auch (kirchenpolitische) Differenzen und Streitigkeiten, die es schwierig machen, die Kontakte aufrecht zu erhalten und die Partnerschaft zu pflegen.

„Der Kirchenkreis dort ist inzwischen geteilt“, berichtete Pfarrer Lutz Wulfestieg jetzt beim Ökumene-Tag des Kirchenkreises und ergänzte: „Wir müssen uns die Frage stellen, mit welchem Teil wir in Zukunft weitergehen wollen.“

Wulfestieg berichtete auch von einem Rückschlag, der den Kirchenkreis schmerzt. Das Manfred-Selle-Gesundheitszentrum (benannt nach dem im Mai 2002 verstorbenen Superintendenten), das mit viel Geld aus Deutschland errichtet worden ist, wurde „platt gemacht“ (Wulfestieg), weil dort eine Straße durchführen sollte, die man wegen des Afrika Cups bauen wollte. Die kontinentale Fußball-Meisterschaft (vergleichbar mit der EM in Europa) hat indes bisher in Kamerun nie stattgefunden; das Selle-Zentrum ist trotzdem verschwunden.

„Es gibt eine Menge Schwierigkeiten“, bilanzierte Wulfestieg und erinnerte daran, dass man in diesem Jahr auf eine 25-jährige Partnerschaft mit dem Kirchenkreis Grand Nord zurückblicken könne: „Wir feiern praktisch Silberhochzeit.“

Auch mit Tansania läuft es aktuell nicht wirklich rund, wie Karlheinz Krause berichtete, der noch 2019 gemeinsam mit Pfarrer Burkhard Krieger vor Ort in Ihembe war. In der Vergangenheit wurden von Arnsberger Seite unterstützt: das Frauenzentrum, die Krankenstation, Baumpflanzprojekte an verschiedenen Orten, Aids-Projekte und schließlich die Ausbildung von Evangelisten.

Die Nachrichten aus dem ostafrikanischen Land in Sauerland sind zuletzt indes nur noch spärlich geflossen. In Videoeinspielungen, die eigens für das Treffen in der Soester Petrikirche aufgenommen worden waren, wurde von afrikanischer Seite allerdings ein reges Interesse an der Fortführung der Partnerschaften signalisiert. Da war von einer „Hand-in-Hand-Partnerschaft“ die Rede, auf die man in Zukunft baue.

Lutz Wulfestieg empfahl, dass man sich künftig weniger um Projekte als vielmehr um konkrete Themen kümmern solle; davon gebe es genug: Gemeindeaufbau, Unterstützung von Schulen und medizinischer Versorgung, Alphabetisierungs-Kampagnen und vieles mehr.

 

Das letzte Wort hatte an diesem Tag Superintendent Dr. Manuel Schilling, der eine ehrliche und ungeschönte Bestandsaufnahme einforderte: „Der heutige Tag war der Anstoß zu einem Konsultationsprozess.“ Bis zur Sommersynode 2022 sollen sich Kreissynodalvorstand und die Presbyterien mit dem Thema Partnerschaften beschäftigen. Schilling: „Dann werden wir anschließend sehen, wo wir bis 2030 stehen wollen.“ Das damit auch das Ende der Partnerschaften stehen könne, formulierten einige Teilnehmerinnen und Teilnehmer bereits in der Petrikirche. 

In Kleingruppen wurde darüber diskutiert, wie es weitergehen soll.

Pfarrer Burkhard Krieger war zuletzt 2019 in Tansania und formulierte seine Erwartungen an die zukünftige Partnerschaft.