Stürmischer Abschied von Röger

Erstellt am 08.10.2021

Petri-Pfarrer geht in den Ruhestand und verlässt Soest Richtung Dresden

Unter diesem bunten Tuch schlüpften alle durch - der verabschiedete Bernd-Heiner Röger zuallererst, dann alle Pfarrer und die Gemeinde hinterdrein.

 

Von Thomas Brüggestraße

Soest. Windig war es und ein wenig regnerisch, als Petri-Pauli Pfarrer Bernd Heiner Röger eine Abschiedsrunde um die „Alde Kerk" machte - im wehenden Talar und zusammen mit seinen Amtsbrüdern Dr. Christian Welck und Christian Casdorff sowie dem Superintendenten des Kirchenkreises Soest-Arnsberg, Dr. Manuel Schilling.

„Das Wetter passt zum Erntedank, genau so wie mein Abschied und das Erntedankfest gut zusammenpassen, wo es doch immer um das Säen, um das Wachsen und um das Ernten geht", sagte Röger zuvor in seiner Predigt vor vollen Bänken – eine Reihe musste wegen Corona zwischendurch immer frei bleiben: „Ich bin ganz froh, dass mein Abschied mit dem Erntedankfest zusammenfällt, denn was wir an Erntedank feiern, dass etwas gewachsen ist, dass Gott Saat hat aufgehen lassen, das erleben wir ja nicht nur in der Landwirtschaft."

Den Zusammenhang, den gebe es überall, bei der Arbeit, im persönlichen Leben von allen – und natürlich auch in einer Kirchengemeinde.

Röger weiter: „Nicht alles, was man sät, geht auf, nicht alles, was wir anpacken, gelingt." Manchmal sei die Ernte magerer als erhofft. Es seien immer die Menschen, die pflügen und streuen, Wachstum und Gedeihen, das jedoch stehe in des Himmels Hand. Ohne Ackern gehe es nicht, aber im übertragenen Sinne sei es auch immer wieder so, dass Dinge einfach von selber wachsen und gedeihen – man stehe dann selber staunend davor und fühle sich beschenkt.

Schöne zwanzig  Jahre seien es für ihn in Soest gewesen, unterstrich Röger, bevor er vor den Stufen des Altars vom Superintendenten vom Pfarrdienst entpflichtet wurde. Für seinen Ruhestand wird er nach Dresden ziehen, „durch die Kirchenfenster von Sankt Petri hinaus, nach Osten, dem Sonnenaufgang entgegen", wie es Superintendent Manuel Schilling formulierte. Er lobte Röger als zuverlässigen Fels wie einst Petrus, als kämpferisch, beharrlich und zielstrebig für die Interessen seiner Gemeinde – dabei nahbar, bescheiden und völlig uneitel, als einen Segen für die Gemeinden.

Den Festgottesdienst mit vielen Gänsehaut-Momenten gestalteten sie musikalisch mit: Die Kantorei an St. Petri und der Gospelchor „Magnificats", Kantorin Anette-Elisabeth Arnsmeier als musikalische Leiterin und an der Orgel, aus Dresden Kristin Maria Gösmann an der Violine, aus Soest Pia Saatmann (Gesang) und Leon Jaekel am Klavier.

Die Abschiedsrunde draußen verwies auf viele Stationen von Rögers Wirken: Pinsel und Werkzeuge lagen auf dem Kopfsteinpflaster, erinnerten an Renovierungsarbeiten, daneben standen Aufsteller mit Fotos von unterschiedlichen Aktionen – die letzte Konfigruppe klebte eine minimalistische Strichzeichnung daneben: Röger mit Gitarre, und Röger musste schmunzeln. „Beschaut's Euch - so malen die mich", scherzte er. Ein paar Schritte weiter musste er unter einem bunten Tuch durchschlüpfen, der Rest der Gemeinde hinterher.

Jugendliche mit Handpuppen warteten vor der Kirche, und überall wäre der Pfarrer gerne noch länger stehen geblieben, wenn es denn nicht so windig gewesen wäre, dass die Böen den Pfarrern fast den Talar bis über den Kopf geblasen hätten.

Also wieder ab in die Kirche, schauen, was sich die Leute sonst noch ausgedacht haben für den Ausklang: Fleißige hatten schon mal ein Betten-Café vor die Altarstufen geschleppt: Ein altes Holzbett als Rahmen, dazu passend hüben und drüben Bohlen zum Sich-gegenüber-Sitzen und mittig ein kleines Tischchen. Röger hatte schon einmal Platz genommen und harrte der Dinge. Wir klinken uns mit einem festen Händedruck aus an dieser Stelle: Vielen Dank und von Herzen alles Gute!

Etwas fürs Herz

Wer den Gottesdienst miterlebt hat, weiß: Auch Christian Casdorff hat viel und wirklich Schönes erzählt. Schön auch – so kennt man ihn, so schätzen und lieben ihn alle. „Steht auf", sagt er zum Schluss: „Wir müssen reden mit Gott!" Dann hält er sie ihm hin, „unsere Leute", die Lebenden, die Toten, damit sie Segen bekommen, ganz viel davon – und einer ganz besonders, schließlich gehe mit Bernd-Heiner Röger ganz definitiv ein Guter, der von jetzt an fehlen werde: ein guter Pfarrer, ein treuer Freund, ein lieber Mensch. So schnell konnte man das alles gar nicht mitschreiben. „Hauptsache, es hat sich was ins Herz eingebrannt", witzelt Casdorff später belustigt und zeigt: „Hier – und ganz feste!"