Da kommt etwas Gutes

Erstellt am 25.03.2022

Die Arnsbergerin Christina Schulte-Huermann ist Lebens- und Sterbeamme

Der Tod der eigenen Mutter hat bei Christina Schulte-Huermann dazu geführt, sich intensiver mit dem Thema Tod zu beschäftigen. Heute leitet sie das Lebenshaus in Arnsberg und bietet unter dem Titel L(i)ebewohl Trauerbegleitung an. Foto: Hans-Albert Limbrock

Von Hans-Albert Limbrock

Arnsberg. Manchmal braucht es einschneidende Erlebnisse, damit unser Leben eine andere Ausfahrt nimmt. Bei Christina Schulte-Huermann war das der Tod der eigenen Mutter. „Diese unmittelbare Betroffenheit“, sagt die Arnsbergerin, „hat meinem Leben eine völlig andere Richtung gegeben.“

Das war 2010. Der Verlust war schließlich Antrieb und Motivation, sich intensiv mit den eigentlich elementaren Fragen des Lebens zu beschäftigen: Leben, Tod, Verlust, Abschiednehmen. Schulte-Huerkamp: „Ich bin an meiner eigenen Trauer gewachsen und bin trotz des großen Schmerzes über den Verlust meiner Mutter neue und andere Wege gegangen.“ Heute kann sie deshalb sagen: „Ich bin gestärkt aus der Trauer hervorgekommen.“

Um diese Erfahrungen auch mit anderen zu teilen, war es nur ein vergleichsweise kleiner Schritt zur beruflichen Selbstständigkeit, bei der die Trauerbegleitung nun schon seit 2018 im Mittelpunkt steht. Da hat Christina Schulte-Huermann sich bei Claudia Cardinal zur Lebens- und Sterbeamme ausbilden lassen und anschließend, im Jahr 2020, das Sterbehaus Arnsberg und ihr Unternehmen „L(i)ebewohl“ gegründet.

Die Räumlichkeiten im Tannenweg 13 dazu hatte sie schon vorher, nur anderweitig genutzt: als Tanzstudio. „Der Tod hat ja auch viel mit dem Leben zu tun“, erklärt sie diesen auf den ersten Blick gewagten Spagat, den sie auch selbst „als sehr mutig“ bezeichnet und ergänzt: „Und auch Trauer ist schließlich Leben.“

Dort „wo das Leben lebt“, bietet sie nun konkrete Trauerbegleitung und unterhält ein Trauercafe, organisiert Seminare und hält Vorträge. Schulte-Huermann: „Der Tod ist in unserer Gesellschaft immer noch ein großes Tabuthema, dem sich die Menschen nur ungern stellen. Viele trauen sich nicht, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Dabei ist es so wichtig, sich zu Lebzeiten um viele Dinge zu kümmern, die damit zusammenhängen.“

Das geht weit über eine klassische Patientenverfügung, die man mal eben mit einem Click aus dem Internet herunterlädt, oder dem notariell begleiteten Aufsetzen eines Testaments hinaus. „Wer sich früh genug diesem Thema stellt“, so ihre feste Überzeugung, „sorgt auch für einen größtmöglichen Frieden unter allen Beteiligten.“

Eines ihrer Hauptanliegen ist es, Ängste abzubauen. Sie empfiehlt daher: „So lange man handlungsfähig ist, sollte man die entscheidenden Weichen stellen.“  Bei diesem Prozess bietet sie vielfältige Hilfe und Unterstützung: „Ich bin da offen für alles und helfe auf allen Ebenen bei einem Abschied.“

Natürlich gehört dazu dann auch oft die Frage: Was kommt denn nach dem Tod? Darauf hat auch Christina Schulte-Huermann keine abschließende und erst recht keine wissenschaftlich fundierte Antwort – wie auch? „Aber ich bin ein sehr gläubiger Mensch, und deshalb bin ich zuversichtlich und davon überzeugt, dass der Tod nicht das Ende von  allem ist. Da gibt es noch mehr. Ich bin optimistisch, dass nach unserem Leben etwas Gutes auf uns wartet. Deshalb habe ich auch keine Angst vor dem Tod. Im Gegenteil: Ich freue mich auf das, was kommt.“

www.sterbeamme-arnsberg.de