Das Hobby zum Beruf gemacht

Erstellt am 02.07.2021

Pfarrer Ernst Pallmann mit Ehefrau sowie Pfarrer Dr. Christian Klein sowie Superintendent Dr. Manuel Schilling. Fotos: Toni Nitsche

 

Von Toni Nitsche

Wickede. Superintendent Manuel Schilling hat den 63jährigen Ernst Pallmann in der Evangelischen Kirche in Wickede von seinen Aufgaben entpflichtet. Seit 2018 war er in den Kirchengemeinden Wickede, Neheim und Sundern tätig.

In der Ruhrgemeinde hat sich Ernst Pallmann in den drei Jahren in die Herzen der Gemeindemitglieder verankert. Schon Pfarrer Dr. Christan Klein sagte zu Beginn des Gottesdienstes, dass Pallmann eine große Lücke hinterlässt. Presbyter Hartwig Meier meinte, dass der 63-Jährige ein „Mehrwert“ für die Gemeinde war. Er lobte sein großes Engagement für die Kirchengemeinde.

Karl-Heinz Kirchner teilte mit, dass der scheidende Pfarrer sein Vorbild war. Er bescheinigte, dass Ernst Pallmann keine Herausforderung gescheut hatte. „Herausforderungen sind für Dich Wege, Lösungen zu finden“, lobte  der Wickeder den scheidenden Pfarrer. Dass der 63-Jährige so wirklich in den Ruhestand geht, konnte sich Karla Klotz in ihrem Grußwort nicht vorstellen. Sie meinte, wenn es als Rentner nicht gleich funktionieren sollte, sollte er sagen, dass es sein erster Ruhestand ist und er noch üben müsse. Svenja Schröder wünschte ihm, dass er in Zukunft Dinge machen kann, zu denen er zuvor nicht gekommen ist.

Superintendent Manuel Schilling blickte bei der Entpflichtung auf die Stationen von Ernst Pallmann, in den 30 Jahren als Theologe in der Kirche Westfalens, zurück. Dabei war es ein Zufall, dass der eingefleischte Fan von Borussia Dortmund Pfarrer wurde. Die Vorbereitungen der Kindergottesdienste machten ihm als Heranwachsender sehr viel Spaß und er verbrachte immer mehr seiner Freizeit in der Kirchengemeinde. Aber nach seiner Schulzeit schlug er erst einmal einen anderen Weg ein.

Weil er einen Betrieb übernehmen sollte, macht Ernst Pallmann eine Ausbildung zum Industriekaufmann. Als sich die Pläne der Firmenübernahme zerschlugen, war es für ihn sofort klar, dass er jetzt sein Hobby zum Beruf machen wollte. In Wuppertal und Bochum studierte er fortan Theologie.

Nachdem er sieben Jahre im Vikariat in Kamen-Heeren verbracht hatte, kam er als Jugendpfarrer in den Kirchenkreis Unna. An diese Zeit erinnert er sich gerne zurück. „Ich hatte 30 Jugendreferenten an meiner Seite und  wir sind mit 500 Gläubigen zum Kirchentag gefahren“, blickte er zurück. Sein Organisationgeschick, dass viele an ihm schätzen, hat er sich aus seiner Sicht in diesen Jahren in Unna angeeignet.  „Das war nicht einfach, für so viele Leute die Fahrten im eigenen Sonderzug und die zentrale Unterbringung in den Orten der Kirchentage zu organisierten. Aber ich habe das alles hinbekommen“, lächelt er.

An seinen Pfarrstellen hat Ernst Pallmann immer wieder versucht, mit der Gemeinde neue Wege zu gehen. So hat er in Iserlohn einen Mittagstisch für Wohnungslose mit ins Leben gerufen, der nun schon seit rund 25 Jahren zu einer wichtigen Anlaufstelle geworden ist. In Altena-Evingsen war er mit Ideengeber des Nachtmarktes, der rund um die Kirche gefeiert wurde und das ganze Dorf mitintegrierte.

Nicht glücklich wurde er in Ostwestfalen. Dort bereute er drei Kindergärten und  zwei  Kirchengemeinden mit 4000 Mitgliedern. Da er nach sieben Jahren an seine Grenzen angekommen war, reichte er eine Versetzung ein, die ihn schließlich nach Wickede, Neheim und Sundern brachte.

Bei seiner letzten Pfarrstelle hat Ernst Pallmann sogar noch Neues gelernt. „Ich als alter Sack habe Videokonferenzen und WhatsApp beigebracht bekommen, auch wenn es etwas gedauert hat, ich beherrsche es jetzt“, lachte er. Neue Wege, findet er, muss auch die Kirche gehen. „Auch hier muss mit der Zeit gegangen werden und nicht das alte Dagewesene einfach  nur kopieren“, so Pallmann. Er sagt, dass er grundsätzlich für eine neue Form von Gottesdiensten ist. „Das ´Tun´ ist dabei wichtig und nicht nur das ´Reden´“, weiß er aus seiner eigenen Erfahrung. 

So ganz wird er aus dem kirchlichen Leben nicht verschwinden. „Ich bin nur entpflichtet und kann weiterhin alles im kirchlichen Sinne machen“, ließ er die Wickeder zum Abschluss wissen.

 

Niemals geht man so ganz – zahlreiche gute Wünsche der Gemeindeglieder begleiten Pfarrer Ernst Pallmann, der der Gemeinde auch in Zukunft verbunden bleibt.