Vom Soestbach an die Elbe

Erstellt am 17.09.2021

Pfarrer Bernd-Heiner Röger geht in den Ruhestand, verlässt Soest und zieht nach Dresden

Geht in den Ruhestand und hat künftig in Dresden seinen Lebensmittelpunkt: Bernd-Heiner Röger. Foto: Hans-Albert Limbrock

Von Hans-Albert Limbrock

 

Soest. Nein, halbe Sachen sind nicht sein Ding. Pfarrer Bernd-Heiner Röger mag es gerne konsequent. Und weil das so ist, ist es auch nur konsequent, mit dem Eintritt in den Ruhestand nicht nur die Pfarrstelle, sondern gleich die ganze Stadt zu verlassen. Dabei ist das kein Abschied im Zorn oder aus einer Enttäuschung heraus. Ganz im Gegenteil: „Ich werde Soest immer in sehr guter Erinnerung behalten.“

Aber jetzt ist eben Zeit für einen neuen Lebensabschnitt, einen neuen Lebensmittelpunkt. Und der wird nicht in Soest sein, sondern in Dresden. Ende des Monats September erfolgt der Umzug in die sächsische Metropole. Warum Dresden? „Ich mag den Osten. Ich habe nach einer Stadt gesucht, die noch einmal neu ist für mich und in der es viel Kultur gibt.“

Auf ungezählten Radtouren hat Röger die neuen Bundesländer in den vergangenen Jahren schätzen gelernt: „Ich bin dort über 1000 Kilometer mit dem Rad gefahren.“ Deshalb findet er es „äußerst spannend“, dort den Ruhestand zu genießen. Am Erntedank-Sonntag (26. September) in Hattrop und am 3. Oktober in St. Petri wird er noch zwei Gottesdienste halten. Dann heißt es, Abschied nehmen aus Soest.

Aus der Stadt, die ihm seit dem 1. Februar 2002 ein Stück Heimat gewesen ist, in der seine Erfüllung in einer Pfarrgemeinde gefunden hat, die dem gebürtigen Siegener vom ersten Tag an gefallen; die ihn aber auch gefordert hat. „Ich bin einer schwierigen Zeit gekommen“, blickt Röger zurück. Vieles stand damals in der größten Soester Kirchengemeinde auf dem Prüfstand. Die Stimmung in der Gemeinde war alles andere als gut; es gab reichlich Grabenkämpfe vor und noch mehr hinter den Kulissen.

Und trotzdem: „Es war und ist auch heute noch eine Gemeinde mit unheimlich viel Potenzial.“ Beeindruckt hat ihn gleich die 800 Jahre zurückreichende Ahnentafel der Pfarrer: „Da merkt man erst, welch kleines Licht man selber ist.“

Überhaupt: Die Historie der beiden alten Kirchen St. Petri und St. Pauli – beide im Herzen der Stadt gelegen – hat es Röger bis heute angetan.  Besonders die Gottesdienste in der Alde Kerk (St. Petri) hat er bis heute genossen: „Der Kirchenraum hat eine ganz besondere Aura: Hier haben schon Generationen gebetet. Das macht was mit einem.“

Von Beginn an gab es reichlich zu tun. Früh hat Röger gemerkt, dass ihm die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen besonders viel Spaß macht; dass Konfirmandenarbeit zum Beispiel genau sein Ding ist, ebenso die Öffentlichkeitsarbeit. Und dann war da noch der Neubau der Orgel. Auch hier hat sich Röger stark engagiert: „Sicherlich ein Highlight während meiner fast 20 Jahre in Soest.“ Das alleine schon, weil Kunst- und Kirchengeschichte so etwas wie seine Steckenpferde sind: „Dafür habe ich mich schon immer interessiert, schon während der Schulzeit.“

Dass er nun in den Ruhestand gehen kann, empfindet der 63-Jährige mit einer „gewissen Erleichterung“. – „So schön der Beruf des Pfarrers auch ist“, gewährt Röger einen kleinen Einblick in sein Seelenleben, „zuletzt ist es doch auch sehr anstrengend gewesen. Zunehmend habe ich eine gewisse Erschöpfung gespürt.“

Das liege vor allem daran, dass Kirche im Umbruch sei und sich der Beruf des Pfarrers dadurch stark verändere. Auch deshalb, so glaubt er, wird er im Ruhestand nicht viel vermissen: „Allenfalls die Menschen, die vielen interessanten Begegnungen und natürlich die Kirche und ihre Räume. Doch – das werde ich schon vermissen.“

Auch deshalb wird er immer mal wieder in Soest vorbeischauen, vermutlich mit dem Fahrrad, denn von Dresden nach Soest ist es nicht weiter als von Soest nach Dresden.