Sorge um Rolle der Kirche in der Gesellschaft

Erstellt am 11.02.2022

Die Reihe der politischen Gespräche hat Superintendent Dr. Manuel Schilling (im Vordergrund) jetzt mit den SPD-Bundestagsabgeordneten Wolfgang Hellmich und Dirk Wiese (von links) fortgesetzt. Fotos. Hans-Albert Limbrock

Soest-Arnsberg. Sie sind beide Sozialdemokraten, sind beide evangelisch und fühlen sich ihren jeweiligen Kirchengemeinden verbunden. Und sie sind beide Abgeordnete des Deutschen Bundestages. Eine Kombination, die so natürlich nicht die Regel ist. Die aber das Gespräch zwischen Superintendent Dr. Manuel Schilling sowie Wolfgang Hellmich und Dirk Wiese durchaus bereicherte.

Wohl auch deshalb formulierten die Sozialdemokraten, die die heimische Region von Börde und Sauerland im Bundestag vertreten, ihre Sorge um die Zukunft der Kirche in unserer Gesellschaft klar und deutlich. „Ich stelle eine abnehmende Bindung der Gesellschaft zur Kirche fest“,  erklärte der Soester Hellmich beim Besuch im Kreiskirchenamt. In unregelmäßigen Abständen sucht Schilling den Dialog mit den heimischen Volksvertetern- und vertreterinnen und lädt zum Gespräch ein.

Dass Hellmich einen recht engen Kontakt zur Kirche hat, „geht tief in die Familiengeschichte zurück“ und habe schon seine Kindheit und Jugend auf dem elterlichen Bauernhof in Welver-Meyrich geprägt. Auch seine inzwischen erwachsenen Kinder würden heute noch bei ihren Besuchen in Soest den Austausch mit Petri-Pfarrer Christian Casdorff pflegen, bei dem sie einst konfirmiert wurden. Dass nun immer mehr Menschen in Distanz zur Kirche gehen, „erfüllt mich mit einer tiefen Sorge. Die Kirche ist so etwas wie der Kit in unserer Gesellschaft. Aber diese Bedeutung schwindet. Und das ist alles andere als gut“

 Dem konnte der Superintendent grundsätzlich beipflichten:  „Die Kirche durchlebt schwierige Zeiten.“ Mitverantwortlich dafür seien natürlich die Debatten um die Missbrauchsskandale. Dass davon in erster Linie die katholische Kirche betroffen sei, helfe nicht wirklich: „In der öffentlichen Wahrnehmung wird da nicht sonderlich differenziert. Da kommt alles in einen Topf und Kirche wird pauschal verurteilt.“

Auch Dirk Wiese aus dem Hochsauerlandkreis unterhält gute Kontakte zu seiner Kirchengemeinde in Brilon. Positiv beurteilt der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD im Bundestag die Position der evangelischen Kirche während Corona: „Ich finde, es war eine klare Haltung in den Zeiten der Pandemie zu erkennen.“

Eine klare Haltung – das wünscht sich der 38-jährige Politiker auch in Zukunft von seiner Kirche: „Kirche sollte sich bei Fragen wie zum Beispiel der Sterbehilfe oder zur Flüchtlingspolitik in die öffentliche Diskussion einmischen, positionieren und die Stimme erheben, denn sie ist für unsere Gesellschaft ein wichtiger Multiplikator. Dem sollte sie durch klare Haltung auch gerecht werden.“  (Lim)

Wolfgang Hellmich: „Ich stelle eine abnehmende Bindung der Gesellschaft zur Kirche fest.“

Dirk Wiese: „Kirche sollte sich in die öffentliche Diskussion einmischen.“